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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. November 2010; 22:26
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EU:
> Energiekommissar will Atommuell vergraben
Ueberfallsartiger Richtlinienvorschlag zur Endlagerung
Das Problem der Endlagerung von Atommuell ist in den meisten 
EU-Staaten bisher ungeloest. Der deutsche EU-Energiekommissar Guenther 
Oettinger schlaegt vor, den Abfall zu vergraben. Umweltschuetzer 
warnen vor ungeloesten "wissenschaftlichen und technischen Problemen".
Die EU will ueber die Endlagerung von Atommuell in den 
Mitgliedsstaaten mitbestimmen. EU-Energiekommissar Guenther Oettinger 
wird, heute, Mittwoch, einen entsprechenden Richtlinienvorschlag 
praesentieren. Darin spricht sich die Kommission fuer die 
unterirdische Lagerung von Atommuell aus. Die Lagerung in grossen 
Tiefen sei die "sicherste und nachhaltigste Moeglichkeit" der 
Endlagerung, heisst es in dem Dokument. Jan Haverkamp von der 
Umweltschutzorganisation Greenpeace sagte, die Kommission nutze den 
Richtlinienvorschlag "unverhohlen, um fuer ein Endlagerungsmodell zu 
werben". Dabei ignoriere sie aber die Tatsache, dass die unterirdische 
Lagerung von Atommuell vor "vielen wissenschaftlichen und technischen 
Problemen" stehe.
Die EU-Abgeordnete Rebecca Harms (Gruene/ EFA) kritisierte Oettingers 
Informationspolitik. Der Vorschlag habe dem EU-Parlament erst Ende 
vergangener Woche vorgelegen. Das Thema sei zu wichtig, um es ohne 
eine offene Debatte zu entscheiden. Die EU-Kommission hatte Anfang des 
Jahres eine zweimonatige Konsultation zur Endlagerung radioaktiver 
Abfaelle eroeffnet. Unternehmen, Organisationen und Buerger konnten 
sich im Internet zu dem Thema aeussern und Vorschlaege einbringen. 
Diese Vorschlaege kaemen in dem Richtlinienvorschlag nicht ausreichend 
zur Geltung, so Harms. Neuland fuer die EU
Mit ihrem Vorschlag wagt sich die EU-Kommission auf neues Terrain. 
Bislang fiel die Atomkraft ausschliesslich in die Zustaendigkeit der 
Mitgliedsstaaten. Wenn die Richtlinie in Kraft tritt, muessten in den 
naechsten vier Jahren alle EU-Laender mit Kernkraftwerken verbindliche 
Zeitplaene fuer die Errichtung von Endlagern vorlegen.
"Wir werden fuer die Entsorgung von radioaktivem Muell hoechste 
Sicherheitsstandards fuer Geologie, Bautechnik und Betrieb vorgeben", 
kuendigte Oettinger an. Die Festlegung auf konkrete Standorte, die 
Planung und der Bau von Endlagern bleibe aber Sache der 
Mitgliedsstaaten.
Besonderen Wert legt die Kommission ausserdem darauf, dass die 
Mitgliedsstaaten ihren Atommuell im eigenen Land entsorgen. Oettinger 
forderte, "dass jedes Mitgliedsland ein Entsorgungslager errichtet".
Auch Kooperationen mehrerer EU-Staaten seien moeglich. Der fruehere 
baden-wuerttembergische Ministerpraesident kuendigte aber an, den 
Export von Nuklearabfall in Drittlaender ausserhalb der EU "auf keinen 
Fall" zu dulden.
Der Richtlinienvorschlag laesst die Frage offen, wie die Endlager 
finanziert werden sollen und verweist sie an die Mitgliedsstaaten. Sie 
sollen zur Finanzierung der Lager die "Produzenten des Atommuells in 
angemessener Weise beruecksichtigen".
Die Gruenen fordern, die Kosten von einer unabhaengigen Behoerde 
schaetzen zu lassen. Sie verwiesen darauf, dass sich die Kosten der 
Endlagerung in Frankreich in den letzten paar Jahren mehr als 
verdoppelt haetten.
Die Kommission kritisiert, dass bislang nur wenige Mitgliedsstaaten 
eine Loesung fuer die Endlagerung von Atommuell gefunden haetten. Man 
muesse das Problem dringend angehen, um nicht spaetere Generationen 
mit den Risiken zu belasten.
Am weitesten gediehen sind die Plaene zur unterirdischen Lagerung von 
Nuklearabfall in Schweden. Der skandinavische Staat will die 
Atommuellkanister in etwa 500 Meter Tiefe vergraben. Auch Finnland und 
Frankreich arbeiten derzeit an unterirdischen Atommuelllagern.
(euractiv.de/bearb)
Quelle:
http://www.euractiv.de/energie-klima-und-umwelt/artikel/oettinger-will-atommll-vergraben-003848
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