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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. September 2012; 23:27
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Asyl/Migration/Initiativen:
> Ach, wie gut, dass niemand weiss, ...
... dass es wurscht ist, wie ich heiss'. Die *Deserteurs- und 
Fluechtlingsberatung* ueber die aktuelle Fremdenrechtsnovelle
Wer das fremdenrechtliche Geschehen in den letzten Jahren lediglich 
ueber (Massen)medien mitverfolgt, koennte meinen, das oesterreichische 
Asylwesen steht kurz vor einem radikalen Umbruch. Abgeschafft wird es, 
das Bundesasylamt. Weg kommt sie, die Fremdenpolizei. Nichts mehr 
uebrig von Ausweisungen oder Anwesenheitspflicht.
Nunmehr gibt es ein Bundesamt fuer Fremdenwesen und Asyl, ueberprueft 
von Bundesverwaltungsgerichten. Fuer Personen, die keine "wirklichen 
Fluechtlinge" sind, gibt es die Rueckkehrentscheidung umsonst. 
"Wirkliche Fluechtlinge" aber wirken am Verfahren mit und stehen dem 
Bundesasylamt selbstverstaendlich zur Verfuegung.
Wer dieses Geschehen also lediglich ueber (bestimmte) Medien 
mitverfolgt, koennte denken, Oesterreich hat einen Sinneswandel 
durchgemacht: Steht zu seiner humanitaeren Verantwortung, bietet 
Fluechtlingen Schutz an, respektiert Menschen und deren Rechte.
Wer aber ein wenig ueber den Tellerrand blickt oder sogar direkt mit 
Fluechtlingen spricht, merkt schnell, dass sich der grosse Umbruch 
vielmehr als kosmetischer Eingriff in den fremdenrechtlichen 
Taufschein erweist.
Tatsaechlich werden in der grossen Novelle des Fremdenrechts, die uns 
2014 bevorsteht, beinahe ausschliesslich die Namen und Bezeichnungen 
von bereits bestehenden Unmenschlichkeiten veraendert.
Dieselben Personen, die bereits jetzt in Einvernahmen und 
Entscheidungen die Rechte von Fluechtlingen mit Fuessen treten, machen 
dies ab 2014 als Bedienstete des neuen Amtes weiterhin. Auch wenn ein 
Bescheid mit "Rueckkehrentscheidung" betitelt wird, besagt er immer 
noch, dass die Betroffenen Oesterreich zu verlassen und nicht 
zurueckzukehren haben. Und wenn ich am Asylverfahren nicht mitwirke, 
also waehrend meiner ersten Woche in einem fremden Land das bewachte 
Lager Traiskirchen verlasse, drohen mir Geldstrafen und Schubhaft. 
Profitieren werden von dieser Umwaelzung also wohl vor allem die 
Produzent*innen von Tuerschildern.
Zu erwaehnen waere hier ausserdem, dass die Integrationsvereinbarung 
noch immer keine Vereinbarung sondern ein Zwangsinstrument mit 
ernsthaften Konsequenzen ist; dass Asylwerber*innen zwar theoretisch 
arbeiten duerften, durch einen Erlass aber de facto vom Arbeitsmarkt 
ausgeschlossen werden; dass die Schubhaft rechtlich keine Haft ist, 
tatsaechlich aber bedeutet, dass Menschen bis zu 10 Monaten ohne 
Beschaeftigungsmoeglichkeiten eingesperrt werden. Der huebsche Name 
vermag es also nicht, das unmenschliche Antlitz der Realitaet zu 
verschleiern.
Im Uebrigen muessen Fluechtlinge, die eine Namensaenderung vornehmen 
wollen, da sie Angst haben, auch im Zielland verfolgt zu werden, immer 
noch EUR 400 dafuer zahlen.
Die Dessi
Auch wir haben schon einige Namen verpasst bekommen. Wir sind die 
Dessi, die Fluechtlingsberatung, die Deserteursberatung, ganz selten 
die Deserteurs- und Fluechtlingsberatung und sehr oft einfach "the 
office in Schottengasse".
Auch bei uns aendern verschiedene Bezeichnungen nichts an der Praxis. 
Wir arbeiten/schuften/engagieren-uns seit nunmehr 20 Jahren fuer die 
Rechte von Fluechtlingen, von Illegalisierten und von allen Personen, 
die hier in Frieden leben moechten und vom Staat daran gehindert 
werden. Wir arbeiten ehrenamtlich und bieten ausschliesslich 
kostenlose Rechtsberatung fuer diese Menschen an. Wir erhalten 
keinerlei staatliche Zuschuesse/Foerderungen/Unterstuetzungen und sind 
daher in unserer Arbeit unabhaengig/parteilich/frei.
Dennoch kommen wir an Kosten, wie auch immer wir sie nennen moegen, 
nicht vorbei. Deshalb sind wir auf die Hilfe derer angewiesen, die 
unsere Arbeit wichtig/unverzichtbar/wertvoll finden.
Dabei geben wir auch Ihnen die Moeglichkeiten, frei mit 
Begrifflichkeiten zu spielen: Nennen Sie es Geschenk, Zuwendung, 
Dauerauftrag, Solidaritaetsbeitrag, Spende ... wir freuen uns darueber 
und werden nicht aufhoeren, das Kind weiter beim Namen zu nennen!
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Kontakt und Spendenmoeglichkeit
Deserteurs- und Fluechtlingsberatung
Schottengasse 3a/1/59
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/533 72 71
Fax.: +43/1/532 74 16
http://www.deserteursberatung.at
BAWAG BLZ 14 000
Kontonr.: 01 01 0813 332
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> Links:
Das "Fremdenbehoerdenneustrukturierungsgesetz" ist im Sommer 
abgesegnet worden. Kurz vor der Sommerpause ging es am 5.Juli durch 
den Nationalrat und wurde am 19.Juli durch den Bundesrat bestaetigt.
Parlamentarisches Verfahren:
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/I/I_01803/index.shtml
Parlamentskorrespondenz ueber die NR-Debatte:
http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2012/PK0592/
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