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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Mai 2011; 01:42
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Kapitalismus:

> Das Ende der Tabakindustrie in Oesterreich

Die Schliessung der Zigarettenproduktion der Austria Tabak in
Hainburg - durch welche 240 Arbeitsplaetze in Hainburg und 80 in der
Zentrale in Wien vernichtet werden - bis Jahresende 2011 ist der
Schlusspunkt einer unseligen Privatisierungsstory.

Der Mutterkonzern Japan Tobacco Industries (JTI) verlegt die
Produktion in ein anderes EU-Land, in Oesterreich bleibt nur mehr der
Vertrieb mit 250 Beschaeftigten beim Grosshandelsunternehmen
Tobaccoland, 50 bei der Forschungseinrichtung Oekolab und 200 zur
Bearbeitung des heimischen Marktes.

Die Weichenstellung fuer die systematische Zerstoerung der
oesterreichischen Tabakindustrie wurde von der damaligen rotschwarzen
Bundesregierung im Jahre 1997 mit dem Boersegang des staatlichen
Unternehmens eingeleitet.

Nach dem Boersegang und damit der Teilprivatisierung von 1997 wurden
2001 die restlichen 41,1 Prozent Staatsanteile der Austria Tabak nach
einem vom OeIAG-Aufsichtsrat in einer regelrechten Nacht- und
Nebelaktion und unter strikter Geheimhaltung gefassten Beschluss an
den britischen Gallaher-Konzern verkauft.

"Puenktlich" wurden nach Ablauf einer aus taktischen Gruenden
gewaehrten Standortgarantie die Werke in Fuerstenfeld (50
Beschaeftigte) und Schwaz (110 Beschaeftigte) zugesperrt, obwohl
keines davon defizitaer war. Gallaher verkaufte das Unternehmen im
April 2007 an JTI. Das Management versprach einmal mehr "den Standort
Oesterreich zu sichern" und "die verbleibenden oesterreichischen
Fabriken zu staerken". Doch nach der Schliessung der Linzer
Tabakfabrik 2009 und der Vernichtung weiterer 275 Arbeitsplaetzen
kuendigte der japanische Konzern die Konzentration der Produktion am
Standort Hainburg an. Jetzt wird auch dieser zugesperrt.

Der ehemalige AT-Chef Beppo Mauhart hatte zur Vollprivatisierung
gemeint "Wir waeren aber anders damit ungegangen, auch wenn am Ende
dasselbe herausgekommen waere" und resignierend festgestellt
"Finanzminister Andreas Staribacher wollte die Austria Tabak nur
loswerden, die SPOe hat dem nichts entgegengesetzt." Vom Management
wurde zum Buersengang das passende Motto "Mild im Risiko - Kraeftig im
Ertrag" ausgegeben.

Austria Tabak ist ein exemplarisches Beispiel, wohin der Ausverkauf
oeffentlichen Eigentums fuehrt, noch dazu eines Unternehmens das
jahrzehntelang als "Goldesel der Republik" gegolten hat und dem
Finanzminister Jahr fuer Jahr enorme Einnahmen beschert hat.
(GLB/gek.)



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