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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Juni 2011; 23:10
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Wien/Soziales/Medien:

> Von echten und falschen Augustins

Heftiger Kritik muessen sich derzeit der "Falter" und das migrantische
Magazin "Das Biber" gefallen lassen. Grund der Aufregung: Beide
Blaetter problematisieren die "falschen Augustin-Verkaeufer". Aber wie
unterscheidet sich ein "falscher" von einem "echten"
Augustinverkaeufer?

Seit in Wien praktisch ein generelles Bettelverbot herrscht, erscheint
als einzige Moeglichkeit das Betteln mit einer Zeitung in der Hand.
Diese Bettler, so Biber und Falter, seien "falsche Augustins".
Tatsaechlich ist der Markt fuer Strassenzeitungen in Wien
uebersaettigt. Echte Augustin-Verkaeufer sind solche mit einem Ausweis
und der Augustin vergibt neue Ausweise nur mehr sehr spaerlich, da man
ja nicht moechte, dass sich die Verkaeufer auskonkurrenzieren muessen.
Beim Augustin schickt man derzeit Verkaufswillige eher zu den beiden
anderen Strassenmagazinen, dem "MO" von SOS Mitmensch und dem "Global
Player" vormals "Bunte Zeitung".

Doch auch hier gaebe es solche und solche Verkaeufer. Biber schildert
das so: "Anna kellnert im Museumsquartier. Sie kennt das Problem mit
den vermeintlichen Strassenzeitungsverkaeufern. 'Manchmal umzingeln
sie die Tische und reden zu zweit oder dritt auf unsere Gaeste ein.
Wir muessen dann eingreifen und sie bitten, das Lokal zu verlassen',
erzaehlt sie. Dass die Zahl der Verkaeufer gestiegen ist, bemerkt sie
auch. 'Alle paar Minuten kommen sie vorbei und wollen nicht weg,
solange man ihnen kein Geld gibt', beschreibt sie die Situation,
'meistens haben sie alte Augustin-Ausgaben dabei, die sie nicht
hergeben wollen, auch wenn ein Kunde sie kaufen will', fuegt sie
hinzu. Anna versucht dann meistens zu vermitteln, schliesslich will
sie nicht alle in einen Topf werfen: 'Es gibt zwei
Augustin-Verkaeufer, die kenne ich schon seit Jahren, die machen das
sehr gut und mit ihnen hatten wir noch nie ein Problem`."

In einem Kommentar schreibt Biber dazu, es sollte klar sein, "ob
jemand bettelt oder Strassenzeitungen verkauft. Bei den
Strassenzeitungen wie dem Augustin hat sich eine Verkaufskultur
entwickelt, die von Zurueckhaltung und Hoeflichkeit gepraegt ist. Nun
tun sich die Leute aber schwer, zwischen echten und falschen, nervigen
Augustins zu unterscheiden. Und das schadet dem guten Ruf der
Strassenzeitungen insgesamt".

Waehrend der Biber-Artikel aber noch ein gewisses Verstaendnis fuer
die Bettler zeigt, argumentiert der Falter erstaunlicherweise mit dem
Gesetz. Seinen kurzen Artikel "7 Sachen, die Sie ueber falsche
Augustins eventuell nicht wussten" beschliesst er mit dem Hinweis:
"Aggressives Betteln und Betteln unter Vorspiegelung falscher
Tatsachen ist trotzdem per Strafe verboten".

Die "Bettel-Lobby Wien" regt diese Argumentation ganz besonders auf
und wird etwas polemisch: "Wenn RedakteurInnen der 'linken'
Stadtzeitung Falter beim Latte Macciato schluerfen im Museumsquartier
angeschnorrt werden, dann fuehrt das anscheinend zu einem vollkommenen
Blackout. Schwupdiwupp - wird aus dem Falter die Krone und aus
bettelnden ZeitungsverkaeuferInnen der Inbegriff des Boesen: Der oder
die FalterredakteurIn schafft keinen Gedanken mehr daran, dass es
vielleicht ein System von Ausgrenzung und Armut sein koennte, das
junge Maenner dazu treibt, im Museumsquartier hartnaeckig zu
schnorren. Er/sie stellt keine Frage mehr danach, warum so viele
Menschen jetzt mit der Zeitung in der Hand betteln. Nein, dafuer
gibt´s Ressentiments."

Diese Debatte wirkt sich auch auf die Stadtpolitik aus. Tatsaechlich
werden Augustin-Verkaeufer generell schon seit laengerem von der
schwarzblauen Rathaus-Opposition als getarnte Bettler angesehen, die
"falschen Augustins" sind da nur Wasser auf ihre Muehlen. Die SPOe
hatte noch in ihrer Zeit der Alleinregierung das Bettelverbot
beschlossen und ist fuer die jetzige Situation hauptverantwortlich.
Die Gruenen sitzen zwischen allen Stuehlen. Deren Sozialsprecherin
Birgit Hebein in einer Aussendung dazu: "Der Verkauf von Zeitschriften
bietet Menschen in Armut und Obdachlosen die Gelegenheit, sich ein
kleines Zubrot zu verdienen", so Hebein, die einraeumt, dass
Zeitungsverkaeufer teilweise auch hartnaeckig sein koennen. Dennoch
mache es keinen Sinn zwischen "guten" und "boesen" BettlerInnen zu
unterscheiden, ohne die Situation der Menschen zu beruecksichtigen.
"Auch wenn es ein Ruhebeduerfnis der KonsumentInnen gibt, steuern wir
auf eine Entsolidarisierung zu, wenn Armut verdraengt und nur mit
Verboten reagiert wird", meint die gruene Gemeinderaetin.

Die Gruenen wollen nun einmal abwarten, was der Verfassungsgerichtshof
zum Bettelverbot sagt, denn sie unterstuetzen die Klage einer
Bettlerin gegen den Tatbestand der gewerbsmaessigen Bettelei. Eine
Entscheidung des Hoechstgerichts wird demnaechst erwartet.

Doch egal, wie das Urteil ausfallen wird, die Debatte um die Bettelei
wird wohl kaum so schnell verstummen.
-br-


Links:
Bettellobby (incl. Falter-Bericht):
http://bettellobbywien.wordpress.com/2011/06/17/jenseits-echte-und-falsche-arme-im-falter/
Das Biber:
http://www.dasbiber.at/content/ost-special%3A-die-falschen-augustins
Stellungnahme Gruene Wien:
http://wien.gruene.at/ots/2011/06/17/kolporteure



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