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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Oktober 2010; 23:18
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Schweiz:
> Ohne Auslaender gibt es keine Auslaenderkriminalitaet
Dr. Alois B. Stocher hat einen radikalen Vorschlag, wie man die
Auslaenderfrage loesen kann. (aus WoZ 30.9.2010)
Bern, Stunden vor den Schweizer Bundesratswahlen: eine langweilige
Nacht des eitlen Small Talks, von der Presse absurderweise «Nacht der
langen Messer» genannt. In der Bar des Hotels Baeren prostet Dr. Alois
B. Stocher den SVP-Nationalraeten Ulrich Schlueer und Toni Bortoluzzi
zu. Man duzt sich. Stocher ueberreicht den Herren den neusten Prospekt
seiner Organisation zur Loesung der Auslaenderfrage Olaf. Dann,
endlich, ist Alois B. Stocher bereit, «dem Kommunistenblatt» Red und
Antwort zu stehen -- nicht ohne vorher mit dem Anwalt zu drohen,
sollte der Bericht «tendenzioes» ausfallen.
Als Geschaeftsfuehrer der Olaf wirbt Stocher im Internet fuer die
sofortige Ausschaffung von Auslaenderinnen -- noch bevor ueber die
SVP-Ausschaffungsinitiative abgestimmt wird. «Wir verfolgen einen
3-Phasen-Loesungsansatz; Markieren, Sammeln, Ausschaffen.» Bis zu
zwanzig Auslaenderinnen wuerden in einen Olaf-Container passen. Die
Container wuerden per Zug ausser Landes gebracht, behauptet Stocher.
«Als internationales Unternehmen sind wir nur sehr beschraenkt an
lokale Gesetze gebunden." Das sei gegenueber den Behoerden ein grosser
Vorteil: «Die muessen sich an die Verfassung halten, es gibt Gerichte,
Menschenrechte und so weiter», so Stocher in angewidertem Ton.
Alois B. Stocher ist 47-jaehrig, traegt Anzug, Schnauz und
Seitenscheitel. Er ist ein Reaktionaer, wie er im Buche steht, von
Hass aufs Fremde getrieben. Wenn er sagt: «Ich bin ein
freiheitsliebender Mensch", dann tut er das mit der herablassenden
Gestik und Mimik eines Gefaengnisaufsehers.
Seine Organisation sei zwar der SVP eng verbunden, im Namen einer
ausserhalb der Politik stehenden Firma koenne er aber reden, ohne
Ruecksicht auf Diplomatie und Wahltaktik nehmen zu muessen. Das
eigentliche Problem sei nicht die Auslaenderkriminalitaet, sagt Alois
B. Stocher, «Wer naemlich nicht Auslaender ist, der kann ueberhaupt
nicht krimineller Auslaender werden. Insofern betreibt die SVP
lediglich Symptombekaempfung.»
Eine Herausforderung ist es laut Stocher freilich, herauszufinden, wer
denn «echter Schweizer» sei und wer nicht, «Gentests sind sehr teuer,
wir wenden sie nur in Haertefaellen an." Haertefaelle kaemen etwa vor,
wenn das Olaf-Expertenteam bei der Stammbaumforschung in der zehnten
Generation nicht mehr weiterkomme.
Dass Auslaender heute schneller einen Schweizer Pass als
Cumulus-Punkte in der Migros(1) bekaemen, sei schlimm. «Richtig
schlimm wird es aber, wenn es ihnen nicht einmal mehr anzusehen ist.
Ich habe schon mit solchen Leuten gesprochen und nichts gemerkt, weil
die perfiderweise Mundart redeten.»
Stocher hat im Internet ein Meldeformular eingerichtet, wo
SchweizerInnen den Namen von AuslaenderInnen angeben und deren
Ausschaffung beantragen koennen. Damit hofft er, den Aufwand begrenzen
zu koennen. «Es ist zugegebenermassen Verhaeltnisbloedsinn, was wir
derzeit machen. Was uns das kostet ...» Stocher verwirft theatralisch
die Haende, dann fluestert er: «Es gibt natuerlich andere, viel
effizientere Loesungen, Aber das ist Zukunftsmusik. Schreiben Sie das
ja nicht auf."
Unternehmer Stocher waere nicht Unternehmer, wuerde er bei seinen
Geschaeften nicht auch an die Gesamtwirtschaft denken. Um zu
verhindern, dass in einer Schweiz ohne AuslaenderInnen die Wirtschaft
zusammenbrechen wuerde, denkt er laut ueber ein «Kinderobligatorium»
nach, das allenfalls mit staatlichen Kinderzulagen als «Anreiz» zu
kombinieren waere. Auf die Frage, ob es nicht zu Scheinelternschaften
kommen koennte und sich Scheineltern bei Kontrollen nicht einfach
Nachbarskinder borgen wuerden, kommt der Vater dreier Kinder zum
ersten Mal ins Gruebeln. Nach einer Weite sagt er nachdenklich: «Daran
haben wir noch nicht gedacht. Sie sind natuerlich raffiniert, diese
Linken. Die haben ein wahnsinnig destruktives Potenzial.»
Dann kippt die Stimmung. Stochers Tonfall wird noch barscher.
Ausloeser ist die Frage, ob es sich bei seinem ganzen Unternehmen, wie
im Internet behauptet wird, um ein satirisches Projekt linker
Kuenstler handle. «Dieses Geruecht ist ein Problem fuer uns.» Grund
hierfuer sei der Grafiker, der die Website aufgesetzt und registriert
habe. «Wir haben uns zu wenig ueber den erkundigt. Das ist
tatsaechlich so ein Linker, der hat Sachen gemacht, das koennen Sie
sich gar nicht vorstellen,» Als Olaf davon erfahren habe, habe man den
Grafiker sofort auf die Strasse gestellt. «Doch die Leute sind ja
nicht dumm, jeder Besucher unserer Website wird merken, dass wir alles
andere als links sind -- sonst versteh ich die Welt nicht mehr», sagt
Stocher.
Die Satirevorwuerfe scheinen jedenfalls Stochers Popularitaet im
Internet keinen Abbruch zu tun. Zahlreiche PolitikerInnen (2) zaehlen
weiterhin zu seinen Freunden auf Facebook.
(Dinu Gautier/WoZ)
*
Anmerkungen akin:
(1) Migros ist die Schweizer Konsumgenossenschaft.
(2) Wobei auch bei denen nicht so ganz klar ist, ob sie die sind, die
sie zu sein behaupten.
*
Mehr dazu unter:
http://www.olaf-schweiz.ch
http://www.volksbefreiung.ch
Auch sehr zu empfehlen: http://www.kriegsentwicklungshilfe.ch
"Der Verein Kriegsentwickungshilfe (KEH) wurde 1994 begruendet, um im
Falle humanitaerer Krisen schnelle und effiziente militaerische Hilfe
leisten zu koennen." Die KEH rief dort zu einer "eidgenoessischen
WAFFENSAMMELAKTION" auf: Die Bevoelkerung sollte "uns ihre nicht mehr
benoetigten Waffen und sonstiges Kriegsmaterial fuer Beduerftige der
Dritten Welt zu spenden." Gruender der KEH ist ebenfalls Alois B.
Stocher
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