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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. November 2010; 22:29
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EU/Krisenzeiten:
> Frankreich: Nur die Ruhe vor dem Sturm?
1. November: Drei Tage nachdem die Arbeit in den vormals bestreikten 
Raffinerien wieder angelaufen ist, verfuegen nach Regierungsangaben 95 
Prozent der Tankstellen wieder ueber Benzin. Die Belegschaften der 
zwoelf Raffinerien des Landes haben zuvor auf Versammlungen fuer das 
Ende des Ausstandes votiert. Auch in anderen Sektoren haben die 
Beschaeftigten ihre Arbeitsniederlegung inzwischen beendet. Die 
franzoesische Wirtschaft hat ersten Schaetzungen zufolge bislang zwei 
bis vier Milliarden Euro verloren. Schwer ins Gewicht fallen die 
Lohneinbussen der Beschaeftigten: Da die Gewerkschaften nicht ueber 
Streikkassen verfuegen, kommt ein Ausstand die ArbeitnehmerInnen 
teuer - gerade in Zeiten zunehmender Prekarisierung und sinkender 
Realloehne.
Beim juengsten Aktionstag am 28. Oktober ist die Beteiligung geringer 
ausgefallen. Da er mit den Herbstferien zusammenfiel, entsprach dieser 
Rueckgang aber den Erwartungen. Begleitet von Streiks gingen laut 
Innenministerium 560.000 Menschen auf die Strasse, waehrend die CGT 2 
Millionen Menschen auf 270 Demonstrationen im ganzen Land zaehlte. Sie 
bewertete den bereits siebten landesweiten Massenprotest seit Anfang 
September als Erfolg.
Bislang hat Praesident Nicolas Sarkozy die Rentenreform nicht in Kraft 
setzen koennen: Zwar hat sie inzwischen den Senat passiert, liegt aber 
auf Antrag der SozialistInnen zur Pruefung beim Verfassungsrat. Mit 
dessen Entscheidung wird fuer Mitte November gerechnet. Die 
Gewerkschaften geben den Kampf noch nicht verloren. Sie haben fuer den 
6. November einen weiteren Aktionstag ausgerufen, zwei Tage zuvor will 
das Flughafenpersonal gegen die Reform streiken. (1)
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> Griechenland: Bahnstreik abgebrochen
28. Oktober: Bei der Bahn endet ein mehrtaegiger Streik vorzeitig. Die 
Beschaeftigten sind am Montag, den 25. Oktober in den Ausstand 
getreten. Urspruenglich haben sie ihren Arbeitskampf nur fuer den 
Feiertag unterbrechen und dann fortsetzen wollen. Nachdem aber das 
Parlament am Dienstag die Teilprivatisierung der staatlichen 
Gesellschaft beschlossen hat, nehmen die EisenbahnerInnen ihre Arbeit 
einen Tag frueher als geplant wieder auf. Gleichzeitig kuendigt die 
Gewerkschaft an, die Privatisierung vor Gericht zu bringen.
In einem spektakulaeren Protest machen ebenfalls am 28. Oktober erneut 
MitarbeiterInnen des Kulturministeriums auf ihre prekaere Lage 
aufmerksam. Mehrere von ihnen erklettern ein Marmortor auf der 
Akropolis und entrollen ein Transparent, das auf Griechisch "Keine 
Entlassungen!" fordert. Die Beschaeftigten verfuegen nur ueber 
Zeitvertraege, von denen 320 auslaufen und nicht verlaengert werden 
sollen. Zudem beklagen sie das Ausstehen mehrerer Monatsgehaelter. 
Bereits Mitte des Monats haben sie aus Protest die Akropolis fuer 
mehrere Tage blockiert. (2)
*
> Rumaenien: Vereint gegen die Regierung
27. Oktober: Ein Misstrauensvotum gegen das Kabinett von Premier Emil 
Boc scheitert im Parlament. Die noetige Mehrheit wird um 17 Stimmen 
verfehlt, obwohl auch einzelne Abgeordnete der Regierungskoalition 
fuer den Antrag stimmen. Ihnen droht nun der Parteiausschluss. 
Eingebracht haben den Antrag die oppositionellen SozialdemokratInnen, 
um so das Sparprogramm der Regierung zu Fall zu bringen. Noch vor der 
Abstimmung warf Parteichef Victor Ponta der Koalition erneut "Betrug 
und Raeuberei" vor. Zuvor hatte die Partei nach eigenen Angaben 2,5 
Millionen Unterschriften fuer die Demission des Kabinetts gesammelt.
Zeitgleich zur Parlamentsdebatte verlangen in Bukarest nach Angaben 
der VeranstalterInnen ueber 100.000 Menschen den Ruecktritt der 
Regierung. Neben Beschaeftigten aus Privatindustrie und Oeffentlichem 
Dienst demonstrieren auch Studierende sowie Reservisten und ehemalige 
Armeeangehoerige. Dabei kommt es auch zu Auseinandersetzungen mit der 
Polizei.
Mitte Oktober sind mehrfach Beschaeftigte in wilde Streiks getreten. 
So legten 2.000 LehrerInnen die Arbeit nieder - und verzichteten auf 
Gehalt, weil sie den Ausstand nicht angemeldet hatten. 
FinanzbeamtInnen erreichten Zugestaendnisse, nachdem sie ihr 
Ministerium sowie Finanzaemter und -wachen besetzt hatten. (3)
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Obige Meldungen entnahmen wir dem Blog von Steffen Vogel, freier 
Journalist aus Berlin. Vogel berichtet laufend ueber die Proteste 
gegen die Krisenmassnahmen der europaeischen Regierungen. 
http://krisenzeiten.wordpress.com/
Einzelnachweise
1) http://krisenzeiten.wordpress.com/2010/11/01/nur-die-ruhe-vor-dem-sturm
2) http://krisenzeiten.wordpress.com/2010/10/30/bahnstreik-abgebrochen
3) http://krisenzeiten.wordpress.com/2010/10/28/vereint-gegen-die-regierung
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