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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Maerz 2011; 22:12
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Debatten:
> Was die Integration "DER Tuerken" blockiert
Wir haben ein Integrationsproblem. Erst langsam beginnt die Politik
vorsichtig darueber zu sprechen, bisher kam nichts Konkretes. Es tut
sich was, aber ein echter Wille ist noch nicht festzustellen, weil es
bisher keine richtigen Ansprechpartner fuer die Politik gab, der
ausschliesslich saekulare Interessen vertrat.
1. Kulturrelativisten: JEDE Kritik an Migranten ist Pfui, denn sie
glauben ernsthaft, ein weltoffener Tuerke wuerde sich daran stoeren,
wenn der Extremist einer berechtigten Kritik ausgesetzt wird. Gut
gemeint. Lausig umgesetzt.
Die Folgen: der Weltoffene (saekulare) Migrant wird von der
Mehrheitsbevoelkerung als Sympathisant der Extremisten angesehen, da
es keine klare Abgrenzung gibt. Jede Kritik am Extremismus wird als
Rassismus abgetan. Die Stigmatisierung der Auslaenderfeinde wird
aufgehoben, da jede berechtigte Kritik den Rechtsextremisten einen
weiteren Pool fuer zukuenftige Rekrutierungen bietet. Der
wahrgenommene Rassismus steigt an. Warum sollte ein Tuerke nun
versuchen Teil einer Gesellschaft zu sein, die ihn laut
Kulturrelativisten so verachtet? Er verliert jeden Anreiz. Das freut
die...
2. Auslaenderfeinde: freuen sich darueber, dass die Differenzierung
und die Betonung der verschiedenen Weltanschauungen unter den Tuerken
nicht ernsthaft bis gar nicht in oeffentlichen Debatten stattfindet
und spricht bei Taten der Extremisten von der Schuld ALLER Auslaender,
da Auslaenderfeinde ebenfalls jede Differenzierung meiden. Ebenfalls
umgarnt er nun jene kritischen Menschen die sehen, es laeuft etwas
falsch, dies aussprechen und deswegen von Kulturrelativisten
angefeindet werden. Ohne urspruenglich Auslaenderfeinde zu sein werden
sie diesen zugerechnet.Da die gemeinsame Stigmatisierung sie
verbindet, verlieren sie die Beruehrungsaengste und naehern sich den
Auslaenderfeinden an
Die Folgen: die Integrierten und Integrationswilligen werden pauschal
diffamiert und trotz gegenteiliger Beteuerungen immer ignoriert. So
rutschen auch eher gebildete Migranten in extremistische Kreise ab um
Anerkennung zu bekommen.
3. Die Tuerken selbst, solange sie sich als Kollektiv sehen, und sie
sich nicht klar von tuerkischen Islamisten und Nationalisten
distanzieren, spielen den Kulturrelativisten und den Auslaenderfeinden
in die Haende. Erst wenn sie sich als Individuum sehen, sich von der
Sippenhaft loesen, und sich distanzieren von Islamisten und
Nationalisten, befreien sie sich aus der Rolle des Suendenbocks. Doch
oft ist es der Unwille oder die Unfaehigkeit Verantwortung zu
uebernehmen, da ihnen dies nie beigebracht wurde. Sie verlassen sich
zu stark auf andere. Doch diese anderen, besonders die oben genannten,
sind ihnen hier keine Hilfe.
Die Folgen: Solange keine konstante Distanzierung von den Praktiken
der islamistisch-nationalistischen Organisationen erfolgt, solange
werden sie den Kopf fuer diese hinhalten und diesen hilflos
ausgeliefert sein. Es fehlt eine starke Lobby fuer saekular und klar
demokratisch eingestellte Migranten.
4. Die ignorante Restpolitik: Die anderen (groesseren) politischen
Stroemungen beteiligen sich nur oberflaechlich an dieser laengst
festgefahrenen Debatte um niemanden zu veraergern, der als
potentieller Waehler in Frage kaeme, oder sich als deren Sprachrohr
betaetigt. Sie kooperieren wahltechnisch mit den am besten
organisierten Gruppen unter den Migranten, die Naehen zu
extremistischen, nationalistischen und islamistischen Organisationen
aufweisen. Weil eine Lobby der Saekularen Migranten nicht existiert.
Die Folgen: umso vehementer beissen sich Kulturrelativisten und
Auslaenderfeinde an diesem Thema fest und Tuerken tun dann das
uebliche: beleidigt sein und sich noch staerker abschotten. Ein
Teufelskreis ohne Austiegsmoeglichkeiten.
Die saekulare Lobby: Es ist jetzt an die Gruendung einer saekularen
Lobby zu denken. Nur so kann eine Abgrenzung stattfinden und nur so
kann sich neben islamistischen und nationalistischen
Migrantenverbaenden ein weltoffener Block medial durchsetzen und eine
differenzierte Betrachtung "der Auslaender" foerdern. So klein die
saekulare Szene derzeit erscheinen mag, ein Zusammenschluss samt
Kooperation ist unsausweichlich geworden. Um eine klare Abgrenzung zu
erreichen duerfen weder islamistische noch nationalistische Gruppen in
dieser Lobby vertreten sein und auch keine ihrer Forderungen
uebernommen werden. Dies waere im Sinne echter Antirassismusarbeit
erstrebenswert und auch in demokratiepolitischen Fragen ein
Fortschritt, um den Migranten Partizipation samt Auswahlmoeglichkeit
anzubieten, die sie bisher in diesem Ausmass nicht hatten. Und diese
Lobby der saekularisierten Migranten haette die Aufgabe auch politisch
aktiv zu sein, sich als Ansprechpartner fuer die Politik anzubieten um
die Saekularisierung der Migrantencommunities intern voranzutreiben.
Nur so kann Integration funktionieren.
*Cahit Kaya*
Cahit Kaya betreibt die Website "Zentralrat der Ex-Muslime" -
http://www.exmuslime.at - auf der auch dieser
Diskussionsbeitrag
zuerst veroeffentlicht wurde.
*
> Anmerkung aus der Redaktion:
Im Prinzip stimme ich zu, aber "saekulaer" allein reicht nicht. Sich
nicht ueber eine Religion zu definieren ist nicht Motivation genug, um
sich als soziale Bewegung zu verstehen, dazu braucht es eine positiv
identitaetsstiftende Idee wie es z.B. vor 100 Jahren die
Arbeiterbewegung war oder die Frauenbewegung(en) oder vor 30 Jahren
die UmweltschuetzerInnen. Schon die Anti-AKW-Bewegung hat durch ihren
Zulauf von rechts bewiesen, dass die Ablehnung eines einzelnen
Phaenomens allein nicht ausreicht, um eine stabile handlungsfaehige
Gruppe zu formen.
*Ilse Grusch*
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