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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Dezember 2010; 21:32
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  Asyl:
  
  Abschiebung verhindert - U-Haft verhaengt
  
  Chronik einer Schubumkehr
  
  Ousmane C. sollte abgeschoben werden. Doch der Widerstand war stark 
  und verhinderte seine Verbringung in sein Heimatland, wo er mit dem 
  Tode bedroht ist. Nachdem daraufhin der EGMR seine Abschiebung fuer 
  unzulaessig erklaert hatte, wanderte C. von der Schubhaft in die 
  Untersuchungshaft. (Update vom 23.12. im Anhang)
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  In der Nacht vom 14. auf 15. Dezember war einer der vielen 
  Abschiebungen vom Flughafen Wien Schwechat geplant. Ousmane C., sollte 
  ueber Bruessel nach Guinea deportiert werden. Die EU - 
  Grenzschutzagentur Frontex buchte Plaetze im Linienflug SN 2910 der 
  Bruessel Airlines um die Abschiebung durchzufuehren. Im Klaren 
  Bewusstsein darueber, dass Ousmane der Tod in Guinea, nicht zuletzt 
  aufgrund seiner politischen Aktivitaet droht, lehnte der 
  Asylgerichtshof seinen Antrag auf Asyl ab. Das Passagierflugzeug 
  sollte planmaessig um 6:50 Uhr starten.
  
  Gegen 22 Uhr waren bereits ueber 100 Protestierende vor dem Schubhaefn 
  um gegen die Abschiebung zu demonstrieren und den moeglichen 
  Gefangenentransport zum Flughafen zu blockieren. Bis 2:30 Uhr in der 
  Frueh waren ueber 150 DemonstrantInnen vor Ort, blockierten immer 
  wieder Einsatzwaegen, errichteten Barrikaden und skandierten Parolen 
  wie "Bleiberecht fuer Alle - und zwar sofort", "Abschiebung ist 
  Folter, Abschiebung ist Mord" ... .
  
  Gegen 2 Uhr berichteten AugenzeugInnen, dass Ousmane C. mittels eines 
  Ablenkungsmanoevers, in einem zivilen, grauen VW-Bus nahezu unbemerkt 
  an den DemonstrantInnen vorbei zum Flughafen abtransportiert wurde. 
  (genaue Berichte zu den Blockaden und weitere Hintergrundinformationen
  
  Ab 1:30 Uhr machten sich einige AktivistInnen auf dem Weg zum 
  Flughafen, gegen 4 Uhr zeichnete sich ab, dass Ousmane C. mit dem Flug 
  SN2910 um 6.50 Uhr abgeschoben werden soll.
  
  Die einzige Moeglichkeit, diese Abschiebung noch zu verhindern war 
  sich Tickets zu kaufen und gewaltfreien Widerstand zu leisten.
  
  AktivistInnen entschlossen sich dieses Flugzeug zu besteigen. 
  Innerhalb nicht einmal einer Stunde wurden 700 Euro fuer zwei Tickets 
  nach Bruessel von UnterstuetzerInnen aufgetrieben. Die Person am 
  Ticketschalter war voellig im Bilde des Vorhabens der AktivistInnen, 
  als die Polizei einschritt. Die Beamten fragten hoeflich, ob sie der 
  Angestellten von Bruessel Airlines behilflich sein koennten. Diese 
  antwortete mit Nein, die KundInnen moechten das Flugzeug, in dem eine 
  Person abgeschoben wird besteigen. Die Polizei draengte sich jedoch 
  weiter auf und "empfahl" der Ticketverkaeuferin diese Personen nicht 
  mit an Bord zu nehmen. Trotz der Einschuechterungsversuchen und 
  Verhaftungsandrohungen der beiden Polizisten, werden die Tickets 
  kurzfristig um 6:00 Uhr an die AktivistInnen verkauft. Waehrend sich 
  die AktivistInnen auf den Weg zum Gate 31 machen, werden die 
  Polizisten wild gestikulierend gesichtet.
  
  Als die AktivistInnen im Shuttle-Bus zum Flugzeug sind, bekommt ein_e 
  der AktivistInnen um 06:30 einen Anruf von Ousmane, er befaende sich 
  am Flughafengelaende und mensch moege sofort seinen Anwalt 
  verstaendigen.
  
  Der Shuttle-Bus jedoch haelt vor dem Flugzeug an, die Tueren oeffnen 
  sich nicht und nach einiger Wartezeit faehrt er wieder zum Gate 
  zurueck. Dort werden die AktivistInnen unter der Drohung, dass die 
  Polizei bereits unterwegs sei, vom Flugpersonal aus dem Bus 
  hinausgeschmissen. Laut Angaben des Flugpersonals weigerte sich der 
  Pilot die AktivistInnen mit an Bord zu nehmen. In der kurzen Zeit die 
  bleibt, informieren die AktivistInnen die nichts ahnenden Passagiere, 
  dass sie sich in einem Abschiebeflug befaenden und aktiven Widerstand 
  leisten koennen - in dem sie sich nicht hinsetzen, sich nicht 
  anschnallen, ihre Handys nicht ausschalten und lautstark kundtun, dass 
  sie diese Abschiebepraxis nicht dulden werden. Flyer werden verteilt, 
  eine PassagierIn hilft spontan mit.
  
  Am selben Tag gegen Nachmittag wurde bekannt, dass sich Ousmane noch 
  am Flughafen Wien Schwechat befindet und die Maschine ohne ihn 
  geflogen ist. Die AnwaeltInnen arbeiteten intensivst; sie reichten 
  beim Europaeischen Gericht fuer Menschenrechte eine Klage gegen den 
  oesterreichischen Asylgerichtshof ein.
  
  Am Freitag den 17. Dezember entschied der EGMR, dass die Abschiebung 
  rechtswidrig sei.
  
  Die Mainstream Presse schrieb dass die AktivistInnen am Flughafen 
  "randaliert" haetten - diese Informationen stammen vom Polizeichef. 
  Ousmane C. machte der Polizei mehrmals verbal deutlich, dass er dieses 
  Flugzeug nicht besteigen wolle, woraufhin er von den Polizeibeamten 
  verpruegelt wurde. Seitens der Polizei wird die Luege verbreitet, er 
  haette den Polizisten "Stoss- und Trittverletzungen" zugefuegt. Ihm 
  wird nun Widerstand gegen Staatsgewalt vorgeworfen, dies dient als 
  Vorwand ihn weiter in Haft zu behalten. (Indymedia)
  
  Quelle mit weiteren Links:
  http://linksunten.indymedia.org/de/node/30929
  
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Update 23.12.:
Laut juengsten Meldungen sollen mit Hilfe der Gruenen 5000 Euro 
  aufgetrieben worden sein, um eine Kaution fuer C. zu stellen.
  Es wird erwartet, dass dieser am 24.12. freikommen soll.
 
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