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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 23. Februar 2011; 04:00
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EXTRABLATT. Die naechste gedruckte Ausgabe erscheint erst am 2.3.2011
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Glosse:
> Ausnahmsweise danke, Richard Lugner
Ich zähle zu jenen Menschen, die Richard Lugner für eine der größten
Peinlichkeiten halten, die diesem Land passiert sind. Insofern passt er von
Haus aus gut auf den Opernball. Die Wahl seines heurigen Gastes halt ich für
genial und möchte Richard Lugner ausdrücklich meine Unterstützung zusichern.
Wenn auch aus anderen Motiven als er.
Ruby Rubacuore als Lugner-Gast sei die "größte Peinlichkeit", die der
Opernball je erlebt habe, sagt Desiree Treichl-Stürgkh. Warum das bitte? Was
unterscheidet das 18-jährige Mädchen von vielen sonstigen "Damen", die man
am Opernball trifft? Diese kommen aus Kreisen, in denen "eine gute Partie zu
machen" immer noch als größtes Glück auf Erden gilt. Gevögelt und geheiratet
wird dort nur von gleich zu gleich. Teure Urlaube, Kleider, Juwelen etc.
oder zumindest die Fähigkeit diese zu bieten, darf man als Voraussetzung für
einen netten Abend mit einer dieser "Damen" betrachten. Sonst kommt man "aus
einer anderen Welt" - und ist von Haus aus nicht attraktiv. Rubacuore nimmt
direkt Geld dafür. Der einzige Unterschied liegt in der unterschiedlichen
sozialen Anerkennung, die sich auch auf die Herkunft stützt. Die "Damen" des
Opernball kommen aus dem, was sich für eine bessere Gesellschaft hält,
Rubacuore aus der Gosse.
Hier gesellschaftlicher Code, dort die offen ausgesprochene Bedingung. Gut,
einen Unterschied gibt es natürlich im Grad der sexuellen Ausbeutung. Nur:
Über die eine nimmt man das wissentlich in Kauf, über die andere rümpft man
die Nase. Letzteres ist so peinlich wie der Opernball an sich, wo sich der
gelebte Snobismus einer Treichl-Stürkgh und die Mauschelei der
"Leistungsträger" vom "gemeinen Volk" huldigen lassen. Nicht, dass Rubacoure
auf den Opernball geht, ist peinlich. Sie passt dort hervorragend hin und
bildet sich nicht mal was ein drauf. Peinlich ist nur Treichl-Stürgkhs
Klassendünkel. Nein. Er ist nicht nur peinlich. Er ist widerlich.
Zumal er sich auf ein Opfer der Prostitution bezieht. Sich an einer jungen
Frau abzuarbeiten, die als Minderjährige von den Silvio Berlusconis
missbraucht wurde, Bezahlung hin oder her, ist letztklassig und erbärmlich.
Heuer zeigt Richard Lugner genau das auf. Auch wenn er das vermutlich nicht
wollte. Dafür gebührt ihm Anerkennung. Das macht ihn mir nicht sympathisch.
Aber solidarisch sollte man auch mit Menschen sein, mit denen man nichts
anfangen kann. Und auch wenn die Einladung an sich Rubacuore wieder auf das
käufliche oder zumindest mietbare Objekt reduziert, zu dem sie Silvio
Berlusconi gemacht hat - die Empörung der Bessergestellten macht diese
Reduzierung mehr als wett. Sie zeigt, wie verlogen diese so genannte
"bessere Gesellschaft" ist, zeigt ihre charakterliche Inferiorität
ungeschminkt. Dafür danke, Richard Lugner.
*Christoph Baumgarten*
Link:
Christophs Blog: http://www.politwatch.at
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