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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 29. Mai 2012; 23:37
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Nachruf:
> Franz Krc, 1952-2012
Am 19. Mai um 9.00 Uhr hat mich die Nachbarin von Franz Krc angerufen 
und mir das wirklich Unvorstellbare gesagt: Franz Krc ist in seiner 
Wohnung in der Simmeringer Ehamgasse verbrannt...
Am Abend zuvor waren wir gemeinsam im Spital, weil er einen 
Kreislaufzusammenbruch erlitten hatte. Nach eingehender Untersuchung 
stellte sich heraus, dass seine Werte (Blutdruck, Blutzucker, EKG) 
halbwegs in Ordnung waren und er wurde daher nach Hause entlassen. Da 
er ziemlich erschoepft war, habe ich ihn zu seiner Haustuer begleitet. 
Mein Angebot, ihn auch noch die Stiegen rauf zu begleiten, oder zur 
Sicherheit beim ihm zu uebernachten, damit ich ihn notfalls ins Spital 
bringen kann, lehnte er entschieden ab. Um ca. 0.20 Uhr haben wir uns 
verabschiedet, und vereinbart, um 11.00 Uhr zu telefonieren.
Eine oder zwei Stunden spaeter war er verbrannt. Ich und seine 
FreundInnen wussten bis heute nicht, dass ihm wegen 
Zahlungsrueckstaende der Strom abgedreht wurde und er daher gezwungen 
war, bei Kerzenlicht zu leben. Wahrscheinlich ist er auf Grund seiner 
Schwaeche zusammengebrochen oder auch nur eingeschlafen. Was heute 
passierte, hat sich niemand von uns vorstellen koennen. Leider haben 
nicht einmal den besten Freundinnen und Freunde von seinem Problem 
erfahren ... Es ist auch allgemein eines der groessten Probleme, dass 
viele Arme ihre sozialen Probleme verschweigen und nicht laut 
schreien - um Hilfe und ebenso fuer eine Aenderung der Verhaeltnisse, 
die ein menschenwuerdiges Leben fuer alle verhindern.
Seit 1991 (als ich mit einem Sozialprojekt beim Verein Zusammen hier 
im Stadtteilzentrum Simmering begann) ist Franz ein sehr guter Freund. 
Zwei Jahre habe ich bei ihm gewohnt. Mit Ausnahme von ein bis zwei 
Jahren, wo er beruflich sehr im Stress war, haben wir uns jeden 
Mittwoch am spaeten Abend zu einem Gespraech getroffen.
Franz hat sehr viel gelesen - jede Woche den "Spiegel" (das deutsche 
Nachrichtenmagazin) und tausende Buecher. Das "tausende" ist hier 
keine Metapher, sondern er hat wirklich sehr, sehr viele Buecher nicht 
nur in seiner Bibliothek gehabt, sondern auch wirklich jedes gelesen. 
Er war "belesen", er hatte ein grosses Wissen.
Er war ein Pessimist, ja geradezu verzweifelt ueber die Entwicklung 
der Welt, vor allem ueber die Gefahren der Umweltzerstoerung. Und er 
hat davor gewarnt, nicht erst heute, sondern schon Anfang der 90er 
Jahren hat er von jenen Problemen gesprochen, die heute in aller Munde 
sind.
Er war unbequem, ein Mahner, ein Kritiker, ein Warner, ein Unbequemer, 
eine Kassandra, einer, der unentwegt auf Probleme aufmerksam machte 
(daher erstaunt es mich "doppelt", dass ueber sein eigenes Problem 
nicht sprach).
Er hatte ein schweres Leben - eine schwierige Kindheit, mit einem 
Vater, der Alkoholiker war und seine Mutter schlug, die Scheidung 
seiner Ehe, der Niedergang der Alternativen Liste, fuer der sich mit 
ganzem Herzen und vollstem Einsatz engagierte und letztlich das 
Scheitern seines Networkmarketings, wo er sich wieder 100%ig 
"reinhaute".
Er war geradlinig und oft kompromisslos - auch gegen sich selber. Er 
hat es sich nicht einfach gemacht, weil er seinen Weg ging und das 
tat, was er fuer richtig erkannt hat. Dies mahnte er auch von uns ein.
Wir waren durchaus oft gegensaetzlicher Meinung und haben darueber 
gestritten - aber nicht nur!!! Vor allem: Franz Krc war ein sehr 
lieber Freund!!!
Lieber Franz, du wirst mir fehlen - nein, du fehlst mir heute schon.
*Alois Reisenbichler*
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