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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. April 2012; 17:44
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> "Land denen, die es bewirtschaften!"

Aussendung einer Agrarinitiative


Wir nehmen den 17. April, den Tag des kleinbaeuerlichen Widerstands
zum Anlass um zu beginnen, unsere Vorstellung einer zukunftsfaehigen
und sozialen Stadt-Landwirtschaft in die Praxis umzusetzen.

Wir wollen auch in Wien diesen Tag nutzen, nicht nur um die Thematik
"Zugang zu Land" hier und global zu diskutieren - wir wollen uns auch
ganz konkret Zugang zu Land verschaffen, indem wir uns ein Stueck
brachliegendes Land aneignen und beginnen es mit Leben zu fuellen und
zu bewirtschaften.

So sind wir Teil der globalen Kaempfe um Land und den Landnahmen und
vielfaeltigen Aktionen, die jedes Jahr am 17. April stattfinden.

Geschichte des 17.April

Am 17. April 1996 wurden in der Stadt Eldorado dos Carajas im Norden
Brasiliens 19 Aktivisten der Landlosenbewegung MST (Movimiento dos
Trabalhaderos Rurais Sem Terra) von Polizeikraeften brutal ermordet.
Mitglieder von La Via Campesina, die sich gerade zu ihrer zweiten
internationalen Konferenz in Mexiko versammelten, antworteten mit dem
Marsch auf die brasilianische Botschaft und riefen den 17. April zum
internationalen Tag des Widerstands und der Aktion gegen alle Formen
von Unterdrueckung der laendlichen Bevoelkerung aus.

Seither gibt es jedes Jahr am 17. April Aktionen, Landbesetzungen und
vieles mehr. Ob sie gegen Freihandelsabkommen oder Gentechnik
kaempfen, ob sie fuer Ernaehrungssouveraenitaet oder
Klimagerechtigkeit eintreten, den Mitgliedern von Via Campesina und
denjenigen, die sich mit ihnen solidarisieren, geht es am 17. April
darum, lokale Kaempfe mit dem Protest gegen globale
Landwirtschaftspolitiken zu verknuepfen, gemeinsam Alternativen
(weiter) zu entwickeln und zu leben, sowie fuer baeuerliche Rechte
einzutreten. Und zwar weltweit.

Wer sind wir? Wir sind eine Gruppe Landloser, Baeuer_innen und
zukuenftige Baeuer_innen sowie Menschen die sich die Kontrolle ueber
die Produktion der Lebensmittel wieder aneignen wollen.

Wir sind seit laengerer Zeit auf der Suche nach fruchtbarem Land und
wollen nun auf einer Flaeche in Jedlersdorf beginnen unsere
Vorstellung einer zukunftsfaehigen Stadt-Landwirtschaft in die Praxis
umzusetzen.

Wir wollen auf der Flaeche gemeinsam und fuereinander gaertnern und
die Nachbar_innenschaft, Freundinnen und Freunde und alle
Gemuesebegeisterten in unser Tun miteinbeziehen. Neben dem Anbau von
Gemuese soll genug Raum und Zeit fuer Austausch von dissidentem Wissen
und das Erzaehlen von Mutgeschichten bleiben. Weiters wollen wir die
Flaeche dafuer nutzen Werkstaetten einzurichten, regelmaessige
Volxkuechen zu veranstalten und gemeinsam mit Schuelerinnen, unter
anderem der benachbarten Schule an einer lebenswerten, staedtischen
Zukunft basteln. Wir wollen sozialen Raum bieten, umwuchert von
leckerem Obst, Getreide und Gemuese.

Wir haben Lust diese Flaeche zu beleben und zu bewirtschaften. Die
einzig gaengige Praxis, in Oesterreich Zugang zu landwirtschaftlichem
Grund zu bekommen basiert auf Kapital - in anderen Regionen der Welt
sind bereits andere - genauso reale und konkrete Mittel erprobt. Das
Land jenen, die es bewirtschaften (wollen)! Und davon gibt es viele.
Junge staedtische Menschen die bereit sind Land zu bewirtschaften, zu
experimentieren, der kleinbaeuerlichen Landbewirtschaftung neuen
Aufschwung zu geben.

Wofuer kaempfen wir?

Wir sind dabei, Alternativen zum Kapitalismus zu entwickeln und
Theorien in der Praxis umzusetzen. Durch kooperative, kollektive,
autonome, beduerfnisorientierte, kleinbaeuerliche Produktion und
Initiativen verbinden wir lokale praktische Aktionen mit globalen
politischen Kaempfen.

Gerade in vielen westeuropaeischen Staedten sind Menschen von immenser
Infrastruktur abhaengig, um ausreichend mit Lebensmitteln versorgt zu
werden. Wir wollen beitragen zu einem dringend notwendigen
Gegenentwurf, in dem Staedte nicht verdichtet und verbaut werden,
sondern einen grossen Teil der Eigenversorgung tragen koennen. Vor der
eigenen Haustuere. In sozialer Interaktion mit den Produzierenden, in
Interaktion mit der Produktionsgrundlage. Mehr Gaerten, mehr
Sozialraeume, mehr Fahrraeder und ihre Wege!

Ueber die Haelfte der EU-Gelder zur Unterstuetzung baeuerlicher
Betriebe gehen an nur 7% der Betriebe, 78% erhalten noch nicht einmal
5.000 Euro Zuschuesse im Jahr. Es gilt der weltweite Konkurrenzkampf
"Jede_r gegen Jede_n". Gleichzeitig verteuern sich die
Produktionskosten fuer Saatgut, Wasser und Kraftstoffe. Das Recht zu
produzieren gibt es daher in Europa nur fuer diejenigen mit viel
Kapital.

Durch das Zusammentreffen der globalen Finanz-, Umwelt-, Energie- und
Nahrungsmittelkrise in den vergangenen Jahren besteht ungeheure
Nachfrage nach der Kontrolle ueber Land, speziell im globalen Sueden.
Transnationale Konzerne, genauso wie nationale Oekonomien, kaufen Land
in kapitalschwaecheren Laendern im grossen Stil auf. Zwischen 2005 und
2009 hat diese enormen Landverkaeufe rund 20 Millionen Hektar
betroffen. Wir wollen Bewegungsfreiheit und das Recht auf
Bewirtschaftung von Land fuer alle Menschen, anstatt der freien
Zirkulation von Kapital und Waren, die zur Zerstoerung von Existenzen
fuehrt und Menschen in die Migration zwingt. Unser Ziel ist
Kooperation und Solidaritaet im Gegensatz zu Konkurrenz.

Wir fordern daher Ernaehrungs-, Saatgut- und Landsouveraenitaet und
setzen uns fuer kleinstrukturierte, beduerfnisorientierte
Landwirtschaft in Stadt und Land ein. Der Zugang zu Land muss
kapitalarmen Menschen offenstehen. Ihnen muss effektiver Zugang zu und
Kontrolle ueber Land, sowie ueber dessen Nutzung moeglich gemacht
werden. Sie muessen auf diesem Land leben und wirtschaften duerfen.
(Initiativentext/gek.)

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Aktionstag resp. Beginn der Aktionswoche:
Treffpunkt 17 April 2012, Gerasdorferstr.102, 1210, ab 11 Uhr
Mit dem Fahrrad: 10 Uhr am Kanal bei der Friedensbruecke (Seite 20.
Bezirk)
Kontakt: schwarzerettich{AT}riseup.net
Info: http://17April.blogsport.eu


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