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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 25. Jaenner 2012; 02:24
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Debatte:
> Die Gesellschaft und die Homosexualitaet (AUDIO)
Eine kurze Vorstellung meinerseits. Ich lebe in Wien, bin 28 Jahre
alt, bin homosexuell und behindert und lebe seit einem Jahr mit meinem
Lebenspartner zusammen. Ich werde oft mit den Fragen zum Thema
Diskriminierung konfrontiert. Wie sieht uns unsere Gesellschaft
bezueglich dem Zusammenleben und dem Liebesleben? Was wird gegen die
anhaltende Diskriminierung getan? Auf diese und weitere Fragen moechte
ich eingehen.
Ich moechte euch erzaehlen, was ich schon erlebt habe nach dem Outing
und mit meiner Behinderung. Es ist mir nicht nur Gutes widerfahren,
auch mit negativen Ereignissen musste ich kaempfen. Manche meiner
Freunde fanden mein Outing als Mut und zeigten Verstaendnis, andere
wiederum haben dann den Kontakt zu mir abgebrochen, da sie der Meinung
sind, dass ich krank sei, nur weil ich schwul bin. Was mich einerseits
betruebt machte, aber so konnte ich feststellen, wer meine wahren
Freunde sind. Denen die mich verlassen haben, sagte ich Auf
Wiedersehen und denen die zu mir hielten, moechte ich Danke sagen. Sie
halfen mir in meiner tiefsten Phase meines Lebens. Depressionen waren
an der Tagesordnung auch mit Selbstmordgedanken spielte ich -- womit
ich noch heute stark zu kaempfen habe -- und darum schreibe ich diesen
Artikel, der ein Fingerzeig fuer die Gesellschaft sein soll, damit sie
aufgeruettelt wird und erkennt, dass man gegen die anhaltende
Diskriminierung KAeMPFEN muss.
Was ist mit den Homosexuellen, die auch eine Beintraechtigung haben,
diese haben ja noch mehr mit der Akzeptanz zu kaempfen, als die die
keine haben -- mehr dazu weiter unten.
Diskriminierung gibt es in allen Bereichen wie z.B. beim Arbeitsmarkt,
Aemtern und Behoerden. Es gibt zwar Gesetze gegen Diskriminierung --
aber werden sie auch eingehalten bzw. werden sie bei Verstoessen auch
dementsprechend angewendet? Es gibt auch Faelle wo es im Privaten
Umfeld Anzeichen der Diskriminierung gibt wie z.B Mobben von Nachbarn,
die eigene Familie, die sich gegen das eigene Familienmitglied wendet,
nur weil es offen zugibt, schwul oder lesbisch zu sein.
Aber warum muessen wir uns alljaehrlich vorfuehren lassen,
sprichwoertlich einen Karneval veranstalten, und auffuehren wie die
aergsten Irren -- oder ist es nur der Mittel zum Zweck des Auffallens.
Behinderte Menschen veranstalten ja auch nicht ein alljaehrliches
"Spektakel". Sie kaempfen auf andere Art und Weise um Akteptanz.. Wenn
wir akzeptiert werden wollen und das wollen wir, glaube ich, sollten
da nicht auch andere Aktionen in Betracht gezogen werden, als sich dem
jaehrlichen Spott hinzugeben? Da ich glaube, dass die Paraden nur das
Gegenteil bewirken, naemlich das man nur belaechelt und nicht ernst
genommen wird.
Auch moechte ich etwas Kritik an die Homsexuellen richten: Wir
sollten, um Diskriminierung vorzubeugen, zusammenarbeiten, genauer
gesagt, alle an einem Strang ziehen. Aber stattdessen gibt es nur
lauter Einzelkaempfer. Ich sage noch dazu eines: Eine Einzelperson
kann nicht viel ausrichten, aber mit sehr vielen Menschen und
Gleichgestimmten sind wir eine viel staerkere Macht, die unschlagbar
werden kann.
Wenn wir schon um Anerkennung kaempfen, warum findet auch die
Diskriminierung untereinander statt? Wieso schauts ihr nur aufs
Aeussere? Muessen alle aussehen wie Models? Na und, gibt es halt auch
etwas fuelligere Menschen. Es gibt auch Gleichgesinnte, die behindert
sind, aber da findet noch eine viel groessere Diskriminierung statt
als es ja eh schon gibt. Warum stelle ich mir die Frage? Da muessen
einige glauben, sie seien etwas Besseres, nur, weil sie nicht
behindert sind? In meinen Augen sind solche Menschen behindert, dass
sie sich von anderen abgrenzen. Wie wuerdets ihr euch fuehlen selber
mal in so einer Situation zu landen? Es benoetigt nur einen Unfall
oder ihr erkrankt so schwer, dass ihr selber Hilfe von anderen
benoetigt, dann seit ihr, wo wir sind und muesst dasselbe erleben.
Noch was zu den ganzen Organisationen. Warum gibt es welche nur fuer
Menschen mit Behinderung und welche, die sich nur auf die
Homosexuallitaet beziehen, aber nicht eine einzige Organisation die
Hand in Hand geht, wo Menschen mit Behinderung und Homoseuallitaet
eine modene Homogenitaet bilden? Wir koennen so viel voneinander
lernen. Schenken wir uns doch mal gegenseitige Annerkennung und
Vertrauen oder seid ihr so abgestumpft?
Etwas moechte ich noch sagen: Wer nicht wagt, kann nicht gewinnen. Wer
nicht kaempft, verliert, und darum sage ich jetzt zum Schluss: Bewegt
euch aufeinander zu und zerstoert miteinander die Mauern des Egoismus
und der Selbstherrlichkeit.
*Roman Dunkl*
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