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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 17. Oktober 2012; 04:09
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Glosse:
> Friedensprojekt EU
Es mag ja stimmen, dass die Montanunion als das Herzstueck der EU den
Frieden als pragmatische Konsequenz von gegenseitiger Information und
gemeinsamer oekonomischer Interessen als Hauptziel hatte, was so kurz
nach dem Ende des grossen Krieges eine erfreuliche Aenderung
gegenueber Versailles war. Diese Pragmatik der Kooperation und
Koexistenz hat aber im Laufe der Zeit einem immer schaerfer werden
Konkurrenzdenken, zumindest gegen den Rest der Welt Platz gemacht,
sodass es verwegen erscheint, die EU heute noch als Friedensprojekt zu
apostrophieren, ausser man meint, dass Friede im eigenen Wohnzimmer
ausreicht um die Einmischungen, Ruestungsanstrengungen und
Beistandspakte zu vergessen.
Die behaupteten 67 Jahre des friedlichen Zusammenlebens in Europa
lassen Zypern, das Baskenland, Belfast und Jugoslawien ebenso
vergessen wie die Tatsache, dass in Griechenland, Portugal und Spanien
noch lange nach den Vertraegen von Rom Militaerdiktaturen diese
Laender beherrschten.
Die quasi "Erklaerung des Wirtschaftskrieges" von Lissabon, dass die
EU die staerkste Wirtschaftsmacht der Welt werden wolle und der
sogenannte freie Markt mit seiner harten Konkurrenz als Prinzip,
Deregulierung der Rechte von Beschaeftigten und undemokratischen
Versuchen von GATT und MAI sind auch nicht gerade vom Willen eines
friedlichen Zusammenlebens, weder in Europa und schon gar nicht auf
der ganzen Welt getragen.
Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass uns in Oesterreich der (jetzt
gerade hochgelobte) Herr Vranz in puncto Neutralitaet angeschwindelt
hat, dass uns Frau Ederer einen Tausender vorgelogen hat und sogar der
Herr Voggenhuber die abgeschwaechte Sozialcharta als Fortschritt in
sozialen Fragen umdeutet, obwohl wir eine der schlimmsten
Asylpraktiken innerhalb der schlimmen Dublinregelung haben und von
namhaften Oekonomen als Paradies fuer Steuerhinterzieher bezeichnet
werden.
Man kann also den Friedensnobelpreis nur als Aufschrei der
Enttaeuschung sehen, der eine Besinnung und Umkehr zu den
humanistischen Werten von Kant, Schuhmann und Kreisky einmahnt. Das
Lobgehudel des Preiskomitees und der honorigen Bonzen der EU-Staaten
laesst dies jedoch nicht erahnen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
*Robert Reischer*
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