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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Mai 2011; 01:21
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Wien:

> 8.Mai: Verdorbenes Heldengedenken

In den Protesten gegen den Auftritt von Rechstextremen am Wiener
Heldenplatz und dem Verhalten des Staates zeigte sich wieder einmal
die Gespaltenheit der Republik.
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Bis zu 1700 Personen Personen (nochrichten-Zaehlung beim Burgtor,
zuvor am Ring gleich nach der Uni waren es etwas mehr als 1500)
demonstrierten am Abend des 8. Mai von der Uni auf den Heldenplatz, um
die Befreiung vom Nationalsozialismus zu feiern und gegen die Ehrung
von Nazihelden durch Rechtsextreme aus WKR und FPOe zu demonstrieren.
Weitere Versammlungen gab es am Schwarzenbergplatz -- organisiert von
der Basisgruppe Politikwissenschaften (bis zu 200 Leute) und auch am
Heldenplatz selbst sammelten sich die ersten DemonstrantInnen (einigen
Angaben zu Folge bis zu 1000) bei der Kundgebung der Israelischen
Kultusgemeinde und der Gruenen.

Waehrend in den vergangenen Jahren die Polizei stets ausschliesslich
den ungestoerten Ablauf des Nazigedenkens sicherzustellen trachtete,
und dazu ueber Heldenplatz und Umgebung ein ausgedehntes Platzverbot
verhaengte, wurde diesmal auch eine antifaschistische Kundgebung
erlaubt, die von einer Plattform von kleinen antifaschistischen
Gruppen bis hin zu HochschuelerInnenschaft, Gruenen, Sozialistischer
Jugend und Israelitischer Kultusgemeinde organisiert worden war.
Ebenso genehmigt wurde eine Demonstration von der Uni Wien ueber den
Ring und durch das Burgtor zur antifaschistischen Buehne, die in der
Naehe des Durchgangs Richtung innerer Burg und Michaelerplatz
aufgebaut war.

Gesellschaftliche Widersprueche

Ein seltsames, widerspruechliches Abiente erwartetete die
farbenpraechtige Demo am Ring. Zum einen die "Allee der Gerechten" mit
hochoffiziellen Transparenten mit Kurzbiographien von
OesterreicherInnen, die Juedinnen und Juden waehrend der Zeit des
Nationalsozialismus das Leben gerettet haben. Dahinter auf der
Heldenplatz-Seite und vis-a-vis beim Parlament Tretgitter und schwer
gepanzerte, grimmig dreinblickenden Polizisten von WEGA und
Einsatzeinheit, die nicht gerade einen unerschuetterlich
antifaschistischen Eindruck machten.

Dann zum Aeusseren Burgtor. Dieser seltsame Bau spiegelt die ganze
Widerspruechlichkeit der Geschichtsschreibung des 20.Jahrhunderts
wider und ist fast schon als Gedenkdeponie anzusehen: Auf dem Dach des
kaiserlichen Baus von 1824 gibt es ein "Heldendenkmal" fuer die toten
Soldaten des K.u.k.-Reiches, auf der Nordseite befindet sich zu Ehren
der selben Krieger die Krypta, wo sich regelmaessig am 8.Mai die
Burschenschafter treffen. Weiters auf dieser Seite gibt es einen
Gedenkstein fuer im Dienst getoetete PolizistInnen. Auf der Suedseite
gibt es einen Weiheraum "fuer die Opfer des oesterreichischen
Freiheitskampfes" und ein Riesenkreuz zum Gedenken an den Papstbesuch
1983. Das Einzige, was von diesem "Heldentor" jemals entfernt worden
ist, stand anno nazimal in der mittleren Durchfahrt: Ein Ehrenmal fuer
die SA.

Durch diese hohle Gasse...

Der Gang der antifaschistischen Demo durch das Burgtor gestaltete sich
aeusserst gespenstisch. Alles bis auf ein das suedlichste Tor war
verschlossen, die DemonstrantInnen zogen vorbei an Doppel-Tretgittern
und einer dichten Reihe von PolizistInnen. Dem Triumph, am 8. Mai
wieder einmal auf den Heldenplatz zu duerfen wich die Beklommenheit,
geradewegs in einen Kessel zu spazieren.

Den Vorstellungen der Polizei nach sollten die TeilnehmerInnen der
antifaschistischen Demonstration jedenfalls nach dem Durchschreiten
des Burgtors zu ihrer Buehne weitergehen, dann sollte das Burgtor von
der Polizei dicht gemacht werden, und dann haetten die Rechtsextremen
in Ruhe ihre Angelegenheiten erledigen sollen.

Allerdings blieben die meisten AntifaschistInnen in der Naehe des
Burgtors, und waren somit nur eine Fahrbahnbreite und ein paar Reihen
Tretgitter vom jenem Platz entfernt, an dem die Rechten ihren Helden
gedenken wollten. Dieses Totengedenken musste somit mit lauter
Untermalung durch antinazistische Sprechchoere, PartisanInnenlieder,
Pfeifkonzerte und ein paar Boeller vonstatten gehen - die allerdings
zum Teil in der eigenen Demo landeten.

Als die Burschenschaften unter lauten Missfallensbekundungen von der
anderen Strassenseite vor der Krypta beim Burgtor Aufstellung genommen
hatten, sammelten sich immer mehr DemonstrantInnen an der errichteten
Polizeiabsperrung beim Heldentor. Nach vereinzelten Boellerwuerfen auf
die freigehaltene Fahrbahn draengten PolizistInnen in die
antifaschistische Kundgebung, und stiessen DemonstrantInnen unter
Zuhilfenahme von Faeusten, Ellbogen und Knien gut fuenf Meter
zurueck -- vielleicht um sicherzustellen, dass keine Geschosse auf
Burschis und ihre KameradInnen geworfen werden. Kurz sah es aus, als
ob nun alle niedergepruegelt werden sollten. Dazu kam es aber nicht.

Après-Demo wie gehabt

Als die Rechten fertig gedacht hatten und bereits wieder abzogen,
sagte die Polizei ueber einen Lautsprecherwagen irgendwas
unverstaendlich durch, woraufhin die PolizistInnen bei den Tretgittern
wieder Anstalten machten, auf die DemonstrantInnen loszugehen. Die
DemonstrantInnen wichen nun aber ihrerseits, nachdem sie die
rechtsextreme Kundgebung ohnedies bereits erfolgreich gestoert hatten,
zurueck und begaben sich nun - endlich - zur Kundgebung bei der
kleinen Buehne, die allerdings gerade zu Ende ging. Es war nur mehr zu
hoeren, wie sich auf der Buehne bei der Polizei fuer den Schutz der
Veranstaltung bedankt wurde. Die vom Burgtor kommenden
DemonstrantInnen konnten sich dem allerdings nicht so wirklich
anschliessen.

Nach der Demonstration kam es fuer kurze Zeit vor der Universitaet
Wien zu Problemen mit der Polizei. Es erweckte den Anschein, dass
DemonstrantInnen eingekesselt werden sollten, wozu es aber letztlich
nicht kam.

Vor dem von Burschenschaftern frequentierten Lokal "Kupferdachl" in
der Schottengasse bildete sich noch eine Menschentraube, als bekannt
wurde, dass sich dorthin zahlreiche TeilnehmerInnen des rechtsextremen
Totengedenkens zurueckgezogen haben. Als die Polizei aufrief, die
Fahrbahn zu verlassen und auf den Gehsteig zu gehen, kamen dem die
DemonstrantInnen aber nach. Als die Polizei die DemonstrantInnen
daraufhin in Richtung Schottentor draengte, folgten die
DemonstrantInnen auch dieser -- nonverbalen -- Aufforderung. Als die
Polizei auf die Richtung Schottentor gedraengten DemonstrantInnen von
der anderen Seite mit Greiftrupps und Polizeihunden losstuermte, gab
es allerdings keine Moeglichkeit mehr, sich genehm zu verhalten,
Anordnungen Folge zu leisten oder zumindest zu fliehen. Mehrere
DemonstrantInnen wurden zu Boden gerissen, getreten, weggezerrt und
zum Teil festgenommen. Einige kamen mit einer Identitaetsfeststellung
davon, andere wurden mitgenommen.

Die Rechtshilfe bestaetigte um ca. 22.20 laut Ticker 5-6 festgenommen
Personen, es soll danach eine weitere Verhaftung gegeben haben.
*nochrichten.net, -pc-, -br-*

Quellen u.a.:
http://nochrichten.net/?p=526nochrichten.net
https://at.indymedia.org/node/20372

*

Anmerkung

Dank an jene, die bei der Auftaktkundgebung vor der Universitaet Wien
das Konzept vorstellten, Bezugsgruppen zu bilden und gegenseitig
aufeinander aufzupassen, und die auch jene nicht vergassen, die allein
oder nur zu zweit gekommen waren, und auch ihnen Moeglichkeit zeigten,
sich noch zu Bezugsgruppen zusammenzufinden.
Lange Zeit funktionierte es auch, zum gegenseitigen Schutz in Ketten
zu gehen, bis irgendwer zu "Stop and Go" (also Stehenbleiben,
Runter-Zaehlen von 10 bis 0, Losrennen, ...) aufrief, was die Demo
zerriss, zu einem Aufloesen mehrerer Ketten fuehrte, und langsamere
Demonstrant_innen veranlasste, auf den Gehsteig auszuweichen. Rennen
bei Demos ist aufgrund der Personendichte eben nur in bestimmten,
seltenen Notfaellen eine wirklich gute Idee.
-pc-


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