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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 24. November 2010; 04:04
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EU-Krisennachrichten:
> GR: Gedenken und Protest
Griechenland, 17. November: Grosser Andrang herrscht bei der 
alljaehrlichen Demonstration zum Gedenken an den Studierendenaufstand 
gegen die Militaerdiktatur. Die Revolte, die 1973 ihren Anfang an der 
Polytechnischen Hochschule in Athen nahm, wurde zwar blutig 
niedergeschlagen, gilt aber als Anfang vom Ende der 
Obristenherrschaft. Die diesjaehrigen Demonstrationen stehen im 
Zeichen des Protestes gegen die rigorose Sparpolitik. Dabei richtet 
sich die Kritik gegen die so genannte "Troika" aus Internationalem 
Waehrungsfonds, EU-Kommission und Europaeischer Zentralbank, deren 
Vorgaben die griechische Regierung folgt. "Steht auf gegen die 
IWF-Junta", heisst es in Athen. An der Demonstration in der Hauptstadt 
beteiligen sich laut Polizei mehr als 20.000 Menschen, andere Quellen 
sprechen von bis zu 60.000. Protestiert wird auch in Patras und 
Thessaloniki, wo laut Polizei 12.000 Menschen auf die Strasse gehen. 
Wiederholt kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen 
und der Polizei.
Unterdessen hat die Regierung ihren Haushaltsentwurf fuer 2011 
vorgestellt. Er faellt haerter aus, als zuvor erwartet. So sollen 
allein im Gesundheitswesen durch drastische Kuerzungen 2,1 Milliarden 
Euro gespart werden. Entlassungen im Staatssektor werden nicht 
ausgeschlossen. Zudem soll in vielen Faellen der ermaessigte 
Mehrwertsteuersatz wegfallen. Bestimmte Lebensmittel und Getraenke 
wuerden dann mit 23 statt wie bisher mit elf Prozent besteuert. Auch 
Zigaretten und Heizoel sollen teurer werden.
> D: Grosskundgebungen gegen Sozialabbau
Deutschland, 13. November: Mehrere zehntausend Menschen beteiligen 
sich bundesweit an Protesten gegen das Sparpaket der schwarz-gelben 
Regierung. Zudem wenden sie sich gegen Leiharbeit und die Rente mit 
67. Gefordert wird nicht zuletzt ein gesetzlicher Mindestlohn. Dem 
Aufruf des DGB folgen nach eigenen Angaben gut 100.000 Menschen. Die 
Gewerkschaften haben zuvor mit einer geringeren Beteiligung gerechnet. 
So gehen in Stuttgart 45.000 statt der anvisierten 30.000 Menschen auf 
die Strasse. In Nuernberg kommen gleich doppelt so viele Menschen wie 
erwartet, mit 30.000 TeilnehmerInnen erlebt die Stadt die groesste 
Demonstration seit 30 Jahren. Auch in Dortmund und Erfurt kommt es zu 
Kundgebungen und Protesten.
Im Rahmen der gewerkschaftlichen Aktionswochen ist es bereits zuvor zu 
groesseren Demonstrationen gekommen. Am 6. November protestierten nach 
DGB-Angaben mehr als 15.000 Menschen in Hannover. Und am 3. November 
kam es in Dresden zu einer der groessten Demonstrationen seit 1989. 
Dem Aufruf des Buendnisses "Zukunft und Zusammenhalt" folgten nach 
eigenen Angaben 12.000 Menschen. Sie wehrten sich gegen einen 
Sparhaushalt der schwarz-gelben saechsischen Landesregierung. 
Unterdessen hat ver.di-Chef Frank Bsirske wiederholt das Recht auf 
einen politischen Generalstreik gefordert.
> UK: Erneut Proteste gegen historisches Sparpaket
Grossbritannien, 10. November: Die bislang groesste Demonstration 
gegen die Sparplaene der liberal-konservativen Regierung versammelt in 
London mehrere tausend Menschen. Studierende und DozentInnen 
protestieren gegen die angekuendigte Erhoehung der Studiengebuehren. 
Sie sollen auf 9.000 Pfund (etwa EUR 10.500) steigen und damit fast 
verdreifacht werden. Laut der National Union of Students (NUS) gehen 
etwa 50.000 Menschen auf die Strasse.
Waehrend des Protestzuges stuermen einige hundert DemonstrantInnen das 
Hauptquartier der regierenden Tories. Sie ueberwinden die 
Polizeiketten, dringen ins Foyer ein und entrollen Transparente auf 
dem Dach des Gebaeudes. Mehrere Scheiben gehen zu Bruch. Bei 
Auseinandersetzungen mit der Polizei gibt es Verletzte auf beiden 
Seiten. Die NUS distanziert sich von der Aktion, kuendigt aber weitere 
Proteste an, zu denen auch "gewaltfreie direkte Aktionen" gehoeren 
koennen. Der Studierendenorganisation zufolge erwaegen drei 
Tory-Abgeordnete, im Parlament gegen die geplante Erhoehung zu 
stimmen.
In den Tagen zuvor ist es mehrfach zu Streiks gegen die geplanten 
Sparmassnahmen gekommen. So traten die Feuerwehrleute am 1. November 
in einen achtstuendigen Ausstand. Einen weiteren fuer den 5. November 
geplanten 47stuendigen Streik sagte die Gewerkschaft jedoch ab. Am 2. 
November legten die Beschaeftigten der Londoner U-Bahn zum dritten Mal 
in zwei Monaten die Arbeit nieder. Sie wehrten sich damit gegen den 
geplanten Abbau von rund 800 Stellen. Und bei der BBC traten am 5. 
November die gewerkschaftlich organisierten JournalistInnen in einen 
48stuendigen Ausstand. Mehrere Radio- und Fernsehsendungen fielen aus 
oder mussten durch Wiederholungen ersetzt werden. Der Streik richtete 
sich gegen eine sender-interne Rentenreform. Die 
oeffentlich-rechtliche BBC plant das Renteneintrittsalter fuer ihre 
Beschaeftigten zu erhoehen und die Pensionshoehe zu begrenzen.
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Die Krisennachrichten entstammen wieder dem Blog von Steffen Vogel, 
freier Journalist aus Berlin. Vogel berichtet laufend ueber die 
Proteste gegen die Krisenmassnahmen der europaeischen Regierungen.
http://krisenzeiten.wordpress.com/
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