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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Oktober 2011; 23:21
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Buecher:
> Ein Fluchtbeispiel
Ludwig Laher: Verfahren
Roman
180 Seiten, Haymon, 2011
ISBN 978-3-85218-680-1
EUR 19,90
Ludwig Laher hat sich in seinem Roman "Verfahren" mit Menschen
beschaeftigt, die in Oesterreich ohne Aufenthaltstitel, wie es so
schoen heisst, um irgendeine Existenz ringen. Als Autor und Literat
hat er primaer die Geschichte einer jungen Frau nacherzaehlt, die mit
ihrer Familie als Serbin in Kosov{AT} aufgewachsen ist. Die junge Frau
musste zusehen wie ihr Haus niedergebrannt wurde, wie ihre Eltern und
ihre geliebten kleinen Geschwister verbrannt wurden, die Leichen ihrer
Familien in Plastikmuellsaecken abgeholt wurden. Als einzige
Ueberlebende konnte sie in einem leerstehenden Nachbarhaus
Unterschlupf finden und ihr Dasein fristen. Depression und
Krankenhausaufenthalte bestimmten ihr Alltagsleben. Sie war die
einzige Serbin in ihrer Region und jungen von Krieg und Hass
gepraegten Kosov{AT}-Albanern verdaechtig. Sie wurde entfuehrt,
misshandelt und missbraucht. Es gelang ihr eine Flucht nach
Oesterreich. In der Hoffnung auf ein Leben. Nicht auf ein besseres
Leben, auf ein Leben. Sie wurde in ein Gefaengnis gebracht. Auf
Deutsch nennt man das Schubhaft oder auch Anhaltehaft. Dieser
Begruessung folgten negative Bescheide bezueglich einer Berechtigung
eines Aufenthaltes in diesem Staat.
Ludwig Laher erzaehlt die Erlebnisse dieser jungen Frau eindringlich,
zitiert aus Schriftstuecken der Behoerden, untermauert dieses
"Beispiel" mit anderen Menschen, von denen ihm erzaehlt worden ist, um
die Grausamkeit dieser Gesellschaft mit dem Mittel der Literatur zur
durchbrechen.
Zugegeben: Das Buch ist fesselnd, man gibt es nicht mehr aus der Hand,
es ist ein Zeitdokument. Menschen die in Salzburg leben, erkennen auf
den ersten Blick die AkteurInnen der Fluechtlingsarbeit. Es irritiert
nur das verblueffend wirkende Erstaunen des Autors. Es klingt ein
wenig naiv; es klingt so, als haette er nicht gewusst, dass Menschen,
die hier einen Aufenthaltstitel beantragen, die hier um Asyl ansuchen,
im Kreis herumgeschickt werden, auf jede erdenkliche Weise belogen und
betrogen werden.
*Rosalia Krenn*
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