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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Mai 2011; 01:20
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Wien/Kultur:

> Die eigentliche Ursache fuer die Massenabschreibung in den Wiener
> Buechereien

Es stehen etliche Staedtische Buechereien unmittelbar vor einer
Halbierung ihres Buchbestands. Bei den restlichen Buechereien sind es
"nur" 20 bis 40 Prozent, die aus den Regalen raus sollen. Diese
Berechnung gilt nur, wenn man die Vorgaben der Leitung nicht ganz
ernst nimmt - denn nach dieser muesste der gesamte Buchbestand mit
Ausnahme der entliehenen Medien abgeschrieben werden. Das heisst, die
oben angefuehrte Abschreibequote ist extrem niedrig angesetzt, weil
nur vom nichtentliehenen Buchbestand ausgegangen wird.

Von den unterschiedlichen Begruendungen der Leitung fuer diese
barbarische Aktion ueberzeugt nur jene, die sie nicht nennt: "It's the
economy, stupid" - im Grunde geht es nur darum, die Umstellung der
restlichen 32 Zweigstellen auf RFID-Verbuchung moeglichst
kostenminimierend abzuwickeln. Den meisten dieser Zweigstellen bringt
die Umstellung vorerst nur erheblichen Aufwand - es muessen alle
Medien neu beklebt und einzeln an das System angehaengt werden. Ein
Aufwand, der angesichts der katastrophalen Personalsituation nicht zu
verantworten ist.

Um diesen Aufwand daher zu verringern und die Kosten der Umstellung
(das dazu notwendige Transponder-Etiketten-Material ist immer noch
sehr teuer) zu senken, ist es aus buerokratisch-unbibliothekarischer
Sicht am effektivsten, wenn moeglichst wenig Buecher zu behandeln
sind. Was also auf einer Seite an Aufwand verringert wird, erhoeht
sich auf der anderen Seite, bei den Abschreibevorgaengen.

Die Hoffnung, dass nach der Umstellung fuer BuechereibenutzerInnen und
BibliothekarInnen das Service flotter und das Handling angenehmer
wird, kann mal ruhig fahren gelassen werden. Denn der
Verbuchungsvorgang wird keineswegs optimiert. Erstens, weil bei den
meisten Zweigstellen weiterhin nur die Thekenverbuchung moeglich sein
wird, da kein Platz fuer Selbstverbuchungsgeraete vorhanden ist; und
zweitens weil der Geschwindigkeitsvorteil, der bei dieser
"Stapelverbuchung" behauptet wird, nur bei Buechern eintritt. Bei CDs,
DVDs und CD-ROMs ist dieses System, wie inzwischen jahrelange
Erfahrungen gezeigt haben, deutlich langsamer und fehleranfaelliger
als das alte Barcode-System.

Was mit diesen Riesenaktionen tatsaechlich erzielt wird, ist eine
Erleichterung des Verbuchungsvorgangs in den grossen Zweigstellen und
der Hauptbuecherei, weil es dann nur noch RFID- und keine
Barcode-Verbuchungen mehr gibt. In jenen Zweigstellen, die jetzt
bereits Rueckgabe-Selbstverbuchung praktizieren, koennen dann die
LeserInnenstroeme auf diese Geraete umgeleitet werden. Was fuer die
BenutzerInnen angesichts der Fehlerrate bei audiovisuellen Medien
nicht immer ein reines Vergnuegen ist.

Aber damit gibt es zumindest eine fiktive Personalersparnis, was eine
schon lang geplante und zum Teil schon vorweg praktizierte Reduktion
des Personalstands dieser Buechereien nach sich ziehen wird.

Den Spitzenbeamten ist wieder einmal nichts zu teuer, wenn es um die
Einsparung von Dienstposten geht.
(aus Wolfgang Kauders Blog: haftgrund.net)


Quelle:
http://haftgrund.net/die-eigentliche-ursache-fuer-die-massenabschreibung-in-den-wiener-buechereien
Siehe auch die Facebook-Gruppe:
"Wiener Buechereien - Ein Anlass zur Unruhe"



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