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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Maerz 2012; 00:14
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  Militarismus/Kommentar
  
  > Die Moral des Kameradschaftsbunds
(auch AUDIO) 
  
  "Wie immer man zum Thema der Desertionen im Dritten Reich stehen mag,
  jede Art der Desertion pauschal als Heldentat in Form eines eigenen
  Denkmales zu glorifizieren ist sowohl sachlich falsch als auch
  unverantwortlich. Was soll sich ein Soldat, der vom Staat zum
  Wehrdienst verpflichtet wird, denken, wenn das Verlassen seiner
  Einheit und die Gefaehrdung seiner Kameraden als lobenswertes
  Verhalten dargestellt werden?" (Ludwig Bieringer, Praesident des
  Oesterreichischen Kameradschaftsbundes) (1)
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  In Wien soll ein Denkmal fuer die im "Dritten Reich" ermordeten
  Deserteure errichtet werden. Es geht nicht darum, jenen Menschen, die
  aktuell den Weg der Desertion waehlen, es zu ermoeglichen, ein
  Grundrecht auch staatsgetreu einfordern zu koennen. Es geht
  ausschliesslich darum, jenen Menschen ein wuerdiges Denkmal zu setzen,
  die in der Nazi-Zeit nicht mehr ‚habt-acht' gestanden sind und damit
  ihre Verfolgung und ihren Tod riskiert haben.
  
  Der staatsgetreue Antifaschismus schickt brav alle SchuelerInnen
  spaetestens in der Hauptschule in die Gedenkstaette Mauthausen.
  Antifaschismus, das ist nationaler Konsens, bedeutet, die Zeit des
  Austrofaschismus totzuschweigen und den Nazi-Faschismus als "Das
  absolut Boese" abzulehnen. Und dieses absolut Boese hat seinen Reiz.
  
  Die Ablehnung dieses absoluten Boesen traegt aber auch seltsame
  Fruechte. Faschistisch gesinnte Leute, das sind immer die anderen,
  fuer sogenannte verbale "Ausrutscher" entschuldigen sich die dafuer
  verantwortlichen PolitikerInnen heute natuerlich umgehend, die
  Botschaft kommt aber selbstverstaendlich an. Faschismus ist in diesem
  Land toleriert und teils nationaler Konsens.
  
  Wenn ein HJ einmal geaeussert hat, dass im Dritten Reich wenigstens
  ordentliche Beschaeftigungspolitik gemacht worden waere und ein HC
  Strache mit Wehrsportuebungen gross geworden ist, dann waren das
  hoechstens Lausbubenstreiche oder "Versprecher". Freud braucht hier
  nicht gruessen zu lassen. Leute, die solche Meinungen vertreten, sind
  im Parlament vertreten, das heisst gewaehlt; die KPOe, die etwas ueber
  Widerstand zu erzaehlen wuesste, ist nicht so beliebt. Rechte
  Propaganda faellt nicht vom Himmel, rechtes Gedankengut ist
  gesellschaftlich gewachsenes Gedankengut, welches ueber Generationen
  ueberlebt hat und sich aktuell gegen Menschen richtet, die selber --
  oder deren Elterngenerationen -- in anderen Laendern aufgewachsen
  sind. Vielleicht richtet sich die Ablehnung speziell gegen Menschen
  juedischer Herkunft nur deshalb jetzt nicht mehr so oeffentlich gegen
  sie, weil der staatlich verordnete Antifaschismus bedingt, dass sich
  das nicht gehoert.
  
  Wer wird heute im Jetzt verfolgt? Die Liste koennte lang werden. Vor
  den Grenzen eines Staates stehen Menschen, die aus kriegsfuehrenden
  Staaten kommend, es verweigert haben, mit Waffen auf andere Menschen
  zu schiessen. Sie betonen, dass, wenn sie mit einer Waffe in der Hand
  fuer eine "Verteidigung" oder so etwas wie "Freiheit" eintraeten, sie
  potentiell einen Mord auf dem Gewissen haetten. "Soldaten sind
  Moerder". (K.T.) Frieden? Mit der Waffe im Anschlag? Was ist das fuer
  ein Friede? Welcher Mensch ist so erhaben, dass er ueber Leben und Tod
  entscheiden kann und wer in welchem Interesse legitimiert die Tat
  dieser todbringende Person? Wenn es eine Person mit dieser moralischen
  Integritaet gibt, welches Machtpotential steht hinter ihr und warum?
  Welcher Gesellschaftsschicht fuehlt sich zugehoerig?
  
  Deserteure! Die Waffen nieder! Dem Kameradschaftsbund sei Dank
  geschuldet: Die Staatsraison wird uns wieder einmal eindruecklich vor
  Augen gefuehrt. Weder neben dem Kriegerdenkmal am Heldenplatz noch
  sonstwo darf ein Dessi-Denkmal stehen. Wo kommen wir denn da hin?
  Koennte ja ein Krieger zu Denken beginnen! Das ist nicht im Interesse
  des Staates, des Krieges, der auflagenprofitierenden Medien in
  Kriegszeiten, der Ruestungsindustrie und so gesehen nicht im Interesse
  der "Volkswirtschaft".
  *rosalia krenn, arge wdv*
  
  
  (1) Zitiert nach:
  http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120307_OTS0029/kein-denkmal-fuer-deserteure
  Bieringer ist ausserdem OeVP-Buergermeister von Wals-Siezenheim
  (Salzburg) und war Landtags- und Bundesratsabgeordneter sowie
  Salzburger OeAAB-Obmann.
  
  
  
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