**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Oktober 2010; 23:17
**********************************************************
Deutschland:
> Polizisten gegen Polizeimethoden
Agents Provokateurs und Waffeneinsaetze gegen friedlich 
Demonstrierende sind auch in Polizeikreisen nicht mehr unumstritten
Seit ein paar Tagen verdichten sich die Geruechte. Auf etlichen 
Internetseiten werden Beweise gesammelt, dass die Eskalation von 
Stuttgart nicht nur durch den Einsatz ueberbewaffneter Sondereinheiten 
passierte, sondern dass auch ganz gezielt agents provokateurs 
eingesetzt worden waeren. Laut diesen Berichten wuerden Videoaufnahmen 
und Zeugenaussagen stichhaltig belegen, dass zumindest ein 
Polizeiprovokateur eindeutig fuer eine Pfefferspray-Attacke auf 
uniformierte Polizisten verantwortlich sei.
Das kann man glauben oder nicht, schliesslich sind gerade im Internet 
Verschwoerungstheorien und echte Aufdeckungen oft schwer voneinander 
zu trennen. Doch diesmal sieht es anders aus: Denn Teile der Polizei 
selbst mucken auf. Im Hamburger Abendblatt erschien am 18.Oktober ein 
Bericht mit Stellungnahmen zweier aktiver Polizisten und eines 
Polizeipensionaers, die kein gutes Haar an ihren Obrigkeiten lassen. 
Ein Polizist wird zitiert mit den Worten:"In der sonst so ruhigen 
Hauptstadt der Schwaben wurde ein Exempel statuiert, Macht 
demonstriert, ganz sicher auch schon mit Blick auf den naechsten 
Castor-Transport. Stuttgart ist wohl nur Teil eines grossen Puzzles. 
Die Politik vergackeiert uns zunehmend, und, was noch schlimmer ist, 
sie ignoriert den Willen der Bevoelkerung". Dieser Polizist bezeichnet 
seine schwarz und dunkelgrau gekleideten, meist sehr jungen Kollegen 
von den Beweis- und Festnahmeeinheiten (BFE), die beim Stuttgarter 
Einsatz groesstenteils von der Bundespolizei und aus Bayern kamen, 
einfach nur als "scharfe Kampfhunden". Dass diese zum Einsatz gegen 
eine friedliche Kundgebung gekommen waeren, beweise schon, dass die 
Politik eine Eskalation angestrebt habe. Ein anderer, mit falschem 
Namen zitierter Beamter, der den kriminalpolizeilichen Dienst anstrebt 
und groesste Aengste hat, man koennte seine richtige Identitaet 
erkennen meinte: "Ich weiss, dass wir bei brisanten Grossdemos 
verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als 
vermummte Steinewerfer fungieren, unter die Demonstranten schleusen. 
Sie werfen auf Befehl Steine oder Flaschen in Richtung der Polizei, 
damit die dann mit der Raeumung beginnen kann. Ich jedenfalls bin 
nicht Polizist geworden, um Demonstranten von irgendwelchen Strassen 
zu raeumen oder von Baeumen runterzuholen. Ich will Gangster hinter 
Gitter bringen". Er hatte vor dem Einsatz in Stuttgart Urlaubsantrag 
gestellt, was ihm aber prompt verweigert worden war.
Aber auch die hochoffizielle deutsche Gewerkschaft der Polizei (GdP) 
ist schon etwas unlustig. Denn dort geht man zwar nicht soweit, zu 
sagen, dass die Polizei zu demokratie- und menschenrechtswidrigen 
Einsaetzen missbraucht wuerde, oder gar Systemkritik zu ueben, doch 
immerhin fuehlt man sich von der Politik im Stich gelassen. 
"Fussballeinsaetze, Grossdemonstrationen und der Schutz von 
sogenannten Mega-Events steigen rapide an, die alltaegliche 
Kriminalitaetsbekaempfung und Verkehrsueberwachung haben schon heute 
das Nachsehen. Der Schutz der Buerger im Alltag kommt zu kurz. Der 
Polizei fehlen zunehmend Personal, Ausstattung und die notwendigen 
Gesetze, um die Sicherheit des Landes weiterhin zu garantieren. In der 
Innenpolitik ist seit langem Haengen im Schacht", hiess es kuerzlich 
in einer Aussendung. Vor allem geht es der GdP zwar um mehr Personal, 
dennoch klingt in den Worten der Gewerkschafter auch mit, dass 
gesellschaftliche Spannungssituationen immer haeufiger werden und die 
Polizei damit ueberfordert ist. Der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg: 
"Wir Polizistinnen und Polizisten wollen nicht den Kopf hinhalten fuer 
ungeloeste politische Konflikte."
Salzburger Seltsamkeiten
In diesem Zusammenhang ist auch das juengste Geschehen in Salzburg zu 
betrachten. Diesen Freitag gab es dort eine Demo gegen Repression und 
Polizeigewalt. Unter den Demonstrierenden wurden auch Polizisten in 
Zivil und sogar vermummt geortet. Aufgefallen war das vor allem 
dadurch, da einer der Polizisten aus dem "Fekter-Prozess" als Zeuge 
bekannt war. Unklar ist, ob diese Polizisten als Zivilfahnder oder gar 
Provokateure oder vielleicht doch als echte Demonstranten unterwegs 
waren. Angeblich war der Einsatzleiter, als die Polizistenbeteiligung 
allgemein bekannt wurde, sehr ueberrascht ob dieser Tatsache. Der 
Blogger Bernhard Jenny vertritt die Auffassung, dass es sich um 
tatsaechlich frustrierte Beamte gehandelt habe, die nicht laenger 
zusehen wollten, wie sie missbraucht wuerden. Berichterstatter auf 
Indymedia tippen eher auf einen verdeckten Einsatz.
*Bernhard Redl*
Quellen u.a.:
http://www.gulli.com/news/stuttgart-21-agent-provocateur-berf-hrt-kommentar-2010-10-23
 http://www.abendblatt.de/hamburg/article1665966/Wir-werden-von-der-Politik-verheizt-Polizisten-erzaehlen.html
 http://www.gdpbundespolizei.de/2010/10/gdp-chef-konrad-freiberg-in-der-bundespressekonferenz/
 http://bernhardjenny.wordpress.com/2010/10/24/polizisten-demonstrieren-vermummt-gegen-fekter
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin