**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 23. November 2011; 04:22
**********************************************************

Initiativen/Verkehr:

> 9744 Seiten Autobahnplaene

Die Lobau-Autobahn geht in die UVP


Nach Jahren der Geheimniskraemerei rueckte die Asfinag damit heraus,
was sie wirklich plant: Waehrend der 7 Wochen dauernden oeffentlichen
Auflage der Plaene fuer die Lobauautobahn (S1 Abschnitt Suessenbrunn
bis Schwechat) haben die BuergerInnen Zeit die 9744 Seiten zu lesen
(noch bis 1.Dez). Wer dann auch noch eine Einwendung dagegen verfassen
und 200 Unterschriften sammeln kann, darf als Buergerinitiative mit
Parteienstellung mitspielen bei der Umweltvertraeglichkeitspruefung
(UVP).

Das als "Buergerbeteiligung" zu bezeichnen ist ein Hohn. Wie soll ein
normaler Mensch mit Job und/oder Betreuungsverpflichtungen das
schaffen?

Einige Fakten zur geplanten Autobahn: Laenge: 19 km. 8,5 km davon als
Tunnel durch den Nationalpark Donau-Auen. Sie wuerde diesen an der
breitesten Stelle (Lobau) durchstossen. 2 parallele Tunnelroehren mit
je 15 m Durchmesser wuerden die Grundwasserstroeme beim Ab- und
Auftauchen durchschneiden und das sensible oekologische Gleichgewicht
im Nationalpark erheblich beeintraechtigen (unterirdische
Staudammwirkung, fuehrt auf einer Seite zum Aufstauen des
Grundwassers, auf der anderen zum Austrocknen), dadurch veraendern
sich die Augebiete, Lebensraum vieler vom Aussterben bedrohter Arten
massiv.

Neben der geplanten Trasse: Das Tanklager Lobau. Das bei der
Bombardierung waehrend des Krieges dort in grossen Mengen
ausgeflossene Erdoel in der Naehe der Oberflaeche koennten bei
Tunnelbohrungen zum Tiefengrundwasser hinuntersickern und dieses
verseuchen. (Dieses hochwertige Trinkwasser diente bisher zur
Versorgung Wiens im Katastrophenfall) Ein weiteres Problem sind viele
Blindgaenger im Boden.Die Abgase von 60.000 Fahrzeugen taegl. im
Tunnel sollen durch 10 m hohe Abgasbauwerke direkt am Rand des
Nationalparks und in 100 m Entfernung von Einfamilienhaeusern, ganz
nahe an Schulen und Kindergaerten ungefiltert unter grossem Laerm
ausgeblasen werden. Der oberirdische Teil der Lobau-Autobahn fuehrt
mitten durch gewachsene Siedlungsstruktur. Der Bevoelkerung wird seit
Jahren diese Autobahn als "Entlastungsstrasse" angepriesen. Doch sogar
laut Asfinag Berechnungen wird es zu keiner Verkehrsentlastung in den
betroffenen Ortschaften kommen. Auch die Wiener Tangente, die A23,
wird durch die Lobau-Autobahn nicht entlastet Aus den Zahlen der
letzten ASFINAG-Praesentation (Mai 2009): Tangentenbruecke Hoehe Donau
2005: 172800
2025: 218200
(Referenzfall, wenn nichts geaendert wird)
2025: 203400
(mit Lobau-Autobahn und A23-Verlaengerung)

Die Lobau-Autobahn wird also 2025 gegenueber 2005 eine Steigerung von
17% bringen, die Entlastung ist nur im Vergleich der Hochrechnungen
da. Gegenueber dem jetzigen Zustand wird sich die Situation
verschlimmern. Die Lobau-Autobahn S1 ist nicht, wie verharmlosend
viele Medien seit Jahren berichten, Teil einer "Umfahrung von Wien".
Sie ist Teil einer internationalen Nord-Sued-Transitstrecke, der TEN
25, die von Danzig bis weiter zur Adria fuehren soll. Drohender
Baubeginn: noerdlicher Abschnitt (Suessenbrunn - Gross Enzersdorf)
2014 / suedlicher Abschnitt (Gross Enzersdorf - Schwechat): 2018.

Weiters: Die Lobau ist mehrfach durch internationale Abkommen
(Nationalpark, Natura 2000, Ramsar Konvention, Biospaerenreservat)
geschuetzt. Ist nicht einmal so ein Gebiet sicher, welches "normale"
Naturschutzgebiet waere dann noch sicher vor den Begehrlichkeiten der
Betonlobby?

Uebrigens: Die Umweltanwaltschaften die laut UVP Gesetz unverzueglich
mit der Einreichung (das heisst schon vor 3 Jahren!) die Unterlagen
zur Stellungnahme uebermittelt haetten bekommen sollen, bekamen sie
erst wenige Tage vor der oeffentlichen Auflage.

Wenn Asfinag oder Verkehrsministerium geglaubt haben, den Widerstand
gegen die Lobauautobahn abwuergen zu koennen, haben sie sich
allerdings getaeuscht: ProjektgegnerInnen, BIs und
Umweltschutzorganisationen arbeiten nur noch enger zusammen. Und die
Umweltvertraeglichkeitspruefung ist ja nur eine von vielen Arten, wie
die geplante Transitautobahn durch den Nationalpark bekaempft wird. So
wurde unter anderem gemeinsam mit anderen Organisationen und
Initiativen aus verschiedensten Gesellschaftsbereichen die Plattform
"Zukunft statt Autobahn" ins Leben gerufen.

Sie vereint die Forderung, die 3 Milliarden Euro, die die S1
mindestens kosten wuerde, in Oesterreich wesentlich sinnvoller und vor
allem zukunftsorientierter anzulegen. Etwa in den Bereichen Bildung,
Soziales, erneuerbare Energien, oeffentlicher Verkehr, Forschung etc.
Auf zukunft-statt-autobahn.at erklaeren die verschiedenen
Organisationen der Plattform, warum sie gegen die Autobahn sind und
was sich Alles in ihrem jeweiligen Bereich verwirklichen liesse. Z.B.:

"Im Vergleich zu den 3 Autobahn-Milliarden, betraegt das Budget des
Lebensministeriums fuer Oesterreich weite umweltpolitische Massnahmen
nur 30 Millionen Euro, also gerade einmal ein Hundertstel." (WWF).

Schon mit einer Milliarde Euro liessen sich "16.000 neue
Arbeitsplaetze im Oeffentlichen Verkehr schaffen." (Attac).

"Wenn diese 3 Milliarden Euro statt in die Lobau-Autobahn in ein
Foerderprogramm fuer die thermische Sanierung von Wohnungen und
Haeusern investiert werden wuerden, wuerde diese Summe
Gesamtinvestitionen von ca. 15 Milliarden Euro ausloesen."
(Greenpeace).

"Um allen armutsgefaehrdeten Menschen in Oesterreich mit einer solchen
Einrichtung (gemeint ist das neue Sozialzentrum in der Donaustadt)
helfen zu koennen, sind lediglich 6 Millionen EUR notwendig. Dies
entspricht rechnerisch der Errichtung von 40 Sozialzentren (jeweils
150.000 EUR) flaechendeckend in Oesterreich. Das sind 0,2 % jener
Kosten, welche diese unnoetige Autobahn verursachen wuerde." (Verein
Socius).
*Jutta Matysek*
*

Infomoeglichkeiten:

Mittlerweile sind ueber 32 Organisationen in der Plattform und freuen
sich ueber Unterstuetzung ihrer Petition:
http://www.zukunft-statt-autobahn.at/

Eine aktuelle Radiosendung von Radio Orange, in der endlich einmal die
GegnerInnen der Autobahn zu Wort kommen: "S1 - Autobahn bedroht
Nationalpark" kann auf http://cba.fro.at/50717 heruntergeladen werden.

Wir bieten Euch Info/Diskussionsveranstaltungen an: Wir bringen
Beamer, Powerpoint Vortrag, Plaene und ReferentIn, ihr nennt
/organisiert eine Gruppe von Interessierten. Bei Interesse bitte Tel:
+43 (0) 6769539779 Jutta Matysek oder natur-statt-beton@chello.at
kontaktieren.

Die noetigen Rechtsverfahren und Gutachten werden noch eine Menge Geld
kosten. Daher bitten wir jetzt um Spenden auf PSK 92.168.510, BLZ.60
000.

Alle Facebook NutzerInnen bitten wir auf die Seite der BIM
Grossenzersdorf: http://www.facebook.com/#!/StopLobauAutobahn



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.


*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.redaktion@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin