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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. November 2010; 23:16
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Debatten:
> Kriegsspiele
Eine Paedagogin der Kooperativen Mittelschule Glasergasse, 1090 Wien, 
hat eine Initiative zum Verbot von Ego-Shooter-Spielen (Kriegsspielen) 
gestartet, weil die Kinder so zum Toeten erzogen wuerden und das 
Mitgefuehl systematisch wegtrainiert wuerde. Suchtverhalten und 
Einsatz von Gewalt zur Problemloesung seien weitere Folgen dieser 
Spiele. Der folgende Leserbrief fordert zur Unterstuetzung dieser 
Initiative auf.
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Das Krieg-Spielen, so wird behauptet, wird uns schon in die Wiege 
gelegt. Aber die Psychologie hat andere Erkenntnisse. Alfred Adler ist 
ueberzeugt, der Mensch komme voellig neutral mit guten und weniger 
guten Anlagen auf die Welt.
Die guten natuerlichen Anlagen sind vor allem soziales Empfinden, weil 
der Mensch nur als soziales Wesen ueberleben kann und nicht alleine 
auf sich gestellt.
Die weniger guten Eigenschaften wie Habgier, Egoismus, Aggressionen 
nennt Sigmund Freud Triebe. Diese Triebe werden aber durch soziale 
friedlich Erziehung bedeutungslos. Leider wird aber das 
Konkurrenzdenken schon im Kindesalter vorbereitet. Wer ist groesser, 
schneller, gescheiter, kraeftiger, schoener usw. Der Heldenmythos wird 
eingesetzt, um das gesunde Werden zu zerstoeren.
Die franzoesische Revolution wollte Freiheit, Gleichheit, 
Bruederlichkeit und ist gescheitert, weil der Freiheitsbegriff die 
Gleichheit und die Bruederlichkeit ueberlagert hat. Die staendigen 
Versuche fuer mehr Gleichheit und Bruederlichkeit seit 1789 sind schon 
im Keim erstickt worden.
Die utopischen Sozialisten vor Karl Marx konnten keinen Weg finden. 
Die Sozialdemokraten versuchen es immer noch, allerdings haben sie der 
1789 erkaempften Pseudofreiheit nichts entgegen zu setzen. Die 
Konservativen haben Berta von Suttner nicht aufkommen lassen, aber sie 
lassen es immer und ueberall zu, dass zur Gewalt aufgerufen wird.
Diese Ego-Shooter-Spiele sind ein Teil der taeglichen Gewalt, die 
inder buergerlich-konservativen Gesellschaft praktiziert wird. Daher 
ist die Initiative der KMS 1090 Glasergasse - ein Verbot aller Kriegs- 
und Gewaltspiele - so wichtig und sollte von allen politischen 
Parteien unterstuetzt werden.
*Aldor Ertl*
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> Stellungnahme aus der Redaktion
Die Diskussion ueber die Folgen dieser Spiele sind so alt wie die 
Spiele selbst. Grob gesagt gibt es zwei Denkschulen: die einen sagen, 
dass die Spiele zur Aggressionsabfuhr dienen und die Spielenden eher 
entspannen und nicht aggressiver machen. Die anderen sagen das, was 
die Paedagogin und Aldor Ertl vertreten, naemlich dass die Spielenden 
auch im Alltag aggressiver und mit weniger Mitgefuehl agieren. Beide 
Richtungen koennen Testserien und wissenschaftliche Untersuchungen zum 
Beweis fuer die Richtigkeit ihrer Thesen vorlegen. Notwendig waere 
eine Synthese dieser beiden gegensaetzlichen Positionen.
Ein Verbot der Spiele halte ich aber fuer kaum durchsetzbar und daher 
so aehnlich sinnvoll wie die Alkoholprohibition und das Rauchverbot.
Unsere Gesellschaft ist eine, die Gewalt als Mittel zur Problemloesung 
und zur Durchsetzung von Machtanspruechen nicht nur toleriert, sondern 
vorsieht: Die Akzeptanz der "gsundn Watschn" und Einstufen von 
Vergewaltigung als "Kavaliersdelikt" sind ebenso ein Beweis dafuer wie 
die Existenz des Bundesheeres und die Produktion von Waffen. 
Allerdings halte ich auch die schlichte Idee von der Befriedung des 
Menschen durch Erziehung fuer eine schoene Illusion. Und Aggression 
ist nicht nur eine "negative" Emotion. Ohne Empoerung und Aggression 
gaebs keine Demos und keine Revolutionen, keine Streiks und keine 
verjagten Koenige.
*Ilse Grusch*
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