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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Jaenner 2012; 02:45
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Initiativen:

> "Wenn eine Verbindung harmlos sein will, soll sie sich aufloesen!"

Unter diesem Motto moechte der "Linzer Arbeitskreis gegen das
Korporationsunwesen" darauf hinweisen, dass nicht nur farbtragende
Burschenschaften problematisch seien:
*

Wie jedes Jahr laden reaktionaere Maennerbuende des christlichen
Cartellverbands (CV), des groessten verbindungsstudentischen
Dachverbandes in Oesterreich, in Linz zum Tanz: Der CV-Ball findet am
14.1.12 im "Palais - kaufmaennischer Verein" statt. Dort treffen sich
in pompoeser Manier regelmaessig die selbsternannten
gesellschaftlichen Eliten aus Politik und Wirtschaft. Die
Vorstandsriege der Raiffeisenlandesbank, das Rektorat der Johannes
Kepler-Universitaet, diverse Abgeordnete und Politiker (seltener auch:
Politikerinnen) bis hin zum Landeshauptmann Puehringer sind nur einige
der prominenten Gaeste.

Der Cartellverband: "harmlose" oesterreichische Normalitaet

In der Oeffentlichkeit bemueht sich der CV harmlos zu erscheinen. Im
Gegensatz zu ihren Bundesbruedern aus Burschenschaften und
Landsmannschaften, die regelmaessig fuer Skandale sorgen, gelingt
ihnen die Stilisierung zur serioesen Korporationsalternative auch sehr
gut. Tatsaechlich unterscheidet sich die politische Ausrichtung des CV
auch deutlich von der der der voelkisch-deutschnationalen
Burschenschaften: Seit Jahrzehnten ist der Fluchtpunkt des
CV-Patriotismus nicht ein grossdeutsches Reich, sondern
"Oesterreich" - ob Republik oder austrofaschistischer Staendestaat
scheint dabei jedoch eher zweitrangig. "Harmlos" ist der CV also
allemal nicht. Alle Studentenverbindungen, ob CV oder "Deutsche
Burschenschaft" (DB) teilen sich dabei eine Menge Gemeinsamkeiten:
Nicht nur die auffaellige Kleiderordnung der Verbindungen ("Couleur"),
sondern auch der prinzipielle Ausschluss von Frauen* , sowie
struktureller Konservatismus und ein elitaeres Selbstverstaendnis ist
allen gemein. In reaktionaerer Weise halten beide an ihren ueberholten
Traditionen, Riten und Normen fest. Dabei zeigen sie sich vollkommen
unbeeindruckt von gesellschaftlichen Veraenderungen und
emanzipatorischer Kritik.

Heteronormativer Sexismus

Als Maennerbuende vollziehen sie nicht nur den systematischen
Ausschluss, sondern auch die Abwertung von Frauen*, die im
Verbindungsjargon lediglich als "Damen" vorkommen und als
"schmueckendes Beiwerk" - gerade auf Baellen - ausnahmsweise herzlich
willkommen sind. Damit einher geht auch die Ausgrenzung,
Unsichtbarmachung und Ablehnung jeder "Abweichung" von der Norm der
traditionellen Geschlechterrollen und der Heterosexualitaet: Homo- und
Transphobie gehoeren, sowohl implizit als auch explizit zum
verbindungsstudentischen Standardrepertoire. Einmal mehr zeigt sich
hier der antiemanzipatorische Charakter der Korporationen: Maenner*
seien fuer den (sichtbaren, anerkannten und oeffentlichen) Bereich der
Lohnarbeit zustaendig seien, waehrend Frauen* in die private Sphaere
gedraengt werden, wo sie (meist unbezahlte, unsichtbar gemachte)
Reproduktionsarbeit leisten muessen.

Lebensbundprinzip und elitaer-maennliche Seilschaften

Diesem Sexismus kommt im Falle studentischer Verbindungen eine
besondere Relevanz zu: Dank ihres "Lebensbundprinzips", welches die
Alten Herren (im Berufsleben stehende Verbindungsmitglieder) zum
Protegieren der Juengeren Mitglieder verpflichtet, werden Seilschaften
gebildet, wodurch immer wieder Korporierte in einflussreiche
Positionen befoerdert werden. Mehr als genug Gruende fuer uns
Antifaschist_innen und (Pro-)feminist_innen, unseren Protest gegen
alle studentischen Verbindungen oeffentlich zu machen und lautstark
auf die Strasse zu tragen: Rund um den CV-Ball im Jaenner und den
rechtsextremen Burschenbundball am 14.2. werden Aktionen und
Infoveranstaltungen organisiert, die nicht nur reaktionaere
Tanzveranstaltungen, sondern das gesamte oesterreischische
Verbindungsunwesen letztendlich verunmoeglichen wollen.
(bearb.)

Quelle: https://at.indymedia.org/node/21966

Termine:
Freitag, 13.1.12 14:00h : "1. Linzer Burschitour" mit Heribert Schiedl
(DOeW) servus-Clubraum, Stadtwerkstatt Linz, Kirchgasse 4
diesenreiter.at
Samstag, 14.1.12 // - 18:00h Demonstration "CV-Ball wegschmeissen!"
gegen den reaktionaeren CV-Ball im Palais - kaufmaennischer Verein.
Treffpunkt Hauptplatz - ca. 20:30h Strassenfest - "CV-Ball wegtanzen!"
am Schillerpark Linz (Naehe Palais-kaufmaennischer Verein) - ca. 22:00
Abendprogramm, Chillout mit Vokue und Auflegerei, Ort wird noch
bekanntgegeben
Info: http://antifa.servus.at



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