**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Oktober 2010; 01:20
**********************************************************
Wiener Wahlen/Kommentar:
> Rot-gruen?
Das Wiener Wahlergebnis hat uns nicht ueberrascht. Es gibt in Wien, 
wie in Oesterreich ueberhaupt, einen rechten Bodensatz. Das hat sich 
schon bei der Parlamentswahl 2008 gezeigt. Oder vorher schon unter 
Haider, 1996 in Wien, 1999 im Bund. Die Ergebnisse waren ja immer 
ungefaehr gleich so. Oder 1932, als die NSDAP in Wien ueber 200.000 
Stimmen erhielt. Oder gar vor hundert Jahren unter dem antisemitischen 
Buergermeister Lueger.
Aber der Sumpf wird immer nur so stark, wie man ihn werden laesst. Es 
waren die pseudo-"roten" Innenminister Loeschnak und Schloegl, ihre 
rassistischen Gesetze und Erlaesse und ihr furchtbarer Jurist Manfred 
Matzka, denen Haider seinen Aufstieg verdankte. Umso mehr freut uns 
der voellige Absturz der Prokop-Fekter-Partei. Dass diejenigen, die 
kleine Kinder einsperren und deportieren, in Wien keinen Stich mehr 
machen, ist eine gute Nachricht fuer die anstaendigen Menschen in 
unserer Stadt.
Der von manchen herbeigewuenschte Absturz der Gruenen waere ein 
verheerendes Signal gewesen; er konnte durch Maria Vassilakous 
Kampfgeist, aber auch dank dem Einsatz vieler unermuedlicher 
Basis-AktivistInnen, abgewendet werden. Offen gesagt: Mir fehlt das 
Verstaendnis fuer jene, die aus persoenlicher Frustration, ohne 
erkennbaren politischen Grund, abgesprungen sind und den Medien den 
Vorwand lieferten, dieses Nichtereignis gross- und die Gruenen 
kleinzureden. Ich selber bin in meinem langen Leben schon oefters aus 
einer Organisation ausgetreten oder ausgeschlossen worden, aber immer 
wegen politischer Meinungsverschiedenheiten und nicht, weil ich dort 
etwas nicht geworden bin.
Buergermeister Haeupl hat sich tapfer geschlagen. Bei aller sonstigen 
Kritik: Seinen persoenlichen Antifaschismus glaube ich ihm. Gegen die 
rechten Elemente in seiner eigenen Partei hat er sich in all den 
Jahren nicht durchgesetzt. Eigentlich steht jetzt in Wien Rot-Gruen 
auf der Tagesordnung. Es waere den Versuch wert. Ein Signal fuers 
ganze Land. Viele neue, interessante Projekte koennten entstehen...
Aber ich fuerchte, der Grossteil der Wiener SPOe ist dafuer zu 
unbeweglich und traeg. Die ziehen den bequemeren Weg, ein Buendnis mit 
der geschwaechten, zerriebenen OeVP, die keine grossen Ansprueche 
stellen darf, vor. Schlimmer noch: Manche in der SPOe werden jetzt 
wieder einmal eine Annaeherung an die FPOe propagieren. So weit rechts 
von einem Darabos, der damals fast den ganzen Parlamentsklub auf das 
Prokopgesetz vergattert und den Rest ausgeschaltet hat, steht ein 
Strache ohnedies nicht... Sollten diese Kreise Oberhand gewinnen, dann 
moechten wir, dass es diese Partei endlich zerreisst. Dann sollen die 
doch zu den Strache-Buben und Haider-Ueberbleibseln ziehen, ganz nach 
Rechtsaussen; dort passen sie hin.
Die anderen aber, die aufrecht und anstaendig gebliebenen in der SPOe, 
koennten sich mit den Gruenen, mit gutgesinnten Christen und vielen 
politisch Heimatlosen zu einer echten Linksbewegung formieren. Dann 
waeren die Fronten wenigstens klar.
*Michael Genner*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin