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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. April 2011; 05:14
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Gipfelproteste/Debatte:
2011 finden ein G8- und ein G20-Treffen in Frankreich statt. Folgender
Aufruf thematisiert die moeglichen Formen des Protests dagegen:
> G8/G20-Aufruf von Dijon
"DIE" letzte Krise befindet sich nun in ihrem dritten Jahr. In Europa
ist die Finanz- und Bankenkrise zu einer Krise der Staaten geworden.
Nachdem den Banken und grossen Unternehmen Milliarden
hinterhergeworfen wurden, sagen die Regierungen nun, dass sie ihre
Schulden nichtmehr auf sich nehmen koennen. Stattdessen entwickeln sie
nun, mit Hilfe von internationalen Organisationen (IWF, EZB),
Sparplaene: Senkung der Loehne, Senkung der Sozialhilfen und der
Renten, massive Kuendigungswellen, Privatisierung von oeffentlichen
Diensten, das Abschaffen von Sozialrechten... Auch wenn sich die
revolutionaeren Bewegungen in mehreren Laendern entfalten, wie in
Griechenland, Rumaenien, England, Italien, Frankreich, die Politik des
Bruchs mit allem sozialen ist nicht aufgehalten und beginnt damit ihre
Kraefte freizusetzen. Zunehmende Ausbeutung und Ungleichheit,
Repression gegen Migrant_innen, die Entwicklung und Verbesserung von
Ueberwachung und Kontrolltechniken, Gentrification, Ghettoisierung
werden begleitet von einer gut geoelten Medienpropaganda und
kraftvollen Sicherheitspolitik um die Einheit zu erhalten und Angriffe
zu verhindern.
Auf einem globalen Niveau erlebt die Erde Verschmutzungen aller Art.
Hunger und Durst betreffen hunderte Millionen Menschen, die Kriege
dauern an. Aber die internationalen Institutionen und multinationalen
Konzerne feiern. Die Milliarden fallen vom Himmel und ihre Macht
entfaltet sich immer weiter. Diese Institutionen koennen alles tun
unter dem Vorwand "Die Krise zu bewaeltigen", und all das ohne
koordinierten Widerstand hervorzurufen. Vor diesem Hintergrund
bereiten sich die Maechtigen dieser Welt auf ihre Treffen in Deauville
(G8, 26 und 27 Mai) und Cannes (G20 im November) vor.
Die ersten Diskussionen
Ende November 2010, fand ein Treffen im selbstverwalteten Gebiet von
Tanneries statt, um die Widerstandsmoeglichkeiten gegen diese beiden
Treffen zu organisieren und zu diskutieren. Dieses Treffen fand nach
"Abenden der militanten Reflektion" statt, die sich mit der Auswertung
der in zahlreichen Staedten, besonders in Frankreich und Deutschland
organisieren Gegengipfeln beschaeftigten. Wir waren etwas mehr als 80
Personen aus unterschiedlichen Laendern und trafen uns in Dijon, um
ueber antikapitalistische und antiautoritaere Grundlagen zu
diskutieren. Ueber unsere Meinungen und Gedanken ueber den anstehenden
G8 und G20 Gipfel. In Erwartung von zukuenftigen Begegnungen und
Treffen findet ihr hier das Ergebnis unserer Diskussion.
Den Horizont der Gegengipfel oeffnen, nicht nach Deauville gehen
Ja, einige Teilnehmer_innen haben den Willen bekundet direkt nach
Deauville zu mobilisieren um dort den G8 in Frage zu stellen. Viele
von uns moechten sich jedoch nicht im selben Ort, in dem der Gipfel
stattfindet, treffen. Der erste Grund dafuer ist ein taktischer: Wir
moechten nicht genau dahin gehen wo uns die repressiven Kraefte
erwarten, an einen Ort den sie gewaehlt haben und wo sie sich schon
lange vorher vorbereiten. Die Gegengipfel von Strassbourg, Kopenhagen
und Bruessel waren in dieser Hinsicht lehrreich: wir wollen nicht
erneut dazu dienen die Aufstandsbekaempfungstaktiken der
Ordnungskraefte zu trainieren. Die ersten internationalen Gegengipfel
waren bahnbrechend darin, eine kapitalismuskritische Theorie und
Praxis in den oeffentlichen Raum zu bringen, und sie brachten einige
unkontrollierbare Situationen hervor. Diesen ersten Proteste ist es
gelungen die Illegitimitaet dieser staatlichen Treffen zu
verdeutlichen. Sie haben die Offiziellen dazu getrieben die
Haupstaedte zu verlassen und in stacheldraht- und zaunbewaehrte Camps
umzuziehen. Dennoch, seit Genua hat sich das Handling der Proteste
durch die Polizei enorm weiterentwickelt wohingegen unsere Techniken
nur uwesentliche Veraenderungen erlebten. Zu schnell finden wir uns so
in Situationen in denen wir nur noch die Dinge hinnehmen koennen und
nichtmehr handlungsfaehig sind. Der NATO-Gipfel in Strasbourg, der G8
in Heiligendamm fanden ohne nennenswerte Probleme fuer die Deligierten
statt. Damit moechten wir in keinem Fall die Leistungen derjenigen,
die unter diesen Umstaenden den NATO-Gipfel in Strasbourg oder den G8
in Heiligendamm begleitet und Widerstand organisiert haben, entwerten
oder abwerten. Deauville ist eine kleine buergerliche Badestadt, die
gut militaerisch gesichert werden kann und wo die Bevoelkerung uns
nicht freundlich gesinnt sein wird. Die Moeglichkeiten den G8-Gipfel
(oder den G20 in Cannes) effektiv zu blockieren erscheinen uns
aeusserst gering. Schlussendlich wollen wir nicht noch einmal an dem
grossen medialen Schauspiel teilnehmen, an der politischen
Instrumentalisation die darauf stehts folgt. Wir wollen unsere Energie
nicht verlieren indem wir diesen Gipfeln, dieses Schauspiel des
Bankrotts, Aufmerksamkeit gewaehren. Sie werden sich selbst
diskreditieren. Das System wird sich selbst vollstaendig zerstoeren.
In dem wir den Profis darin vertrauen, bereiten wir die Nachfolge vor.
Unsere Zukunft haengt weder von Deauville noch von Cannes ab. Dennoch,
wir denken, dass es immer notwendig ist, dass was die G8 und die G20
repraesentieren radikal zu kritisieren: den Kapitalismus und die immer
feindlicher werdenden, ungleichen und individualistischen
Gesellschaften die er erzeugt. Die offiziellen Gipfel sind Orte der
Organisation und Legitimation der kapitalistischen Politik deren
Effekte wir jeden Tag bekaempfen. Wir wollen damit fortfahren uns auf
internationalen Niveau gegen diese Institutionen zu organisieren, aber
wir denken, dass es effektiver ist, dies zu tun, indem wir die lokalen
Kaempfe hervorheben und die Brueche und Ansatzpunkte des Widerstands
zu vermehren.
Die Zeit der Begegnung
Wenn wir uns auf die klassische Form der Gegengipfel zurueckbesinnen,
erscheinen uns Momente der internationalen Uebereinstimmung
unerlaesslich. Ein zentrales Interesse der Gegengipfel war stets die
Moeglichkeiten sich zu treffen, Ideen auszutauschen und zu ueben,
ausserdem das kollektive Leben auf egalitaerer Basis. Diese
gemeinsamen Momente naehren unsere Kaempfe und unsere
Aktionsmoeglichkeiten, unsere Gedanken und Wuensche. Auf der anderen
Seite sind die Camps der Gegengipfel normalerweise gekennzeichnet von
Zeitdruck, der Dringlichkeit einer Woche die schnell vergeht, und vom
repressiven Druck und der Omnipraesenz der Polizei. Aus diesen
Gruenden haben zahlreiche Teilnehmer_innen auf dem Treffen in Dijon
entschieden ihre Energie gemeinsam zu buendeln um ein Dorf von
laengerer Dauer zu organisieren. Dies wird waehrend des Sommers
stattfinden. Verschiedene Orte wurden vorgeschlagen, mit der
gemeinsamen Charakteristik, dass sie durch Kaempfe miteinander
verbunden sind.
Einige dieser Zusammenkunftsorte werden wahrscheinlich in und um
Deauville waehrend des G8 stattfinden. Wir wollen von unserer Seite
aus einen Ort der Zusammenkunft und des Lebens organisieren. Einen
Ort, der die Dringlichkeit hinter sich laesst, der uns wirklich
erlaubt unseren Raum zu entwickeln und zu festigen. Jenseits von
Grenzen, Abgrenzungen zwischen Kaempfen und dem politschen Milieu.
Dieses Dorf wird ein autonomer Ort sein, so man sich Zeit zum
Nachdenken ueber praktische und theoretische Fragen nehmen kann, aber
auch (wieder)erlernen kann wie man arbeitet. Wie man unsere Strategien
und Aktionen koordinieren kann. Es handelt sich letztendlich darum ein
gemeinsames Leben zu teilen, unsere praktischen Erfahrungen
auszutauschen und unsere Alternativen in den Alltag einzubringen.
Die Kaempfe vereinigen, die Orte waehlen
Das ist ein anderes Ergebnis des Treffens von Tanneries: Die Bedeutung
der Vereinigung mit den Einwohnern im Kampf kam mehrmals zur Sprache.
Die Bewegung gegen die Rentenreform in Frankreich die langsam zur Ruhe
kommt, hinterlaesst einen bitteren Nachgeschmack. Viele wollten
fortfahren gegen die Politik der Regierung zu kaempfen. Zahlreiche
andere Kaempfe fanden ueberall in Frankreich und Europa statt, die
politischen Massnahmen, gegen die sich immer mehr Menschen erheben
sind ueberall die gleichen Machenschaften, egal ob auf lokalem,
nationalem oder globalen Niveau. Die Kaempfe, wie die griechischen
Aufstaende 2008, die Anti-Castor Kampagne oder die Kommunen von Oxaca
und Kopenhagen zeigen, dass sich unsere Kraefte stehts multiplizieren,
wenn sie sich mit den lokalen Kraeften der Bevoelkerung verbinden. Auf
der anderen Seite kann das einbringen von antikapitalistischen
Fragestellungen und Positionen in lokale Kaempfe dazu fuehren, dass
sich die Perspektiven dieser Kaempfe erweitern. Das ist der Grund
weshalb wir uns wuenschen, dass sich die Kritik und die Proteste gegen
die Welpolitik von G8 und G20 und den daraus folgenden lokalen
Effekten differenziert. In Richtung von Orten, der Staedte und
Versammlungen wo sie gewoehnlich nicht praesent sind. Eine
selbstverwaltete Karavane die offen fuer alle ist startet demnaechst
in Lyon und kreuzt durch die Staedte und Doerfer von Frankreich um
allen die Teilnahme und Vorbereitung fuer die Mobilisation gegen die
G8 und G20 Gipfel zu ermoeglichen.
Um nicht die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit zu machen, um zu
erreichen, dass in Frankreich die Masse an Polizei ein Vorteil und
kein Problem fuer uns wird, rufen wir zu dezentralen Aktionen waehrend
des G8-Gipfels auf. In Frankreich und anderen Laendern. Ohne
diejenigen abhalten zu wollen, die nach Deauville gehen rufen wir alle
Gruppen dazu auf, sich in allen Regionen in Frankreich und der Welt
zusammenzufinden und sich lokal zu organisieren, um dezentrale
Aktionen durchzufuehren an den Orten und zu den Themen ihrer Wahl.
Aktionen um den Verkehrsfluss zu blockieren oder Symbole des Staats
und des Kapitals anzugreifen, Demonstrationen und Besetzungen.
Temporaere autonome Zonen, Verbreitung von Texten und Parolen...
Die Moeglichkeiten sind zahlreich und wir sind ueberall
Der Erfolg von dieser Strategie haengt von der Kapazitaet der lokalen
Gruppen ab, sich und andere zu mobilisieren. Aus dieser Sicht hoffen
wir dass das selbstverwaltete Dorf, dass unabhaengig vom Staat ist,
eine Verlaengerung dieser Dynamik sein wird. Ein Ort der Zusammenkunft
von lokalen und regionalen Gruppen, international, selbstorganisiert,
und ein Ort der erlaubt die Aktionen gegen den G8 zu analysieren und
die naechsten internationalen Mobilisationen in den Blick zu nehmen
zuerst die Mobilisation gegen den G20. Diese drei Momente (G8, Dorf,
G20) sind Gelgenheiten um eine neue Etappe in der kaempfenden Bewegung
zu probieren, in ein neues Stadium der Ausarbeitung von kollektiven
Strategien und Taktiken gegen internationale Institutionen zu treten.
Es ist zuletzt ein Versuch unsere Organisations-, Reflexions- und
Selbstverwaltungsfaehigkeiten nachhaltig zu steigern.
Beginnt damit euch lokal zu organisieren! Verbreitet diesen Aufruf und
beginnt damit eure Ideen auszutauschen.
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Quelle: https://nog2011.noblogs.org/aufruf/
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