**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Oktober 2010; 23:11
**********************************************************

Wien:

> Wagenplatz Treibstoff geraeumt

Am Donnerstag, den 21. Oktober, wurde der Wagenplatz-Treibstoff, der
seit Anfang September in der Baumgasse 131 (gegenueber der ARENA)
residierte, geraeumt, was heisst: Er wurde de facto einkassiert und
die BewohnerInnen der Waegen wurden auf die Strasse gesetzt.

Um 9.00 Uhr hat ein Grossaufgebot der Polizei (Wega und LVT) den
Wagenplatz-Treibstoff in der Baumgasse geraeumt. Fast alle der 20
Waegen wurden von dem Abschleppunternehmen Toman abgeschleppt und auf
das Gelaende der Firma in der Tenschertstrasse in Liesing gebracht, wo
sie seit Montag, den 25. Oktober, ausgeloest werden muessen. Die
Kosten dafuer belaufen sich auf EUR 400-650 pro Wagen plus EUR 30
Verwahrungsgebuehr pro Tag. Eine tickende Zeitbombe also fuer alle,
die die anfallenden Kosten nicht gleich berappen koennen oder wollen.

Als Reaktion hat man noch am gleichen Tag versucht mit einem
"trojanischen Laster" getarnt als Blumenlieferant in den Innenhof des
Rathauses zu gelangen, eine Pressekonferenz / Spontankundgebung
veranstaltet, sowie eine Fahrt durch die Mariahilferstrasse mit
Lautsprecherdurchsagen zu den aktuellen Ereignissen.

Die Odysee des Wagenplatzes Treibstoff - eine Art Nachruf

Im Juli des vorigen Jahres teilten sich die BewohnerInnen des
Wagenplatzes in Simmering -- welcher geraeumt werden sollte -- in
Wagenplatz Treibstoff und Wagenplatz Hafenstrasse. Der Wagenplatz
Hafenstrasse residiert seither in der Hafenzufahrtstrasse auf einem
Gelaende im Eigentum der Wien-Gas, wo er fuer EUR 500 zweckgebundener
Miete (wird an die Ute-Bock-Stiftung gespendet) ein halbwegs legales
Dasein gefunden hat.

Der Wagenplatz Treibstoff wechselte seit seinem Verlassen des Platzes
in Simmering in regelmaessigen Abstaenden seine Niederlassung. Die
Baumgasse 131 -- wo ja einst ein Jugendhaefen haette entstehen
sollen -- war schon einmal die erwaehlte Niederlassung, naemlich von
Juli 2009 bis August 2009.

Des Weiteren wurden im August 2009 die Aspanggruende und ein Platz
unter der Autobahn besetzt. Im September ging es dann weiter auf einen
leeren Tennisplatz beim Prater, wo die Leute bis Maerz 2010
ueberwintern durften. Von April bis Mai war ein Platz in Krieau die
neue Residenz, gefolgt von einem OeBB-Gelaende nahe des Nordbahnhofs
im Mai und Juni. Von Juni bis August wurde das ehemalige
Mautner-Markhof-Gelaende in Simmering bezogen, bis schliesslich die
Gruppe wieder in der Baumgasse angelangt war.

Vielleicht weil das Grundstueck genau so aufgefunden wurde, wie es
verlassen wurde, und weil keiner der bisher angefahrenen und wieder
freiwillig verlassenen Plaetze bisher einen Bagger gesehen hat, obwohl
bei vielen ein "sofortiger Baubeginn" angekuendigt worden war, hatten
die WagenbewohnerInnen nach einem Jahr des Herumirrens und der
Ignoranz seitens der Stadt genug, und wollten ein Zeichen setzten.

Keiner der Gruende, warum denn ein von der Wagentruppe angestrebtes
Zwischennutzungskonzept nicht ermoeglicht werden sollte, war
einleuchtend genug, den Kampf um ein selbstbestimmtes Nomadenleben
aufzugeben. Und so stehen die Dinge, wo sie stehen. Die BewohnerInnen
auf der Strasse, und die Waegen in der Tenschertstrasse.

FPOe macht Angst - Liesing, du Ghetto!

Wolfgang Jung, Obmann der Liesinger FPOe warnt davor, dass "Mitglieder
der Gruppe Wagenplatz-Treibstoff ihr Treiben nach der Delogierung und
dem Abschleppen ihrer Vehikel in den 23. Bezirk ihre Aktivitaeten
jetzt nach Liesing verlegen koennten" so heisst es in seiner
Presseaussendung. Er betont die "stark gestiegene Kriminalitaet und
explodierende Integrationsprobleme in den Gemeindebauten, sowie die
Personalschwaeche der Polizei" und verweist darauf, dass Liesing damit
schon genug Probleme haette.

"Wir brauchen keinen weiteren Stoerfaktor wie diese
Berufsrandalierer", meint der Mandatar, und verweist auf das
beeintraechtigte Sicherheitsgefuehl der AnrainerInnen der
Tenschertstrasse.

Das Sicherheitsgefuehl der AnrainerInnen / LiesingerInnen ist aber
wohl eher durch das Verbreiten solcher Luegen beeinflusst, als durch
irgendwelche "Aktivitaeten" der "Krawalltruppe". -postcore-

*

> Nachtrag: Auch Raeumungsgefahr in der Hafenzufahrtsstrasse

Nach Redaktionsschluss erreichte uns am Dienstag eine zusaetzliche
Mitteilung der Wagengruppe Hafenstrasse: "Wie wir vor kurzem erfahren
haben, sollen auch wir bald polizeilich geraeumt werden. Schriftlich
bzw. verbindlich haben wir allerdings noch keine Informationen
erhalten und wir gehen davon aus dass in den naechsten 2 Tagen die
Polizei uns auffordert das Grundstueck sofort zu verlassen. Nach
eineinhalb Jahren friedlichem Zusammenlebens und jetzt zum
Wintereinbruch hier vertrieben bzw. geraeumt zu werden, kommt fuer uns
absolut ueberraschend. Richtig skurill wird die ganze Sache allerdings
auch dadurch, dass wir hier auf einem Grundstueck stehen, welches von
einer grossen Baustelle als Lagerplatz gemietet wird und dessen
Verantwortliche uns die Zusage gemacht haben, dass wir hier nicht
stoeren und gerne bleiben duerfen. Wir haben immer noch die Hoffnung
dass sich Verantwortliche mit uns in Verbindung setzen und mit uns
eine vernuenftige Loesung finden. Eine Raeumung wollen wir unter allen
Umstaenden VERHINDERN. Wir brauchen Eure Unterstuetzung um unseren
friedlichen Protest gegen eine kurzfristige Zwangsraeumung zu
formulieren und diesem Nachdruck zu verleihen. Ihr seid alle herzlich
eingeladen vorbeizukommen."
Der Wagenplatz ist in der Hafenzufahrtsstrasse 60, 1020 Wien. ###



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin