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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. Mai 2011; 23:23
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Afghanistan/Deutschland/Glosse:

> Krieg der Worte

Mittwoch, 18.05.11. Spaeter Vormittag nach MEZ: Auf SPIEGEL ONLINE
wird eine DPA-Meldung zitiert, nach welcher rund 2000 Menschen vor
einem Lager der deutschen Bundeswehr in Talokan, Afghanistan gegen die
Besatzung der NATO demonstrierten. Anlass dieses Protestes soll
demnach ein NATO-Angriff in der Nacht zuvor gewesen sein, bei welchen
zahlreiche Zivilisten gestorben sein sollen. Ca. eine halbe Stunde
spaeter folgt ein weiterer Artikel zum selben Thema.

Der Protest wird in besagtem Artikel als "gewalttaetig" beschrieben:
es sollen Steine und Handgranaten auf das Bundeswehrlager geworfen
worden sein. Weiter wird ausgefuehrt, dass die 'Reaktion' der
Bundeswehr elf getoetete und 50 verletzte Demonstranten verursacht
haette, wohingegen die Bundeswehr zwei verletzte Soldaten zu beklagen
habe. In dem zweiten Artikel wird sogar von "Krawallen" gesprochen;
die gesamte Situation wird als "schwerer Zwischenfall" verharmlost.

In den zitierten Artikeln steht kein Kommentar zu dem starken
Missverhaeltnis der getoeteten, bzw. verletzten auf beiden Seiten.
Stattdessen wird die Demonstration als "gewalttaetig" beschrieben,
wohingegen aehnliche Worte fuer die deutsche Seite, welche
offensichtlich ungleich aggressiver handelte, ausblieben. Es bedarf
nicht vieler Phantasie, sich auszumalen, welche Reaktionen die hiesige
Medienlandschaft aufgebracht haette, wenn es eine vergleichbare
Situation bei einem freiheitlichen Protest, bei beispielsweise einer
arabisch-gepraegten Diktatur gegeben haette: Worte wie "Massaker" oder
"Blutbad" waeren moeglicherweise aufgetaucht. Aber hier? Hier gelten
die Demonstranten mit ihren elf Todesopfern und 50 Verletzten als
"gewalttaetig", wohingegen die Armee, mit zwei Verletzten nur in der
Reaktion gewesen sein soll...

Ich moechte nicht falsch verstanden werden: Ich bin nicht vor Ort,
habe keine Bekannten und Verwandten dort und bin kein
Afghanistanexperte, sondern habe lediglich die beiden Artikel zur
Quelle, welche mit genaueren Angaben ueber die Herkunft der
Information geizen. Auch der Zeitpunkt des Ereignisses, bzw. der
vorhergehenden NATO-Militaeraktion werden nicht benannt. Zum Zeitpunkt
der Veroeffentlichung des hier vorliegenden Textes war SPIEGEL ONLINE
die einzige groessere deutsche Nachrichtenseite, welche sich
ueberhaupt dieser Thematik annahm. Meine Kritik richtet sich daher
also nur zum Teil gegen eine offensichtlich gewaltsame deutsche
Besatzungsmacht, vor allem aber gegen die Berichterstattung deutscher
Medien, welche anscheinend unkritisch die Presseaussagen der
Bundeswehr kopieren und eine klare Abfolge von Aggressor und
Verteidiger suggerieren, welche offensichtlich den simplen Zahlen und
Fakten widerspricht. Wir werden sehen, wie sich die Berichterstattung
ueber diesen Vorfall in den naechsten Tagen und Wochen entwickeln
wird.
(DasSim auf Systempunkte.org)

Quelle: https://systempunkte.org/blog/krieg-der-worte

Die zitierten Spiegel-Artikel:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,763275,00.html http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,763296,00.html



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