**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. September 2012; 22:50
**********************************************************
Soziales/Arbeit/Kommentar:
> Vorschlaege zu Pensionsreformen glatte Themenverfehlung
Die *Alternativen und Gruenen GewerkschafterInnen* (AUGE/UG) zu den am 
Montag von 50 "Experten" praesentierten Vorschlaege fuer eine 
grundlegende Reform des oesterreichischen Pensionssystems:
*
Abgesehen davon, dass die meisten der Unterzeichner - unter ihnen jede 
Menge honorige Universitaetsprofessoren mit durchaus als ueppig zu 
bezeichnenden Pensionsanspruechen bzw. Pensionen - bislang nicht durch 
besondere Pensionsexpertise aufgefallen waeren, geht der Appell am 
Kern des Problems vorbei - warum naemlich ein moeglichst frueher 
Pensionsantritt fuer so viele ArbeitnehmerInnen so erstrebenswert ist.
Es liegt naemlich nicht an "unzureichenden Anreizen fuer einen 
spaeteren Pensionantritt", wie die Autoren glauben machen wollen, 
sondern an der Tatsache, dass Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten 
immer belastender werden und krank machen. Wenn laut aktueller Studie 
des Sozialministeriums ein Drittel aller ArbeitnehmerInnen unter 
gesundheitlichen Beeintraechtigungen am Arbeitsplatz leiden und die 
oesterreichischen ArbeitnehmerInnen EU-weit Spitze bei ueberlangen 
Arbeitszeiten und geleisteten Ueberstunden sind, darf es nicht weiter 
verwundern, dass es auch zu vorzeitigen Pensionsantritten kommt. Hier 
von "unzureichenden Anreizen" zu sprechen ist zynisch und blendet die 
Arbeits- und Lebensrealitaeten vieler ArbeitnehmerInnen in Oesterreich 
aus, zumindest jener, die keine "Pensionsexperten" sind.
Wer daher das faktische Pensionsantrittsalter erhoehen und an das 
gesetzliche heranfuehren will, muss daher vor allem Arbeitsbedingungen 
schaffen, welche einen spaeteren Pensionsantritt erlauben. Das heisst: 
Humanisierung der Arbeitswelt, alternsgerechte Arbeitsorganisation und 
Formen individueller und kollektiver Arbeitszeitverkuerzung. Neben 
einer generellen Verkuerzung der woechentlichen und taeglichen 
Arbeitszeit sowie einer sechsten Urlaubswoche, waeren vor allem 
Rechtsansprueche auf berufliche Auszeiten - etwa zur 
Burn-Out-Praevention - notwendig. Vorstellbar waere etwa der 
Rechtsanspruch auf eine insgesamt einjaehrige, auch in mehreren 
Bloecken aufteilbare berufliche Auszeit bei Bezug eines fiktiven 
Arbeitslosengelds. Ein weiteres, frei verfuegbares Sabbatical-Jahr 
koennte etwa gegen einen um ein Jahr spaeteren Pensionsantritt 
eingeloest werden. Zusaetzlich brauche es einen Rechtsanspruch bzw. 
einen leichteren Zugang zu Teilzeit im Alter.
Was da als Gesamtreform verkauft wird ist altbacken, wenig originell 
und zwingt ArbeitnehmerInnen mit niedrigem Einkommen laenger auf einem 
Arbeitsmarkt zu bleiben, der fuer sie keine Jobs vorsieht. Ein auf 
beitragsbezogene Pensionskonten orientiertes Pensionssystem kommt 
insbesondere gutverdienenden Gruppen - wie etwa universitaeren 
Pensionsexperten oder WKOe-Praesidenten - zugute, da diese dank 
hoeheren Einkommen und entsprechend hoeheren angesparten Beitraegen 
frueher in Pension gehen koennen. Ein derartiges Pensionssystem 
garantiert NiedrigverdienerInnen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, 
maximal eine Grundsicherung im Alter. Was es tatsaechlich braucht, ist 
eine Grundsicherung im Alter fuer alle, darauf aufbauend eine 
Sozialversicherungspension, die erworbene Leistungsansprueche 
absichert, nach oben hin mit der maximalen ASVG-Pension gedeckelt ist 
und ein gutes Leben auch im Alter ermoeglicht.
(Klaudia Paiha, AUGE/UG / bearb.)
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.redaktion@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin