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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. April 2012; 17:40
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Oberoesterreich
> Wie man einen Streik abdreht
Der geplant gewesene Streik der Gemeindebediensteten in 
Oberoesterreich wurde im letzten Augenblick von oben abgedreht. Wie 
das abgelaufen ist und Vorschlaege wie die Betroffenen reagieren 
koennten, bietet folgender Text aus dem Vertrauenspersonenausschuss 
des AKh Linz. Wir drucken ihn ab, da er auch beispielhaft die 
Verhaeltnisse in der oesterreichischen Gewerkschaftsbewegung 
beleuchtet:
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Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind alle tief erschuettert vom 
Verhalten unseres Gewerkschaftsvorsitzenden Norbert Haudum (Anm. akin: 
OOe. Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, 
FSG). Ohne dass ein erweiterter Landesvorstand zusammengetreten waere, 
hat Haudum den Streik nach eigenem Gutduenken ausgesetzt. Er beruft 
sich dabei auf einen Rundruf, den er angeblich am Dienstag gemacht 
habe. Ein Rundruf kann erstens eine Diskussion nicht ersetzen, da 
keine Argumente ausgetauscht werden koennen. Zweitens ist es wenig 
wahrscheinlich, dass die ueber 60 Mitglieder des erweiterten 
Landesvorstands innerhalb weniger Stunden wirklich telefonisch 
erreicht wurden. Gerade weil wir befuerchten mussten, dass Haudum bei 
der ersten Gelegenheit den Streik abblasen wuerde, hatte das AKh im 
GdG-Vorstand Ende Jaenner durchgesetzt, dass der kurz zuvor bereits 
abgesagte Kampf wieder aufgenommen wurde und nur ein erweiterter 
Landesvorstand ueber eine Aussetzung des Streiks entscheiden darf.
Die Streikvorbereitung hat uns alle stark beansprucht und hat uns in 
manchmal unangenehme Situationen gebracht. Landeshauptmann Puehringer 
geht gestaerkt aus dieser Kraftprobe hervor; ohne irgendein 
tatsaechliches Zugestaendnis hat er es geschafft, der Bewegung den 
Schwung zu nehmen. Der Kampf ist aber noch nicht verloren. Der Streik 
wurde nur ausgesetzt; am 16. April will Puehringer ein Angebot 
vorlegen. Bis dahin muessen wir genuegend Druck aufbauen, damit wir 
nicht noch einmal ueber den Tisch gezogen werden. Als erstes muss das 
AKh einen erweiterten Landesvorstand der GdG einfordern, um ein Bild 
davon zu bekommen, wie die Mehrheiten wirklich gelegen waeren. Das 
Verhalten von Haudum muss scharf verurteilt werden. Wir muessen eine 
Resolution einbringen, die eine verbindliche Urabstimmung ueber das 
Angebot, das uns Puehringer vorlegen will, verlangt. Wir muessen 
ankuendigen, dass wir in jedem Fall eine Abstimmung im AKh 
durchfuehren werden - und sei es nur, um den Kolleginnen und Kollegen 
in anderen Bereichen vorzuleben, wie wir uns eine demokratische 
Gewerkschaftskultur vorstellen.
In den knapp drei Wochen bis zum 16. April muessen wir Teams in die 
anderen von der Lohnkuerzung betroffenen Bereiche schicken, um den 
Kolleginnen und Kollegen das Mittel der Urabstimmung naeher zu 
bringen. Wir haben guten Grund anzunehmen, dass in anderen Betrieben 
die gleiche Enttaeuschung und Wut vorherrscht wie bei uns.
Es ist zu erwarten, dass das "ordentliche Angebot" des 
Landeshauptmanns ein Hohn sein wird. Selbst wenn beispielsweise die 
Kuerzungen nur halb so gross ausfallen sollten - Puehringer haette 
sich mit dem grundsaetzlichen Kurs, dass die einfachen Arbeitnehmer 
fuer die Krise des Systems aufkommen muessen, durchgesetzt. Wir 
wuerden geschwaecht ins naechste Jahr gehen, fuer das uns von der 
Bundesregierung bereits eine Nulllohnrunde in Aussicht gestellt wurde.
Wenn die Urabstimmung gegen die Annahme des Angebots ausgehen sollte, 
was wahrscheinlich ist, ginge der Kampf in die naechste Runde. Fuer 
die Vorbereitung eines etwaigen Streiks muessen wir aus den 
Erfahrungen der vergangenen Wochen lernen. Es war ein Fehler, die 
Geschaeftsfuehrung als Verbuendete zu sehen und einzelnen Primaren im 
Voraus zu viel Flexibilitaet zu signalisieren. Alle Schritte muessen 
auf Stations- oder Betriebsversammlungen diskutiert und beschlossen 
werden.
Wir sollten versuchen, das Ruder noch einmal herumzureissen. 
Vielleicht gelingt es uns, vielleicht nicht. Fest steht jedoch, dass 
uns nach der Spitalsreform und der Mindervalorisierung die naechsten 
Angriffe ins Haus stehen und wir eine Gewerkschaftsfuehrung brauchen, 
der wir vertrauen koennen. Deshalb muessen wir die Initiative fuer 
eine ausserordentliche Konferenz der GdG Oberoesterreich ergreifen, um 
Haudum und seinen Kurs abzuwaehlen. Das groesste Geschenk, das wir 
Haudum machen koennten, ist aus der Gewerkschaft auszutreten, sodass 
er weiterhin tun und lassen kann, was er moechte. Darum muessen wir 
jetzt Naegel mit Koepfen machen und eine Oppositionsbewegung in der 
GdG aufbauen.
(Martin Wieland, Mitglied des VPA am AKh Linz, 28.3.2012)
Quelle: 
http://www.derfunke.at/html/index.php?name=News&file=article&sid=2030
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