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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Jaenner 2012; 23:44
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Krise/Kommentar:
> Attac: Banken zerteilen!
Standard & Poors: Sparen verschaerft die Krise
Laut Standard & Poors sind die Risiken der in Osteuropa engagierten 
oesterreichischen Banken einer der Hauptgruende fuer das Downgrading 
Oesterreichs. Eine Rettung von Erste Bank, Bank Austria oder 
Raiffeisen wuerde die Staatsschuld sofort auf mehr als 80 Prozent des 
BIPs ansteigen lassen. "Wuerde die Bundesregierung die Begruendung 
fuer das Downgrading ernst nehmen, muesste sie die oesterreichischen 
Banken per Verfassungsgesetz sofort zerteilen - und zwar auf eine 
Groesse die ihrer Ansicht nach nicht mehr systemrelevant ist", sagt 
Christian Felber von Attac Oesterreich.
Attac fordert die Regierung daher auf die Banken durch strengere 
Regulierungen auf ihre Kernaufgaben - die Verwaltung von Einlagen und 
die Kreditvergabe fuer die Realwirtschaft - zu beschraenken: 
Spekulative Geschaefte der Banken sollen unterbunden und Dividenden 
sowie Managerboni so lange ausgesetzt werden, bis die notwendige 
Eigenkapitalquote erreicht ist. Fuer Banken, die auch 
Investmentbanking betreiben, darf es keinerlei staatliche Garantien 
oder Hilfen mehr geben. "Es ist nicht einzusehen, dass Aktionaere 
Dividenden kassieren, solange die Banken Eigenkapital aufbauen muessen 
oder der Staat fuer die Spareinlagen bei ihnen garantiert", sagt 
Felber. "Wenn es nicht gelingt ihre riskanten Geschaeftspraktiken zu 
regulieren, sollten sie restrukturiert - sprich zerteilt - werden."
Banken haben die aktuellen Probleme wesentlich mitverschuldet. Viele 
oesterreichische Institute haben in Osteuropa auf riskante 
Fremdwaehrungskredite gesetzt, etliche haben gegen Geldwaescheregeln 
verstossen und das Bankwesengesetz verletzt. Sie haben spekuliert, 
Schattenbanken gegruendet, Bilanzen beschoenigt und gefaelscht, 
Kredite verbrieft, weiterverkauft und astronomische Managerboni 
verteilt. Groesse war das Ziel: Ihre Bilanzsummen sind in den letzten 
Jahren enorm angestiegen. "Anstatt in Osteuropa Eigentuemer, 
Gewinnabschoepfer und Systemrisiko zu werden, waere es besser gewesen, 
die oesterreichischen Banken haetten ihr Know-How als 
Nachbarschaftshilfe weitergegeben - diese Vorgangsweise haette ihren 
gemeinnuetzigen Gruendungsidealen mehr entsprochen", sagt Felber.
Gleichzeitig ist die effektive Steuerbelastung der Banken in den 
letzten Jahren massiv gesunken. Nach Berechnungen von Attac entgehen 
dem oesterreichischen Staat derzeit durch Aktivitaeten der heimischen 
Banken in Steueroasen zusaetzlich jaehrlich Steuereinnahmen bis zu 
zwei Milliarden Euro.
Die Krise wird benutzt um den Spardruck auf den Sozialstaat zu 
erhoehen, obwohl S&P gerade einseitiges Sparen als Grund fuer die 
Verschaerfung der Krise nennt: "Wir sind auch der Auffassung, dass die 
Gipfelvereinbarung von einer lediglich einseitigen Interpretation der 
Ursachen der Staatsschuldenkrise gepraegt ist, naemlich dass die 
derzeitigen finanziellen Unsicherheiten primaer von mangelnder 
budgetaerer Disziplin in den Peripheriestaaten der Eurozone 
herruehren. Nach unserer Meinung sind die finanziellen Probleme in der 
Eurozone jedoch gleichermassen ein Ergebnis der steigenden 
aussenwirtschaftlichen Ungleichgewichte und sich auseinander 
entwickelnder Wettbewerbsfaehigkeit zwischen den Kernlaendern der 
Eurozone und den so genannten Peripheriestaaten. Daher glauben wir, 
dass ein Reformprozess, der einseitig auf fiskalischen Sparmassnahmen 
beruht, unwirksam sein koennte, indem die Inlandsnachfrage in gleichem 
Masse sinkt wie die Sorge der Verbraucher um ihre Arbeitsplaetze und 
ihre verfuegbaren Einkommen steigt und damit die nationalen 
Steuereinnahmen erodieren!" (1) (Attac/bearb.)
(1)
http://www.standardandpoors.com/ratings/articles/en/us/?articleType=HTML&assetID=1245327296787
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