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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 31. August 2011; 00:34
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Chile:

> Eine ziemlich grosse Minderheit

Das erste Todesopfer bei den Protesten und weiterhin Unverstaendnis
der Regierung

Bei den seit Monaten andauernden Bildungs- und Sozialprotesten in
Chile gibt es ein erstes Todesopfer. Nach Berichten lokaler Medien
wurde der 14-jaehriger Junge Manuel Gutiérrez von Polizisten
erschossen. Der Jugendliche starb im Stadtteil Macul der Hauptstadt
Santiago de Chile durch einen Schuss in die Brust. Vor wenigen Tagen
bereits hatten in der Hafenstadt Valparaíso Polizisten mit scharfer
Munition auf Studierende angelegt. Mitte der Woche wurden geheime
Waffenlieferungen an die Armee bekannt. Der rechtsgerichtete
Buergermeister von Santiago hatte zuvor gefordert, am kommenden 11.
September (Jahrestag des Pinochet-Putsches 1973, Anm. akin) die Armee
gegen Demonstraten einzusetzen.

Am Mittwoch und Donnerstag sind in Chile hunderttausende Menschen dem
Aufruf des Gewerkschaftsverbandes CUT sowie von ueber 80 weiteren
Organisationen zu einem landesweiten Streik gefolgt. Angestellte des
oeffentlichen Dienstes, MitarbeiterInnen aus dem Gesundheitssystem,
Kupferarbeiter, Busfahrer, Studierende, SchuelerInnen, LehrerInnen,
Universitaetsangestellte und andere gingen in ganz Chile auf die
Strasse.

Den Aufruf zum zweitaegigen Ausstand hatte die CUT mit
grundsaetzlichen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit begruendet.
Auf der Agenda standen beispielsweise die hoehere Besteuerung von
Unternehmen und Reichen, die Ausarbeitung eines neuen Arbeitsgesetzes,
eine Reform des Gesundheits- und Bildungssystems und schliesslich eine
Verfassungsreform. Laut der Vereinigung der MitarbeiterInnen des
oeffentlichen Dienstes ANEF streikten aus ihren Reihen 80 Prozent.
Nach Angaben des Studierendenverbandes Fech waren am zweiten Streiktag
allein in der Hauptstadt Santiago 300.000 DemonstrantInnen an den
Aktionen beteiligt, die CUT spricht von 600.000 in ganz Chile,
landesweit wurden ueber 50 Demonstrationen angemeldet. Es gab
Strassenblockaden, Barrikaden, Besetzungen, Cacerolazos (traditionelle
Laermdemos mit Kochtoepfen, Anm. akin) und zahlreiche kreative
Protestaktionen.

Insbesondere am ersten Streiktag kam es vermehrt zu
Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen und der militarisierten
Polizei (Carabineros) sowie zu massiven Traenengaseinsaetzen und
Polizeigewalt. Nach Regierungsangaben wurden alleine am Mittwoch ueber
300 Menschen verhaftet. Die zustaendigen Behoerden hatten, wie auch
schon bei Bildungsprotesten zuvor, den Marsch vom zentralsten und
traditionellen Sammelplatz Santiagos ueber die Hauptverkehrsader
Alameda verboten, sodass die CUT eine Alternativroute durchsetzen
musste. Die Regierung hatte die Streiktage im Vorfeld als ein Risiko
fuer die oeffentliche Ordnung und Sicherheit dargestellt.

Der Streikaufruf sowie die CUT als zentrale Organisatorin wurden von
Seiten der Regierung und der Regierungsparteien im Vorfeld heftig
attackiert. So bezeichnete der Wirtschaftsminister Pablo Longueira den
Streik als "unnuetz und unnoetig", er richte nur Schaden an.
Insbesondere Spitzen der rechten UDI (Unabhaengige Demokratische
Union) diffamierten die Proteste als von "einer Minderheit" getragen,
"der Entwicklung des Landes abtraeglich". Der Streik wuerde sich gegen
die Buerger und die "arbeitenden Menschen" richten.

Waehrend am Mittwoch der erste Streiktag anlief, lud Praesident
Sebastián Piñera indes 15 "einflussreiche" User des
Microbloggingdienstes Twitter zum Mittagessen in den Regierungspalast
ein. Die Gaeste waren aufgrund ihrer medialen Bedeutung oder der
Anzahl ihrer Follower ausgewaehlt worden.
(Kristin Schwierz, 27.8., amerika21.de/poonal/bearb.)

Quelle:
http://www.npla.de/de/poonal/3473-todesschuesse-waehrend-der-proteste-in-chile



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