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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. Februar 2011; 02:27
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Kapitalismus/Lebens-Mittel:
> Wasserkonzern klagt Filmschaffende
"Water Makes Money" vor Verbot?
Es ist das uebliche: Ein Film wird gedreht oder ein Buch wird
geschrieben und der Inhalt passt einem Grosskonzern nicht. Und dann
kommen die Anwaelte. So auch in diesem Fall: Nach dem erfolgreichen
Kinostart der Dokumentation "Water makes Money" - einer kritischen
Bestandsaufnahme von Erfahrungen mit der Privatisierung kommunaler
Wasserbetriebe - hat der Wasserkonzern VEOLIA in Paris Klage wegen
"Verleumdung" eingereicht.
"Noch ist nicht klar, was konkret man uns vorwirft. Der Konzern hat
dennoch bereits erreicht, dass die franzoesische Staatsanwaltschaft
dem Antrag Veolias stattgegeben und einen Untersuchungsrichter
bestellt hat. Dieser laesst jetzt mit Hilfe eines auch auf Deutschland
ausgeweiteten Rechtshilfeersuchens polizeilich ermitteln.", sagen die
Filmemacher: "Wohl wissend, was es bedeutet, die Praktiken eines
weltweit taetigen Konzerns zu durchleuchten, wurde fuer Water Makes
Money praktisch jedes Wort von Anwaelten in Hamburg und Paris hin- und
hergewendet und ueberprueft. Auch bei ARTE wurde jeder Fakt noch
einmal gegengeprueft. Dennoch wird sicherlich nicht allein auf
juristischem Feld entschieden, ob es Veolia mit seiner Klage gelingt,
dass der Film aus den Kinos und von den Bildschirmen verschwindet."
Der Film ist eine Koproduktion der Kernfilm mit La Mare aux Canards
und Achille du Genestoux, in Zusammenarbeit mit AQUATTAC und ZDF/ARTE.
Die Premiere von "Water Makes Money" wurde am 23.September 2010
gefeiert -- zeitgleich in ueber hundert deutschen, franzoesischen und
anderen europaeischen Staedten und Gemeinden.
Bis der Prozess eroeffnet wird, kann es noch einige Zeit dauern. Noch
darf der Film gezeigt werden. Und noch haelt ARTE an der Planung fest,
eine TV-Fassung am Internationalen Wassertag, am 22.3.2011 um 20h15
auszustrahlen. Doch ein Ausstrahlungs- bzw. Auffuehrungsverbot ist
kuenftig nicht auszuschliessen.
Die Filmschaffenden bitten einstweilen um Spenden, DVD-Bestellungen
oder Vorfuehrangebote, um oekonomisch nicht unterzugehen, aber auch um
die Inhalte des Films einer breiteren Oeffentlichkeit nahe zubringen.
Momentan jedenfalls helfen die Drohungen noch mehr dem Film als den
Konzern -- denn Zensurversuche sind immer auch eine Werbung.
(akin)
*
> Warum ein neuer "Wasserfilm"?
Aussendung der Filmschaffenden
Vor 10 -15 Jahren erhob sich eine Welle der Privatisierung unserer
Wasserversorgung und waelzt sich seither durch die ganze Welt. Die
nachhaltigen Folgen - u.a. von sauberem Wasser abgeschnittene
Armenviertel und trockene Wasserhaehne in London, der Metropole des
Finanzkapitals - sind mittlerweile weithin bekannt.
Seit "New Labour", Blair und Schroeder - seit viele die Folgen der
Privatisierungen am eigenen Leib verspueren, ist es aber unschicklich
geworden, von Privatisierung zu sprechen. Seither klopfen Heere von
Beraterfirmen bei finanziell schwachen Kommunen an und versprechen
neue Geschaeftsmodelle: "Public Private Partnership", "Crossborder
leasing", "Franchising" und vieles dergleichen mehr. "Nein, wir
privatisieren ja gar nicht", toenen diese Herrn. "Wir betreiben ja nur
Euer Abwasser (und/oder Trinkwasser) fuer 30, 60 oder 90 Jahre. Die
Anlagen bleiben in Kommunalbesitz. Und die 2000 Seiten Vertraege in
englisch dazu, die brauchen Sie gar nicht zu lesen, die verstehen Sie
ja sowieso nicht. Nein!"
Und in Wahrheit kommt es ja nicht mal auf das Betreiben an. Das kann
ein schoenes Zubrot sein, ja! Wichtig ist allein das Kapital, das
mittels Krediten die Infrastruktur "generiert". Daraus schnueren
Banken strukturierte Finanzpapiere, die dann 1000fach verpackt durch
die virtuelle Finanzwelt geistern und stets neu Rendite generieren.
Aber nur unter einer Bedingung, und die ist klein gedruckt, geheim und
"strafbewehrt": Bei all diesen "Loesungen" haftet die Kommune fuer
jede Art von Minderung und Ausfall der Rendite!
Mit einer auf Generationen angelegten Vorsorge fuers oertliche
Grundwasser, der kontinuierlichen Wartung und Erneuerungen von Rohren
usw. hat das alles nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Im
Gegenteil! Die Lebensressource Wasser wird zum Medium, aus dem das
Gebraeu toxischer Kredite stammt, das heute die "Bad Banks" fuellen
soll - und mit dem sich die Steuerzahler der naechsten Jahrzehnte
vergiften werden.
Tag fuer Tag melden die franzoesischen Globalplayer neue Eroberungen.
Sie versprechen guenstigere Finanzierungsmoeglichkeiten, Effektivitaet
und auch Nachhaltigkeit. Nur in der Heimat der Konzerne, in
Frankreich, glaubt ihnen kaum noch jemand. Ausgerechnet hier, wo
Veolia und Suez 8 von 10 Buerger mit Wasser versorgen, wollen mehr als
hundert Kommunen die Kontrolle ueber diese lebenswichtigen Dienste
zurueckholen.
(Aussendung gekuerzt)
*
Homepage zum Film:
http://www.watermakesmoney.com
Archiv:
"French Connection" (ueber Veolia, Suez und das Weltwasserforum 2009)
http://akin.mediaweb.at/2009/09/09h2ofr.htm
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