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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. Juni 2012; 01:21
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  Medien:
  
  > Indymedia will nicht mehr
  
  "Beim Indymedia-Treffen am 19.6.2012 wurde beschlossen, mit 30.6.2012 
  die Plattform at.indymedia.org abzuschalten und das Projekt 
  einzustellen. Eine ausfuehrliche Erklaerung, wieso wir zu dieser 
  Entscheidung gekommen sind, werden wir bis dahin formulieren. Wir 
  haben uns dafuer eingesetzt, dass es eine offene und unabhaengige 
  Medienberichterstattungsplattform mit emanzipatorisch-politischer 
  Ausrichtung gibt. Es ist schade und auch sehr problematisch, wenn es 
  keine solchen Plattformen mehr gibt. Wir hoffen allerdings, dass sich 
  Energien, Motivationen und Menschen fuer neue derartige Projekte 
  finden."
  
  Mehr war bislang auch auf Anfrage nicht zu erfahren. Die 
  oesterreichische Tranche des internationalen Open-Posting-Netzwerks 
  soll es nicht mehr geben -- vermutlich wegen zu wenig Beteiligung an 
  der Verwaltung der Site. Denn das Indymedia Center Austria wird jetzt 
  nicht zum erstenmal in seiner elfjaehrigen Geschichte geschlossen. 
  Waren es 2003/2004 noch heftige On- und Offline-Auseinandersetzungen 
  zum Reizthema Palaestina-Israel, die zu einer Schliessung und 
  spaeteren Neuformation des Portals fuehrten, kam es bereits 2007 wegen 
  mangelnder Beteiligung am Projekt zu einem Aussetzungsbeschluss.
  
  Hintergrund dessen ist sicher auch, dass Indymedia-Center generell mit 
  dem Aufkommen der kommerziellen Social Media Sites und einer 
  Vereinzelung auf Blogs immer weniger Interesse hervorrufen. Speziell 
  Indymedia Austria forderte aber Artikel, die extra fuer die Site 
  geschrieben wuerden. Eine Zeitlang wurden nur gnadenhalber Texte aus 
  anderen Medien akzeptiert und es war kaum moeglich, dort Blogbeitraege 
  aus anderen Quellen zu posten -- da fuer das Medium selbst aber 
  heutzutage kaum mehr eigene Beitraege geschrieben wurden (eine 
  Entwicklung, mit der sich die meisten alternativen Vernetzungsmedien 
  konfrontiert sehen), war in bestimmten Phasen des Projekts kaum mehr 
  interessanter Inhalt vorhanden.
  
  Das Kollektiv hinter der Site sah sich aber vor allem in den letzten 
  Jahren auch immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, seine 
  informellen Moderations- resp. "Zensur"-Kriterien weniger an Fragen 
  der Qualitaet der Beitraege sondern eher an einer sehr engen 
  politischen Diskussionsbandbreite zu orientieren. Waehrend schlecht 
  formulierte und inhaltlich kaum mit Fakten belegte Pamphlete 
  akzeptiert wuerden, weil sie dem Verstaendnis des Kollektivs von 
  politischer Korrektheit entsprechen duerften, wuerde anderes sehr 
  schnell als "Trollposting" deklariert und entfernt -- so eine haeufig 
  zu hoerende Kritik. Das Kollektiv selbst rief zwar immer wieder dazu 
  auf, man moege sich doch an der Moderationsarbeit beteiligen, 
  signalisierte aber leider kaum, dass es sich fuer breitere 
  Diskussionen oeffnen wollte. Auch das trug wohl dazu bei, dass das 
  Interesse an der Mitarbeit erlahmte.
  
  Was blieb, war das Konsuminteresse breiter Schichten des linken 
  Publikums, das sich nun aber nicht mehr mit Indymedia identifizierte, 
  sondern nur hie und da auf der Site vorbeischaute, was es denn Neues 
  gaebe. Dass das natuerlich das Enagement des Kollektivs nicht 
  sonderlich befoerderte, war wohl klar.
  
  Wie gesagt, da es bislang keine Begruendung des Kollektivs fuer das 
  Abschalten gibt, ist man auf Einschaetzungen und Vermutungen 
  angewiesen. Eine Stellungnahme wurde fuer diesen Donnerstag 
  angekuendigt, diese wird aber, so wirklich am Samstag komplett 
  abgeschaltet wird, wohl nicht laenger als 2 Tage online sein.
  *Bernhard Redl*
  
  *
  UPDATE 3.7.: at.Indy soll als Archiv online bleiben:
  http://at.indymedia.org/index.php 
  
  Mittlerweile gibt es auch die Abschiedserklaerung: 
   http://at.indymedia.org/node/23146
  
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