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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Mai 2011; 01:18
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Wien/Kultur/Offener Brief:

> Aktion Besenrein?

Die Buechereien Wien wollen die Haelfte ihrer Buecher ersatzlos
wegschmeissen


An Herrn Christian Oxonitsch
Amtsfuehrender Stadtrat fuer Bildung, Jugend, Information und Sport
Wiener Rathaus

Mit Bestuerzung haben wir erfahren, dass die Leitung der Buechereien
Wien plant, den Medienbestand in ihren Buechereien radikal zu
vermindern - wenn sie ihr Konzept konsequent umsetzt, von derzeit 1,5
Millionen auf 800.000 Medien. Dass als Grund dafuer die zu geringen
Buechereiflaechen genannt werden, an die der Bestand anzupassen waere,
grenzt an blanken Zynismus. Auch eine weitere Begruendung fuer diese
Massnahme, naemlich Platz zu schaffen fuer lesefoerdernde Massnahmen,
ueberzeugt nicht. Denn angesichts des in Wien ohnehin viel zu geringen
Pro-Kopf-Anteils an Medien duerfte eine weitere Verminderung des
Angebots die Lesefoerderung wohl eher behindern als forcieren. Und
auch von Buechern befreite Regale aendern nichts an der Beengtheit in
den bestehenden Buechereilokalen, die in vielen Faellen von vornherein
nicht als Aufenthaltsorte sondern als Entlehnstellen konzipiert
wurden.

Weiters ist zu befuerchten, dass bei einer massiven Aussortierung von
Buechern gerade solche Titel aus den Buechereien verschwinden werden,
die nicht im Mainstream des Bestseller-Literaturgeschaefts liegen.
Solche Werke also, fuer welche die Buechereien eine wichtige
Institution zur Verbreitung unter nichtkommerziellen Gesichtspunkten
darstellen. Das gilt besonders auch fuer den zukuenftigen Bestand der
Buechereien, wenn solche Werke unter dem Diktat der Quote ueberhaupt
nicht mehr angekauft werden koennen. Es geht also bei der derzeitigen
massenhaften Entfernung der Buecher aus den Buechereien Wien nicht um
die Erneuerung von Bestaenden, es geht um die Verringerung des
Angebots an Bezugsmoeglichkeiten.

Statt weniger Buecher verlangen wir mehr und groessere Buechereien,
eine grosszuegige Foerderung des Bibliothekswesens und ein Angebot, in
dem auch literarische Nischen ihren Platz haben. Lesefoerderung und
ein grosses Medienangebot sind kein Widerspruch, sondern bedingen
einander. Und die direkteste und wirksamste Form der Lesefoerderung
besteht immer noch in der Lese- bzw. Buchempfehlung, zu der gerade
Bibliotheken, Bibliothekare und Bibliothekarinnen praedestiniert sind
wie sonst nichts und niemand.
*Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren Wien, 28.4.2011*



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