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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 12. Jaenner 2011; 00:38
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Initiativen:
> Endlich menschenwuerdige und bedarfsgerechte Pflege ermoeglichen!
Zur Buergerinitiative "Pflege in die Sozialversicherung!"
Ich beginne bei der mir unverstaendlichen Trennung zwischen kurativer
Medizin und Langzeitpflege. Zur kurativen Medizin: Es ist in
Oesterreich dafuer gesorgt, dass Erkrankungen jeder Art behandelt
werden. Durch den praktischen Arzt, eine Fachaerztin oder ein
Krankenhaus erfolgt eine entsprechende Diagnose. Da fast 100% der
Menschen in Oesterreich sozial- und damit auch krankenversichert sind,
erhalten sie mit Zahlung eines Selbstbehaltes (der in den letzten
Jahren ziemlich rasch angestiegen ist) auch die entsprechende
Behandlung. In der Langzeitpflege ist das nicht so, da die
Sozialversicherung dafuer nicht zustaendig ist. Dieser Bereich ist ein
weites Feld mit sehr unterschiedlichen Verantwortlichkeiten. Fuer die
Gewaehrung des Pflegegeldes ist das Sozialministerium zustaendig. Die
Durchfuehrung der Pflege liegt hauptsaechlich im privaten Bereich.
Immerhin werden 80% der Pflegebeduerftigen von ihren Angehoerigen
betreut (in 80% sind es Frauen, die dies auf sich nehmen). Der weitaus
geringere Anteil liegt in der Hand von oeffentlichen und privaten
Pflegeheimen mit sehr unterschiedlicher Pflegequalitaet. Diese
Trennung ist fuer mich nicht nachvollziehbar.
Ganz unverstaendlich wird dies, wenn man an die Demenz denkt. Das ist
eindeutig eine medizinische Diagnose - also Krankheit - und die
Auswirkung ist eben die Pflegebeduerftigkeit.
Als ein weiteres Problem sehe ich die fehlenden Massnahmen der
Verantwortlichen aus Problemen, die seit Jahren bzw. Jahrzehnten
bekannt sind. So ist bereits in den 80er Jahren bekannt gewesen, dass
fuer den Langzeitpflegebereich vermehrt Mittel und Massnahmen zu
entwickeln sind. Nach dem Skandal in Lainz 1989 haben das auch alle
Verantwortlichen zugesagt. Leider blieben die versprochenen Reformen
noch immer aus. Um nur ein Beispiel zu nennen. Im
Langzeitpflegebereich sind mehr als die Haelfte der betreuten Menschen
unterernaehrt. Wer Pflegebeduerftigen jemals beim Essen geholfen hat,
der/die weiss, wie lange es dauert, bis eine Mahlzeit verabreicht ist.
Auch die Hilfe beim Trinken ist zeitaufwendig und braucht viel Geduld.
Gerade in den Pflegeheimen sind viel zu wenig Pflegende fuer die ihnen
anvertrauten Menschen da. Von anderen Vernachlaessigungen will ich gar
nicht reden. Es gibt schon auch sehr gute Pflegeheime - es ist nicht
gesagt, dass private besser sind. Das haengt sehr oft mit dem
persoenlichen Engagement zusammen, allerdings bedeutet das auch meist,
dass sich die Pflegenden selbst ausbeuten.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Struktur der Pflege. Die
groesste Berufsgruppe im Gesundheitsbereich hat wenig bis keine
Mitsprache bei den Entscheidungen. Sie ist weder auf Bundesebene
(abgesehen von einer Person im Gesundheitsministerium) noch in den
Laendern als Entscheidungstraegerin vorgesehen. Das hat mehrere
Gruende. Einerseits ist die Pflege in Oesterreich traditionell eine
Berufsgruppe, die sich sehr wenig am politischen Leben beteiligt. Es
gibt auch Berufsgruppenvertretungen, allerdings repraesentieren diese
nur ca. 20% der Pflegenden und haben somit nicht die notwendige
Durchsetzungskraft (wenn man sich im Vergleich dazu die AerztInnen
ansieht). Andererseits oder daraus folgernd ist die Ausbildung der
diplomierten Pflegeperson noch nicht, wie in allen anderen OECD
Laendern auf Fachhochschulniveau. Im universitaeren Bereich wurde zwar
im vergangenen Jahrzehnt begonnen, allerdings sind keine akademischen
Positionen im Gesundheitsbereich fuer die Pflege vorhanden.
Die Sozialversicherung muesste auch die Langzeitpflege finanzieren.
Das waere ein erster wichtiger Schritt, damit Pflegeabhaengige nicht
von der "Guete" der Pflegegeldeinstufung abhaengig sind.
Ich denke, dass es an der Zeit ist, auch ueber das Gesundheitswesen
insgesamt zu reden. Es sollte wesentlich mehr in die Vorbeugung von
Krankheiten investiert werden. Damit beschraenke ich mich nicht auf
die von den Gesundheitsministern der EU propagierten wie gesunde
Ernaehrung, Antiraucher/innenkampagnen und aehnliches. Ich finde diese
‚paedagogischen Appelle' recht zynisch, auch weil sie vermitteln, dass
jede/r selbst fuer seine/ihre Gesundheit voll verantwortlich ist.
Mittlerweile wissen wir doch, dass uns auch/vor allem die Umstaende
krank machen (Armut macht krank!, das weiss mittlerweile auch der
Gesundheitsminister). Ich meine, dass unsere gesamten Lebens- und
Arbeitsbedingungen gesundheitsfoerdernd gestaltet werden sollten.
Beispiel Daenemark
Bevor ich zu sehr abschweife, moechte ich etwas ueber meine
Erfahrungen aus Daenemark berichten. Bereits in den 80ern begann in
Daenemark die Umstrukturierung der Langzeitpflege, indem sie diesen
Bereich massiv ausbauen und an die Erfordernisse anpassten. Damals war
auch die Pflege bei der Planung mit einbezogen. Es ist ein
bedarfsorientiertes System, welches aus Steuergeldern finanziert wird
und die Zustaendigkeiten und Verantwortlichkeiten sind klar geregelt.
Durch den Auf- /Ausbau der 24-Stunden-Pflege und die Begruendung neuer
Wohnformen konnte Daenemark seine Kosten in der Langzeitpflege von
2,4% (1985) auf 2,2% des BIP (1995) verringern und dies blieb auch in
Folge relativ stabil. Die Gemeinden erbringen die Pflegeleistungen und
die Regionen (erhalten das Geld vom Staat) sind fuer die Finanzierung
verantwortlich. Es besteht das Sachleistungsprinzip. Das heisst, dass
der Bedarf von qualifizierten Pflegenden erhoben wird und
entsprechende Massnahmen geplant werden. (Wenn Angehoerige die Pflege
teilweise uebernehmen, so werden sie dafuer entsprechend bezahlt).
Eine Unterbringung in einem Pflegeheim kann auf eigenen Wunsch
erfolgen oder wenn die Betreuung zu Hause nicht mehr gewaehrleistet
werden kann. An erster Stelle steht die rechtzeitige Erkennung eines
moeglichen Pflegebedarfs, welche seit 1998 zwei Mal jaehrlich bei
Menschen ab dem 75. Lebensjahr mittels praeventiver Hausbesuche durch
eine Pflegeperson erhoben wird. Durch den Ausbau der ambulanten
Versorgung und einer guten Zusammenarbeit der Spitaeler mit den
Gesundheitszentren hat Daenemark im Jahr 2005 lediglich 370
Spitalsbetten pro 100.000 Einwohner/innen. Oesterreich hat 768
Spitalsbetten pro 100.000 Einwohner/innen. Die Gesundheitsausgaben im
Jahr 2005 betragen in Daenemark 9,4% des BIP, Oesterreich gibt 10,2%
des BIP dafuer aus. Ausserdem gibt es in Daenemark fast doppelt so
viele Pflegende als in Oesterreich. Sie sind sehr gut ausgebildet und
sind zu ueber 90% in ihrem Berufsverband organisiert. Besonders gut
gefaellt mir, dass sie in Krankenhaeusern eigene Forschungsbereiche
haben und gemeinsame Forschungen mit anderen Berufsgruppen
durchfuehren.
Ich denke, es ist in Oesterreich dringend notwendig der Pflege den ihr
gebuehrenden Stellenwert ein zu raeumen. Beispielsweise sollte die
Pflege die Pflegegeldeinstufung durchfuehren, die zu ihrer gesetzlich
fest gelegten Verantwortung (Pflegebedarf erheben, GUKG § 14) gehoert.
Des Weiteren ist es notwendig, dass Pflege auch im tertiaeren
Bildungssektor angesiedelt wird. Wir brauchen auch Forschung, damit
wir die Gegenwart gut bewaeltigen koennen und gute Argumente haben uns
einzumischen.
Letztendlich wird das Thema Langzeitpflege viele Menschen direkt
und/oder indirekt betreffen. Ich moechte keinesfalls in einem
Pflegeheim unterernaehrt und wundgelegen meine letzten Jahre
verbringen. Daher denke ich, dass so viele Menschen wie moeglich,
diese Initiative unterstuetzen sollten, damit die Verantwortlichen
endlich menschenwuerdige und bedarfsgerechte Pflege ermoeglichen. Mein
Motto: Es kommt nicht darauf an wie alt ich werde, sondern wie ich alt
werde!
(Tanja Kaizar, SolidarWerkstatt - vormals "Werkstatt Frieden und
Solidaritaet" / bearbeitet)
Originaltext:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=345&Itemid=1
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Parlamentarische Buergerinitiative an den oesterreichischen Nationalrat "Pflege
muss uns
etwas wert sein. Wir wollen ein finanziellabgesichertes, humanes und solidarisches
Pflegesystem, das allen Menschen -- unabhaengig von ihrer sozialen Lage -- die
Pflegeleistungen zukommen laesst, die sie brauchen, um wuerdevoll zuleben".
Unterstuetzungserklaerungen unter: http://www.werkstatt.or.at/Forum/PetitionPflege.php
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