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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 8. Februar 2012; 03:32
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Belgien:
> EU den Weg versperrt
In Belgien hat ein Generalstreik gegen von der Regierung auf Druck der 
EU geplante Sozialkuerzungen am 30.Jaenner das oeffentliche Leben und 
die Industrieproduktion landesweit lahmgelegt. Trotz einer zuvor von 
praktisch allen Medien und traditionellen Parteien gegen die 
Gewerkschaften entfesselten Kampagne war die Beteiligung hoch. Die 
Industrieproduktion brach nahezu vollstaendig zusammen. In Antwerpen 
kamen fast alle Grossbetriebe zum Stillstand, und auch bei den 
Automobilherstellern Volvo und Audi standen die Fliessbaender still. 
In den Haefen von Antwerpen und Zeebruegge kam der komplette 
Schiffsverkehr zum Erliegen. Auf dem internationalen Flughafen von 
Bruessel mussten zahlreiche Fluege gestrichen werden, Streikposten 
versperrten hier die Zugaenge zu den Terminals. Die Bahn stellte ihren 
Betrieb landesweit komplett ein, es fuhren auch fast keine Busse oder 
Strassenbahnen.
Besonders zu spueren waren die Aktionen der Gewerkschaften in der 
Wallonie, dem franzoesischsprachigen Teil Belgiens. Die 
Industriegebiete von Luettich und Charleroi waren ab vier Uhr morgens 
durch Streikposten mit Strassensperren abgeriegelt worden. 
Guetertransport und Personenverkehr von und zu den dort gelegenen 
Betrieben waren unmoeglich.
Der Vorsitzende des sozialdemokratisch orientierten 
Gewerkschaftsbundes ABVV, Rudy De Leeuw, betonte, dass der 
Generalstreik auch gegen die Europaeische Union gerichtet sei. Diese 
habe seit Jahren durch ihre unsoziale Politik das Wachstum abgewuergt 
und Beschaeftigung zerstoert. Die EU sei so mit hauptveranwortlich 
fuer den Protest der Beschaeftigten. Und diesmal bekamen die 
Maechtigen die Wut der Beschaeftigten auch zu spueren. Zu ihrem 
Gipfeltreffen, das an diesem Nachmittag in Bruessel begann, konnten 
die Staats- und Regierungschefs nicht wie ueblich auf dem 
internationalen Flughafen landen, sondern mussten zu der rund 40 
Kilometer suedoestlich der belgischen Hauptstadt liegenden 
Luftwaffenbasis Beauvechain ausweichen. Ein zunaechst von der 
Regierung erwogenes Ausweichen auf das 60 Kilometer suedlich von 
Bruessel gelegene Charleroi war unmoeglich gewesen, weil auch dieser 
Flughafen bestreikt und die einzige Zugangsstrasse von den 
Gewerkschaften blockiert worden war.
Die massive Hetzkampagne im Vorfeld hat offenbar viele Beschaeftigte 
erst recht zur Teilnahme am Generalstreik mobilisiert. So hatte der 
Liberale Studentenverband ueber Internetnetzwerke wie Facebook und 
Twitter wochenlang eine Kampagne unter der Losung »Ich streike nicht 
am 30. Januar« betrieben. Der erst seit gut vier Monaten amtierende 
Vorsitzende der flaemische Sozialdemokraten, Bruno Tobback, beging den 
ersten grossen Fehler seiner Amtszeit, als er sich in den vergangenen 
Tagen von den Streikenden distanzierte. Der Chef der 
flaemisch-separatistischen NV-A , Bart De Wever, forderte die 
Ordnungsaemter sogar auf, notfalls mit Gewalt den freien Zugang zu den 
Haefen und Industriebetrieben sicherzustellen. Die von ihm so 
angesprochenen Beamten beteiligten sich allerdings selbst am Ausstand. 
Auch der christdemokratische Ministerpraesident Flanderns und fruehere 
Praesident des Unternehmerbundes, Kris Peeters, trug zu der hohen 
Streikbeteiligung bei, als er am 28. Januar die »unverantwortlichen 
Gewerkschaften« attackierte und gleichzeitig deutliche 
Gehaltskuerzungen gefordert hatte.
(Arne Bailličre, junge welt/bearb.)
Quelle:
http://www.jungewelt.de/2012/01-31/053.php
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