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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 10. Oktober 2012; 04:18
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Buecher:
> Plaedoyers und Polemiken
Helmut Dahmer
INTERVENTIONEN.
Revolutionen, Regressionen, Interpretationen.
Verlag Westfaelisches Dampfboot,
Muenster 2012,
194 Seiten, EUR 20,50
ISBN-13: 9783896919168
Helmut Dahmer hat erneut ein sehr schoenes Buch verfasst -- sozusagen 
im "Telegrammstil". In epigrammatischer Kuerze erfaehrt man/frau eine 
Menge ueber Marx, Freud, Trotzki, die -- aktuellen -- Krisen des 
Kapitalismus oder den komplexen "arabischen Fruehling".
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um "kurze Plaedoyers und 
Polemiken". Ihre Kuerze ist nicht gleichzusetzen mit inhaltlicher 
Verkuerzung. Im Gegenteil: in verdichteter Form werden historische, 
wissenschaftliche und politische Fragen behandelt bzw. zentrale 
Akteure vorgestellt.
So wird die Oktoberrevolution 1917 in wenigen Saetzen in ihren ihren 
Schluesselelementen dargelegt (S.19f). bzw. ihre nachfolgende 
"Entgleisung" unter dem despotischen Regimes Stalins -- bis hin zum 
"politischem Genozid" (Isaac Deutscher) -- skizziert. Erschuetternd 
die Schilderung des "Hitler-Stalin-Pakts" (S.122ff), in dessen Gefolge 
"missliebige Kommunisten" in Brest-Litowsk an die Gestapo ausgeliefert 
wurden (S.124).
Treffend auch die Charakterisierung Ernst Blochs: "Der 
Hoffnungsphilosoph und sein Schatten" (S.51f): Der politische 
Intellektuelle Bloch, der Verteidiger des Expressionismus und spaetere 
Freund und Mentor der antiautoritaeren westdeutschen 
Studentenbewegung, war in den dreissiger und vierziger Jahren ein 
Apologet der Stalinschen Konterrevolution gewesen (S.51). Der 
Propagandist der "Hoffnung" und des "Noch-Nicht" projizierte "wie 
zahllose andere Intellektuelle seiner Zeit ein 'Schon-Jetzt' 
ausgerechnet auf die Stalinsche Sowjetunion" (S.52).
Dahmer, in der Tradition des revolutionaeren Marxismus stehend, 
beleuchtet auch das Wirken und die Person Trotzkis, den er an einer 
Stelle -- in Anlehnung an Musil -- auch als "Moeglichkeitsdenker" 
charakterisiert. Die Schilderung Trotzkis verlaeuft durchaus nicht 
eindimensional oder unkritisch. So heisst es u.a.:"Dass in Trotzkis 
1935/36 geschriebener Studie ueber die Sowjetunion und ihre 
Entwicklungsalternativen ein Kapitel ueber die GPU und das System der 
Zwangsarbeitslager fehlt, ist ein bedauerliches Defizit..." (S.139).
Obwohl "written on the knee" (S.9) treffen Dahmers Plaedoyers und 
Polemiken ins Schwarze.
*Hermann Dworczak*
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