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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. September 2011; 22:23
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Asyl/Schnorrbief der Woche:

> 'Schiffe der Solidaritaet'

Rettungsschiffe fuer Fluechtlinge wollen am 15.10.2011 von Rom
Richtung Nordafrika starten

Die Situation ist unertraeglich, direktes Handeln ist angesagt, um dem
toedlichen EU-Grenzregime Einhalt zu gebieten. 'Schiffe der
Solidaritaet - das Sterben in Mittelmeer stoppen' ist eine
internationale Initiative, mit der Fluechtlinge und MigrantInnen auf
ihrem Weg nach Europa durch unmittelbares Eingreifen vor Ort
unterstuetzt werden sollen. Am 15. Oktober werden mehrere kleine
Schiffe in Rom in See stechen, in entgegengesetzter Richtung zu den
Fluchtrouten der Boatpeople: ueber Sizilien, Lampedusa und Malta bis
zu verschiedenen Haefen in Tunesien und gegebenenfalls auch in Libyen.
Das Projekt zielt auf eine mediterrane Vernetzung, die ein dauerhaftes
Monitoring zwischen der nordafrikanischen Kueste und den
suedeuropaeischen Inseln in Gang bringen will. Die skandaloesen
Vorgaenge auf dem Meer sollen dokumentiert und oeffentlichkeitswirksam
angeklagt werden. Es soll alles dafuer getan werden, dass
Schiffbruechige gerettet werden.

Ueber 2000 Menschen sind allein seit Beginn des Jahres in dieser
Region des Mittelmeeres ertrunken oder verdurstet und Tausende stecken
weiterhin in Wuestenlagern wie dem tunesischen Choucha oder im
Buergerkriegsland Libyen fest. Sie wagen den riskanten Versuch und
steigen in ueberfuellte und seeuntaugliche Boote.
Menschenrechtsorganisationen und antirassistische Netzwerke haben in
den letzten Monaten in gemeinsamen Appellen die sofortige Aufnahme von
Fluechtlingen gefordert: 'Die Stimmen von Choucha stehen fuer das
verzweifelte Aufbegehren gegen eine Politik der flagranten
Menschenrechtsverletzungen, wie sie sich tagtaeglich an vielen
Brennpunkten der europaeischen Aussengrenzen abspielen. Ein Bruch mit
dieser Politik ist notwendig, um das Sterben auf See und in der Wueste
zu beenden. Die Demokratiebewegungen in Nordafrika bieten die Chance
fuer einen Neuanfang. Statt toedlicher Ausgrenzung und grotesker
Bedrohungsszenarien muss Offenheit und Solidaritaet die Zukunft des
mediterranen Raumes praegen. Es braucht Bruecken statt Mauern fuer ein
neues afrikanisch-europaeisches Verhaeltnis, damit Europa ein Raum
wirklicher Freiheit, allgemeiner Sicherheit und der gleichen Rechte
fuer Alle wird' (aus dem Appell vom Juni 2011).

Bisher lehnen die europaeischen Regierungen die Aufnahme von
Fluechtlingen rigoros ab. Vielmehr haeufen sich Aussagen von
Ueberlebenden, dass die Rettung von Bootsfluechtlingen bzw. die
Aufnahme Geretteter bewusst verweigert und deren Tod in Kauf genommen
wird. Die EU finanziert Fluege, um subsaharische MigrantInnen aus
Tunesien in ihre Herkunftslaender zurueck zu schicken, z. B. nach
Mali, dessen oekonomische Situation als eines der aermsten Laender der
Welt dadurch weiter destabilisiert wird. Gleichzeitig verstaerken die
EU-Verantwortlichen den Druck auf die (Uebergangs-) Regierungen der
nordafrikanischen Laender, ihre Kuesten lueckenlos zu kontrollieren
und mit der europaeischen Grenzschutzagentur Frontex zusammen zu
arbeiten. Bei Nichterfuellen dieser Wachhund-Rolle werden
Wirtschaftsabkommen verweigert. Voellig ignoriert wird, dass Tunesien
ca. 500.000 Libyenfluechtlinge aufgenommen hat. Die Revolutionen in
Nordafrika koennen die soziale und oekonomische Situation nicht ueber
Nacht aendern. Aus dem Land selbst machen sich viele Menschen nach
Lampedusa auf, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Doch in Europa
werden sie entwuerdigend behandelt und so schnell wie moeglich
abgeschoben.

Mit einem Organisationsbuero in Paris koordiniert das
euro-afrikanische Netzwerk Migreurop das 'Boats 4 People'-Projekt.
Bislang wirken Organisationen aus Frankreich, Italien, Belgien,
Holland und aus Tunesien mit, aus Deutschland beteiligen sich
VertreterInnen von borderline.europe, von der Forschungsstelle Flucht
und Migration sowie der Netzwerke Afrique-Europe-Interact und Welcome
to Europe im Vorbereitungskreis.
(Aussendung: Afrique-Europe-Interact)
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Weitere Infos:
http://www.afrique-europe-interact.net

Kontakt und Spenden:
Wer in den kommenden Wochen regelmaessige Informationen erhalten und
weiterverbreiten oder auf lokaler, bundesweiter oder auch
internationaler Ebene mitarbeiten moechte, wende sich bitte an die
folgende Adresse: choucha-appell (at) antira.info
Spendenkonto International: Bankueberweisung unter dem Stichwort
«Mediterranean Flottilla» an: Migreurop, 21 ter rue Voltaire, CCM
Paris 11 Parmentier, IBAN: FR76 1027 8060 1100 0202 6600 158 BIC:
CMCIFR2A
*

Quelle: http://no-racism.net/article/3895/



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