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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. November 2011; 00:44
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Gedenktage/Kommentar:
> Remember, remember the 9th of november
Diese akin erscheint am 9. November des Jahres. Ein denkwuerdiges
Datum, das brauch ich hier niemandem zu erzaehlen. Auch ich weiss
schon seit der Schule, dass an diesem Tag im Jahre 1938 die
Nationalsozialisten im gesamten Reich einen Grossangriff auf alle
Juden und Juedinnen starteten, Synagogen niederbrannten,
Schaufensterscheiben zerschlugen.
Doch ueber naehere Details weiss ich erst Bescheid, seit ich vor ein
paar Monaten im Zuge einer Online-Schnitzeljagd* den ehemaligen
Standort der Synagoge in der Dirmhirngasse (23. Bezirk) besuchte.
Obwohl das Wissen um dieses Datum zum Allgemeinwissen eines ungefaehr
25jaehrigen Linken gehoert, trifft das also nicht auf die eigentlichen
Ereignisse zu, die diesen Tag zu dem machen, was er ist. Besser gesagt
zu dem machen, was er offiziell NICHT ist - naemlich ein Tag der
Trauer.
Deswegen, und um den Opfern dieser Ereignisse zu gedenken, moechte ich
hier zur Verdeutlichung ein paar Zahlen festhalten, hinter denen jeder
normale Mensch hoffentlich das eigentliche Ausmass und die Folgen der
nationalsozialistischen Weltanschauung erkennen kann.
Die Daten stammen von Wikipedia: 1938 zaehlte die juedische Gemeinde
noch 185.000 Mitglieder. 1946, als ein Teil der Vertriebenen schon
wieder zurueck gekommen war, waren es nur mehr 25.000. Mehr als 65.000
Wiener Juden und Juedinnen wurden in Konzentrationslager gebracht,
beinahe 6.000 davon allein in der Nacht von 9. auf 10. November.
Von den urspruenglich 6 Tempeln und 89 Bethaeusern stand nach dieser
Nacht nur noch der Stadttempel, alle anderen Einrichtungen wurden in
dieser Nacht zerstoert. Die Novemberpogrome waren der endgueltige
Auftakt der Vernichtung und Enteignung, ohne die sich Deutschland den
Krieg niemals haette leisten koennen.
Nach dem Weltkrieg lag dann ganz Oesterreich in Truemmern, psychisch
wie physisch. Staedte, Doerfer und Infrastruktur wurden wieder
aufgebaut, ebenso wie die oesterreichische Identitaet. In dieser Zeit
wurden viele Grundsteine gelegt, auch dafuer wer denn nun die
OesterreicherInnen in Zukunft sind, und wer weiterhin nicht
dazugehoeren wird. Und so kam es, dass die zerstoerten Tempel und
Bethaeuser in Truemmern (bildlich gesprochen) liegen blieben, waehrend
das neue Oesterreich heranwuchs.
Es scheint, als waere Oesterreich auch nach den Nationalsozialisten,
deren erstes Opfer es ja gewesen zu sein vorgab, lieber ein
Oesterreich ohne Judentum. Vielleicht ist das der Grund, warum von den
25.000 JuedInnen, die 1946 noch in Wien lebten 5 Jahre spaeter nur
mehr 9.000 da waren, eine Zahl, die bis heute stetig sinkt.
Obwohl ich 1938 - wie viele von uns - noch lange nicht auf der Welt
war, machen mich diese Zahlen betroffen, und ich frage mich, wie sich
ein Mensch froehlich mit einer Nation identifizieren kann, die mit
Schuld fuer diese Taten ist. Ich frage mich, wie sich Menschen erfreut
und ueberschwaenglich zum deutschen Volk bekennen koennen, wenn doch
alle Befehle und Urteile damals im Namen genau dieses Volkes ergingen.
Ich frage mich, wie unsere heutige Gesellschaft ihre Geschichte
dermassen ignorieren kann, denn an diesem einen Tag und seiner
duerftigen Verarbeitung im gesellschaftlichen Jahreskreis sieht man,
wie antifaschistisch Oesterreich wirklich gesinnt ist.
Naemlich gar nicht.
All die Verantwortung, die aus den schrecklichen Taten der
OesterreicherInnen waehrend der Nazi-Zeit hervorgeht, ihr wird von
Oesterreich allerhoechstens zu einem Pflichtteil nachgekommen, und
meistens - wie zB im Ortstafelstreit - wird auch das tunlichst
vermieden.
-postcore-
*) Im Internet werden Koordinaten veroeffentlicht, an denen sich im
realen Leben ein kleiner Behaelter mit einem Logbuch befindet, der
mittels Navi zu finden ist
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