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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Januar 2011; 22:46
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Debatte:

> Verteilung von Armen statt von Wohlstand

Zu Peter Pilzens Statements im Standard-Interview und seinem Blog

Peter Pilz will in die Regierung. Das groesste Hindernis dorthin sieht
er laut Blogeintrag in der bisherigen gruenen Auslaenderpolitik. Unter
dem woertlichen Motto "Assimilation statt Segregation" formuliert Pilz
eine Position, mit der er die Gruenen mehrheitsfaehig machen will.
Konkrete Forderung: Keine Oeffnung der Gemeindebauten fuer Auslaender.
Stattdessen - anpassen und "deutsch lernen".

Wenn der Gemeindebau "ohne jede Beschraenkung geoeffnet wird, werden
dort bald die aermsten und kinderreichsten Familien unter sich sein",
argumentiert der Nationalratsabgeordnete, der selbst im Goethehof
lebt. Gegen "Ghettos" und "Klein-Istanbul" heisst es da bei Pilz,
"Quotenregelung" nannte das selbe Konzept "Umvolker" John Gudenus jr.
von der FPOe.

Die Verteilung der Armen statt der Verteilung des Wohlstands. Im
Klartext bedeutet Pilz' Vorstoss: Nicht zu viele Auslaender auf einem
Haufen, damit man Armut und Kinderreichtum nicht richtig sieht. Lieber
arm lassen und in schlechten Substandardwohnungen ueber die Stadt
verstreuen, dann fallen sie weniger auf. Will man Migrant_innen
ohnehin bloss in die Unsichtbarkeit assimilieren, dann ist es nur
konsequent nicht auch noch ihren sozialen Aufstieg zu foerdern. Wozu
eine steuerfinanzierte Gemeindewohnung an einkommensschwache
Auslaender vergeben, wenn ein Inlaender die durchschnittliche
Geburtenrate viel besser senkt? Die Verteilung der Armen, statt der
Verteilung des Wohlstands.

Wie soll Gesellschaft funktionieren?

Es gibt zwei grosse, konkurierende Erzaehlungen ueber unsere
Gesellschaft. Thilo Sarrazin steht derzeit fuer das eine Bild: Manche
sind oben, manche sind unten und das soll so bleiben. Der Einfachheit
halber sind die unten bei Sarrazin die Muslime. Statistisch gesehen
mit geringer Intelligenz und hoher Fruchtbarkeit ausgestattet. Damit
die Dummen jetzt rein logisch gedacht nicht die Ueberhand gewinnen und
sagen wo's langeht, braucht es einen Einwanderungstop.

Das zweite Gesellschaftsbild verlor zuletzt stark an Terrain: Manche
sind oben, manche sind unten und das soll nicht so bleiben.
Insbesondere sollen sich Verwirklichungschancen nicht ueber
Generationen verfestigen. Denn Zugang zu Bildung und Vermoegen
bestimmen ueber den Zugang zu politischen Entscheidungen. Die von
unten sollen also allein aus demokratischen Gruenden aufsteigen
koennen. Politik will hier die Voraussetzung dafuer schaffen, dass
jede_r sich im Laufe seines Lebens entsprechend seinen Neigungen zu
den Gebildetsten, zu den Vermoegensten oder zu den Einflussreichsten
entwickeln kann. Unahbhaengig von der (sozialen) Herkunft.

Innenminister Pilz

Solange dadurch sozialer Aufstieg nicht behindert wird, sollte es fuer
Pilz keine Rolle spielen, wenn sich Chinesen oder Bobos ihren
Neigungen folgend in einem Graetzel konzentrieren. Auch das Argument
vom Sprachgettho zieht nicht, ausser man hat vor der Schulmisere
bereits kapituliert. Aber Peter Pilz will endlich einmal Innenminister
werden. In einem Land mit derart weit verbreiteter
Fremdenfeindlichkeit ist das wohl nur mit der ersten Erzaehlung zu
haben.
(Philipp Sonderegger auf seinem Blog)

Quelle:
http://phsblog.at/verteilung-der-armen-statt-verteilung-des-wohlstands

Pilzens Worte:
http://www.peterpilz.at/2011-01/peter-pilz-tagebuch.htm#t_03
http://derstandard.at/1293369850810

Frueherer Beitrag dazu in der akin:
http://akin.mediaweb.at/2011/01/01pilz.htm


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