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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. September 2012; 23:18
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Wien/Wohnen:
> Wenn in Wien ein Lager brennt
Kommentar der *Pizzeria Anarchia*
In der Nacht auf Dienstag den 05.09.2012 fiel ein Teil des Hauses in
der Heinestrasse 12 einem Grossbrand zum Opfer. Weil in dem
zerstoerten Gebaeude drei stark erwaermte Acetylengasflaschen gefunden
wurden und die Gefahr bestand, dass diese explodieren, wurden Bewohner
aus angrenzenden Haeusern evakuiert. Als die Gefahr vorbei war,
konnten die Anrainer in ihre Wohnungen zurueckkehren.
Da sich die "Pizzeria Anarchia" in unmittelbarer Nachbarschaft der
Heinestrasse befindet wurde der Brand auch von Bewohner_innen des
Hauses bemerkt. Vor allem bemerkten wir auch die 20 Menschen die sich
vor dem Haus befanden und dort mit ein paar Buendeln und ziemlich
verzeifelten Gesichtern am Fahrbahnrand sassen. Auf Nachfrage wurde in
Erfahrung gebracht, dass es sich um die ehemaligen Bewohner_innen des
2-stoeckigen, als Lager klassifizierten Haus im Innenhof handelte, die
ohne schriftliche Vertraege und damit ohne rechtliche Sicherheit. Auf
die Frage wo sie heute schlafen sollten, wurde seitens der Stadt und
der Polizei nur mit einem Schulterzucken oder mit hoehnischen
Kommentaren reagiert, Hausverwaltung oder Hauseigentuemer liessen sich
nicht blicken. Den Betroffenen wurde wegen Einsturzgefahr verwehrt,
das Haus zu betreten, um wichtige Papiere zu holen. Waehrenddessen
durften Bauarbeiter jedoch bereits mit den Aufraeumarbeiten
beginnen -- dieselben Bauarbeiter die vor einem Monat beim Versuch der
illegalen Raeumung der Pizzeria aktiv waren.
Nach einem Spendenaufruf brachten wir Essen und Kleidung vorbei,
kontaktierten verschiedene soziale Einrichtungen sowie Birgit Hebein,
Sozialsprecherin von den Gruenen. (Bei Frau Hebein muessen wir uns
sehr fuer ihr Engagement bedanken, da sich diese trotz anderweitiger
Verpflichtungen sofort bemuehte den Menschen vor Ort zu helfen) ein
Dolmetscher wurde organisiert, doch in der Zwischenzeit waren die
Betroffenen leider verschwunden. Ob sie freiwillig gegangen sind, oder
von der Polizei oder ihren "Vermietern" genoetigt wurden wissen wir
nicht. Ein Mitarbeiter der Stadt Wien erklaerte, sie waeren an eine
"Vinzi"-Einrichtung verwiesen worden.
Quartiere in Abbruchhaeusern werden an Menschen "vermietet", die auf
dem Wohnungsmarkt keine Chance haben: Asylsuchende, illegal
ausgebeutete Arbeiter_innen und andere sogenannte soziale Randgruppen.
Die "Wohnungen" sind dabei nicht billig, es werden oft nur einzelne
Matratzen vermietet, einzelne Raeume um hunderte Euro pro Monat.
Wohnungspreise von 12 Euro pro Quadrameter und mehr, sowie
rassistische und chauvinistische Vermieter machen eine normale Miete
fuer Tausende Bewohner_innen unserer Stadt unmoeglich. Auch fuer viele
Bewohner_innen der Pizzeria.
Und tatsaechlich teilen sich die Heinestrasse 12 und die
Muehlfeldgasse 12 mehr als nur die Hausnummer. In einem Kommentar
unter dem Standardartikel wurde der Grundbuchauszug der Liegenschaft
in der Heinestrasse wiedergegeben und wirklich Erstaunliches kam zu
Tage. Die Gebaeude in der Heinestrasse 12 sind ebenfalls im Besitz der
Herrn Avner Motaev und Nery Alaev [Anm. akin: namens der ihnen
gehoerenden "Castella GmbH"]; die selben Besitzer, die fuer die
versuchte illegale Raeumung der Pizzeria verantwortlich sind und in
ganz Wien Mieter_innen aus ihren Haeusern vertreiben wollen. Ihre
Spezialitaet ist es Menschen in bereits leerstehende Teile der Haeuser
einzuquartieren und Streit zwischen den verschiedenen Parteien zu
provozieren. Weiters kommt es in den Haeusern immer wieder zu
Zwischenfaellen: Kaputte Strom- und Wasserleitungen, mangelhafte
Sanierung auch von Treppengelaendern und Daechern. Kaputte Fenster im
tiefsten Winter; Naechtliche, unangemeldete Besuche von den
Vermietern, Kuendigungsklagen gegen Mietparteien; Farbanschlaege,
sogar mit neonazistischen Symbolen, auf Tueren von nicht
auszugswilligen Parteien... die Liste ist lang.
Avner Motaev und Nery Alaev sehen sich selber als erfolgreiche
Geschaeftsmaenner mit sozialem Gewissen. Die Wahrheit sieht anders
aus. Sogar die Gefaehrdung von Menschenleben wird in Kauf genommen um
Profit zu erwirtschaften., dass wir es nicht laenger hinnehmen wie
einige wenige auf Kosten vieler Anderer durchs Leben gehen. (gek.)
Quelle:http://pizza.noblogs.org/wenn-in-wien-ein-lager-brennt/
*
> Die Pizzeria Anarchia
Die "Pizzeria Anarchia", ein offenes Kollektiv in der Muehlfeldgasse
12 in Wien-Leopoldstadt, entstand aus einem Manoever des frueheren
Hausbesitzers. Dieser wollte das Haus leerbekommen und quartierte ein
paar Punks zum Zwecke der Vertreibung der letzten verbliebenen
Hausparteien mittels Bittleihvertrag in einigen Raeumen inclusive
einer ehemaligen Pizzeria ein. Doch die Rechnung ging nicht auf, denn
die Punks wollten sich nicht benutzen lassen und arrangierten sich mit
den verblieben Parteien -- wodurch sie fuer den Hausbesitzer bald ein
neues Problem darstellten. Dieser verkaufte das Haus an die Castella
GmbH. Avner Motaev, der nunmehrige Mitbesitzer, wollte daraufhin im
Sommer 2012 mittels ein paar Bauarbeiter die Punks mit Gewalt
delogieren. Doch auch ein Bittleihvertrag gewaehrt minimale
Mietrechte -- eine Delogierung ist ohne entsprechenden
Gerichtsbeschluss nicht legal durchsetzbar. Nach mehreren
Delogierungsversuchen und heftigen Debatten und Interventionen von
KPOe-Bezirksrat und Mietrechtsexperten Josef Iraschko sowie
Gruen-Gemeinderaetin Birgit Hebein gab Motaev einstweilen einmal auf.
Doch die Situation bleibt weiterhin prekaer. Die Punks wollen sich
auch jedoch nicht vertreiben lassen und haben auch ihre Reihe an
politischen Veranstaltungen in der Pizzeria verdichtet -- siehe
Terminkalender.
(akin)
Zur Geschichte siehe auch:
http://fm5ottensheim.blogspot.co.at/2012/07/pizzeria-anarchia-hausprojekt-in-der.html
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