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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Juni 2012; 02:26
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Prostitution:

> Hurentag 2012: Pflichten ohne Rechte?

Mehr Rechte fuer Sexarbeiter_innen wurden am Internationalen Hurentag,
am 2. Juni, diesmal am Praterstern gefordert. Bereits zum elften Mal
machten Beratungsstellen, selbstorganisierte Sexarbeiter_innen und
Gruene Frauen auf die institutionelle und strukturelle Gewalt gegen
Sexarbeiter_innen aufmerksam.

Eine komplexe Verflechtung von Doppelmoral und Tabuisierung im Umgang
mit Sexarbeit fuehre dazu, dass in Oesterreich rechtliche Regelungen
darauf ausgerichtet sind, Sexarbeiter_innen unzaehlige Pflichten
aufzuerlegen (Steuerpflicht, Registrierungspflicht, Verpflichtung der
Fuehrung eines "Gesundheitsbuchs" etc.), jedoch keine Rechte
einzuraeumen, kritisierten LEFOe (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz),
PiA (Salzburg) und sexworker.at. Das neue Wiener Prostitutionsgesetz
(ProstG) verdraenge Sexarbeiter_innen aus Wohngebieten und zwinge sie
in illegalisierte und unsichere Arbeitsverhaeltnisse.

Die Gruene Sozialsprecherin Birgit Hebein macht auch Verbesserungen
durch das Prostitutionsgesetz aus, zum Beispiel: gut angenommene
Gutscheine fuer Beratungen durch NGOs fuer neu angemeldete
Sexarbeiter_innen, Beratung statt Bestrafung fuer Minderjaehrige,
Differenzierung zwischen Menschenhandel und Sexarbeit. Die Kampagne
"Ich seh, ich seh, was du nicht siehst, und das ist . Sexarbeit in
Wien" der Gruenen Frauen Wien ziele darauf ab, Sexarbeit sichtbar zu
machen und auf die Gefahren fuer Sexarbeiter_innen durch Verdraengung
und Verbote aufmerksam zu machen.

Die kuerzlich erfolgte Entscheidung des OGH, dass Entgelt fuer Sex
nicht generell sittenwidrig sei, wurde bei der Kundgebung ueberwiegend
positiv bewertet, wenn auch bei sexworker.at keine Jubelstimmung
aufkommen mochte, weil es sich lediglich um einen ersten Schritt
handele, dem konkrete Konsequenzen erst folgen muessen.

Deutliche Verschlechterungen gibt es seit geraumer Zeit fuer
sexarbeitende Migrant_innen aus Drittstaaten. Im Gegensatz zu frueher
vertritt die Polizei nun die Auffassung, dass Arbeitsgenehmigungen
anderer EU-Staaten nicht mehr zur Sexarbeit in Wien berechtigen, was
fremdenpolizeiliche Massnahmen bis hin zur Abschiebung zur Folge haben
kann. Dies soll demnaechst Thema im Steuerungsteam zur Beobachtung der
Auswirkungen des Prositutionsgesetz sein, in dem neben politischen
Verantwortlichen auch NGOs, Magistrat und Polizei (also viele, bloss
keine betroffenen Sexarbeiter_innen) vertreten sind.

Die langjaehrigen Forderungen der Beratungsorganisationen bleiben
jedenfalls weiter aufrecht:

a.) Entkoppelung des Regelungsbereichs der Prostitution aus den
Sitten- bzw. Anstandsnormen in allen Bundeslaendern

b.) Rechtliche Gleichbehandlung und Gleichstellung von
Sexarbeiter_innen mit anderen Erwerbstaetigen durch die Legalisierung
der Sexarbeit als Erwerbstaetigkeit und entsprechende
fremdenrechtliche Aenderungen

c.) Schutz vor Prekarisierung, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus
(Nochrichten.net/bearb.)

Quelle: http://nochrichten.net/?p=1095

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> Linke Debatten um Femen

Der feministischen Agitprop-Gruppe Femen aus der Ukraine ist wiedermal
ein Aufreger geglueckt. Am Sonntag liefen durch Hamburgs
Bordellviertel drei Frauen der Gruppe mit blankem Busen und
umgeschnallten Dildos -- sowie aufgemalten Hitlerbaertchen und
Hakenkreuzbinden. Zentrale Aussage: "Sex slavery is facism".
Hintergrund ist die Fussballeuropameisterschaft und damit das
Ansteigen der Prostitution in der Ukraine. Kommerzielle Print- und
Internetmedien stuerzten sich auf die gut verkaufbaren Fotos der
Barbusigen. In linken Internetzusammenhaengen kam diese Aktion jedoch
oft nicht so gut an: Viele Linke, die den Aktionen der Femen (u.a.
gegen Sextourismus, Sexismus, das WEF in Davos oder geplante
staatliche Verhaltensvorschriften waehrend der EM) bislang meist
positiv entgegengestanden waren, gingen jetzt auf Distanz. Selbst wenn
man den Frauenhandel mitbedenke, den Femen mit dieser Aktion gar nicht
unmittelbar ansprachen, sei ein Vergleich mit dem Nationalsozialismus
unangebracht. So oder aehnlich hiess es in vielen Postings. Die
Debatten erinnern an jene um die Bezeichnung "Huehner-KZs", die
Tierschutzorganisationen vor allem in den 1990ern gerne verwendet
hatten.
-br-

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> Webradiotips

Ausschnitte aus der Wiener Kundgebung zum Internationalen Hurentag -
Radio Orange: http://cba.fro.at/59899

Diskussion zu "Wie sollen Linke mit dem Thema Prostitution umgehen" -
Schallmooser Gespraeche: http://cba.fro.at/58705




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