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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 8. Februar 2012; 03:35
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Marokko:

> Harte Arbeit fuer die oeffentliche Hand

Die NGO Suedwind macht auf Arbeitsrechtsverletzungen in der
marokkanischen Bekleidungsindustrie und Verantwortung der
oeffentlichen Hand aufmerksam.
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Seit den spaeten 1980er Jahren hat sich Marokko zu einem wichtigen
Zentrum der Textil- und Bekleidungsindustrie fuer den europaeischen
Markt entwickelt. Produziert wird unter anderem fuer bekannte
Mode-Marken wie Mango oder Zara, aber auch Arbeitsbekleidung, die von
europaeischen Staedten, Gemeinden und Institutionen eingekauft wird.
Mittlerweile ist die Bekleidungsindustrie Marokkos wichtigster
Industriezweig und schafft viele Arbeitsplaetze. Doch die
Arbeitsbedingungen sind besonders hart, wie ein aktueller Bericht von
der Clean Clothes Kampagne und dem marokkanischen Verein Attawasol
belegt, der heute bei einem Pressegespraech in Wien praesentiert
wurde.

Schuften fuer einen Hungerlohn

Dafuer wurden ArbeiterInnen in Zulieferbetrieben und
GewerkschafterInnen rund um die Stadt Tanger befragt. Sie berichteten
von Arbeitswochen von bis zu 76 Stunden, Gehaeltern unterhalb des
gesetzlichen Mindestlohns, Beschaeftigten ohne Vertraege oder
irgendeiner Form sozialer Absicherung und gesundheitsgefaehrdenden
Arbeitsbedingungen. "Der gesetzliche Arbeitstag hat acht Stunden, aber
das wird von keinem respektiert. Es gibt sogar Frauen, die arbeiten 15
Stunden am Tag. In kleinen Fabriken sagen die Bosse: der Kunde hat das
Sagen. Das bedeutet, (...) das hat Prioritaet vor unseren
Arbeitsrechten", kritisierte die marokkanische Gewerkschafterin Fatima
Lamah.

Viele ArbeiterInnen gaben an, nicht einmal den Mindestlohn, mitunter
sogar weniger als 100 Euro gezahlt zu bekommen. "Den Mindestlohn, 210
Euro pro Monat, zu verdienen ist gut und schoen, wenn man keine Miete
zahlen muss. Eine bescheidene Bleibe kann in Tanger fast 200 Euro
kosten", so Saida, eine Textilarbeiterin.

Die juengsten ArbeiterInnen, mitunter auch unter 16 Jahren, werden als
PraktikantInnen eingestellt. Obwohl sie die gleiche Arbeit wie ihre
erwachsenen KollegInnen verrichten, bekommen sie keinen Arbeitsvertrag
und nur ein Drittel des Lohnes, 36 Cent pro Stunde.

"Wenn die Fabrikskontrolleure ueberraschend kommen, verstecken unsere
Vorarbeiter die minderjaehrigen Arbeiterinnen und Arbeiter am
Dachboden oder in leeren Kisten" erzaehlte eine Arbeiterin.

Ausbeutung fuer die oeffentliche Hand

Waehrend diese Art von Ausbeutung fuer Modetrends schon vielen ein
Begriff ist, und KonsumentInnen immer wieder faire Arbeitsbedingungen
fordern, ist nur wenig ueber die Herstellung von Uniformen oder
Dienstkleidung bekannt. Ein wichtiger Abnehmer dafuer ist die
oeffentliche Hand, also europaeische Gemeinden, Staedte und Laender,
ihr Budget speist sich aus Steuergeldern. Dass Arbeitsbekleidung in
Marokko unter den gleichen unmenschlichen Arbeitsbedingungen
produziert wird, haben Naima Naim und Lamyae Assouz vom marokkanischen
Verein fuer Frauenrechte Attawassol im Zuge der Recherche fuer den
Bericht herausgefunden. Sie fordern: "Die erste Prioritaet fuer die
oeffentliche Hand muss sein, dass bei der Produktion zumindest die
nationalen Arbeitsgesetze eingehalten werden, zum Beispiel die
Mindestloehne gezahlt werden und die zulaessige Arbeitszeit nicht
ueberschritten wird. Das garantiert zwar noch kein menschenwuerdiges
Leben, aber es ist ein erster Schritt". Elisabeth Schinzel,
Suedwind-Expertin fuer sozial faire oeffentliche Beschaffung ergaenzt:
"Egal ob fuer unseren privaten Konsum oder den oeffentlichen Einkauf
mit Steuergeldern -Beschaeftigte in den Produktionslaendern haben ein
Recht auf menschenwuerdige Arbeitsbedingungen!"

Sozial fairer oeffentlicher Einkauf ist moeglich

Die oeffentliche Hand kann durch politische Beschluesse und die
Einbeziehung von sozialen Kriterien in ihre Ausschreibungen zu einer
Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen. Dass das moeglich ist,
beweisen zahlreiche Vorzeigeinitiativen in anderen europaeischen
Laendern: In den Niederlanden hat das Bekenntnis zu einem 100%
nachhaltigen Einkauf viele grosse und kleinere
Arbeitsbekleidungsfirmen dazu gedraengt, ihre Zulieferkette einer
unabhaengigen Ueberpruefung zuzufuehren und Verantwortung zu
uebernehmen. Marken wie Firstads, BP, HaVeP, Kansas sind der Fair Wear
Foundation beigetreten.

In Schweden wurde nach einem Skandal um die Arbeitsbedingungen, unter
denen Krankenhausbekleidung hergestellt wurde, ein mehrstufiges System
eingefuehrt, das Anbieter und ihre Verbesserungsmassnahmen evaluiert.
Auch deutsche Staedte wie Dortmund und Bremen setzen soziale Kriterien
in ihren Ausschreibungen ein und auf Bundesebene wurde beschlossen,
eine Servicestelle fuer sozial fairen Einkauf einzurichten.

In Oesterreich wird im Rahmen des nationalen Aktionsplans fuer
nachhaltige Beschaffung an der Erarbeitung von Richtlinien zur sozial
fairen Beschaffung gearbeitet. Neben VerteterInnen von Ministerien,
Laendern und Interessensvertretungen ist auch Suedwind in dieser
Arbeitsgruppe vertreten. "Es ist zu hoffen, dass Oesterreich
letztendlich mit den Empfehlungen des nationalen Aktionsplans an
europaeische Vorreiter anschliessen wird und Vorgaben gibt, die zu
einer wirklichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen fuehren und sich
nicht mit weniger zufrieden gibt" schliesst Schinzel.
(AussendungSuedwind)


Bericht "Made in Marokko": http://doku.cac.at/madeinmarokko_de.pdf



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