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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. April 2011; 05:22
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Debatte/Libyen:
> Kriegsfolgen in Libyen -- und anderswo
Selbst wenn eine politische Regelung der innerlibyschen Konflikte
erreicht werden koennte, bleiben noch eine Reihe von Kriegsfolgen als
"Hypotheken" ungeloest. (Dies gilt - bedingt - auch fuer andere
Laender mit aehnlichen Konflikten.)
Um das Land so bald als moeglich - auch fuer auslaendische Investoren
und den Tourismus- wieder oekonomisch nutzbar zu machen, werden die
Umweltgefahren verschwiegen. Psychologisch ist die Verdraengung durch
die Bewohner des Landes auch verstaendlich, denn sie sind gezwungen,
dort weiter zu leben.
1. Umwelt: Der schmale bewohnbare und landwirtschaftlich nutzbare
Kuestenstreifen (und die Oasen) machen nur ca. 10% des Landesflaeche
aus. (Der Rest ist Wueste bzw. wuestenaehnlich.)
Schon bisher haben die extensive Nutzung, Industrialisierung (v.a.
Petrochemie) und mangelnde oekologische Sorgfalt weit verbreitet lang
anhaltende Schaeden angerichtet.
2. Zerstoerungen durch kaempfende Einheiten: Solche Kampfzonen werden
meist auch als Testgelaende fuer neu entwickelte Waffen und auch
Strategien missbraucht.
a) Konventionelle Techniken: Durch die Kampfhandlungen haben beide
libyschen Kontrahenten durch Bomben, Geschosse und auch durch Panzer
und andere Fahrzeuge den sensiblen Boden streckenweise schwer
geschaedigt. V.a. auch in Brand geratene Fabriken, Lager u.a. Orte
emittieren gelagerte gefaehrliche Materialien in die Atmosphaere und
auf die Boeden und kontaminieren diese z.T. fuer lange Zeit - auch den
Wuestensand, der durch Stuerme verweht wird. Diese Kontaminationen
wirken sich auch auf Nachbarlaender aus.
b) Bomben und DU-Geschosse: Seit den 70er Jahren wurden u.a. von den
USA und England z.B. uranhaltige DU-Geschosse auf dem Balkan, im Irak,
Libanon, Gaza und anderen Gebieten erprobt und massiv eingesetzt. Die
Folgen daraus: radioaktiver Feinstaub verbreitete sich weit ueber die
Region hinaus, schliesslich ueber die Atmosphaere ueber Kontinente
hinweg und richtet auch genetische Schaeden an. (Siehe Frieder Wagners
Film "Toedlicher Staub"/ "Deadly Dust").
Ob und welche Regionen in Nordafrika davon betroffen sind koennen erst
spezielle Messungen feststellen. Von der Weltgesundheitsorganisation
WHO, die unter dem Diktat der Internationalen Atomenergieorganisation
IAEA steht, ist keine Unterstuetzung zu erwarten, wie die Atomgegner
in der Vergangenheit feststellen mussten. (1)
3. Kosten des Krieges: US-Experten haben fuer die ersten 11 Kriegstage
in Libyen die Kosten fuer das US-Militaer allein auf 550 Mill. bis 1
Mrd. $ geschaetzt. Dazu kommen noch jene der Libyer und auch der NATO.
Nicht inbegriffen sind die "zivilen" (Kollateral)Schaeden - zum
"Schutz der Zivilbevoelkerung".
Egal wie der Krieg verlaeuft, er wird viele Milliarden kosten und die
Verschuldung der USA und der teilnehmenden Laender weiter in die Hoehe
treiben. Geld das sie gar nicht haben und fuer das der Steuerzahler
wieder gerade stehen muss. Dafuer heisst es dann, der Staat hat kein
Geld z.B. fuer Schulen, Kindergaerten und Spitaeler, er muss bei den
Ausgaben sparen und die Steuern erhoehen. (2)
4. Militaerische und politische "Berater": Bekannt wurde, dass
US-Geheimdienstleute die libyschen Rebellen unterstuetzen und
ausbilden. Ob sich auch andere NATO-Staaten - oder auch Israel - daran
beteiligen, ist - noch - nicht bekannt.
Regierungs- und Wirtschaftsberater scharren schon in ihren
Startloechern in den Think-Tanks und Lobbyinstitutionen um in das
politische/ oekonomische Vakuum ihre "Patentrezepte und -modelle"
gewinntraechtig zu platzieren. Der ausgestiegene und bekehrte
US-Berater John Perkins schildert seine frueheren "Missionen" - auch
im arabischen Raum - in seinem Buch "Erkenntnisse eines Economic
Hit-Man" (Goldmann TB). Kuerzlich hat mir Rabab el Mahdi, eine
aegyptische Politologin und Basisaktivistin von "kefaya", als ich sie
in Wien dazu befragte, bestaetigt, dass ihre Mitstreiter solche
kolonialistische Interventionen ablehnen und verhindern wollen.
Perkins' Buch dient - ins Arabische uebersetzt - dabei als Augen
oeffnende Argumentationshilfe.
*Matthias Reichl*
(1) Stop-the-War-Coalition, 24.3.2011:
http://www.stopwar.org.uk/content/view/2321/27/
CND-Text, 31.3.2011:
http://counterfire.org/index.php/news/news/11682-are-british-and-us-forces-using-depleted-uranium-munitions-in-libya
US denies depleted uranium use in Libya, but refuses to rule out future use:
http://www.bandepleteduranium.org/en/a/402.html
(2)
http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/03/der-krieg-gegen-libyen-wird-milliarden.html
Kontakt: Matthias Reichl, Begegnungszentrum fuer aktive
Gewaltlosigkeit, Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, fon: +43 6132
24590, http://www.begegnungszentrum.at
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