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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Oktober 2010; 00:51
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Moderne Zeiten/Interview:
> Die Piraten kommen
Die oesterreichische Piratenpartei ist eine Gruendung nach dem Vorbild 
der schwedischen Piratpartiet. Diese 2006 gegruendete Partei, die sich 
fuer die Buerger- und Freiheitsrechte sowie fuer Informationsfreiheit 
und Datenschutz einsetzt, haengt zusammen mit der ebenfalls 
schwedischen File-Sharing-Boerse "The Pirat Bay". Als es 2009 zu 
rechtlich ziemlich zweifelhaften Aktionen von Polizei und Justiz gegen 
The Pirat Bay kam und ruchbar wurde, dass diese Aktionen von der 
US-Regierung angeregt worden waren, fuehrte dies zu einer grossen 
Protestbewegung und der Piratenpartei gelang mit 7% der schwedischen 
Stimmen der Einzug ins Europaparlament. Bei den Reichstagswahlen 2010 
erreichte sie allerdings nur mehr 0,65% der Stimmen.
Piratenparteien gibt es nach diesem Vorbild ausserdem noch zumindest 
in Deutschland, Luxemburg, Tschechien und der Schweiz.
Die oesterreichische Piratenpartei gibt es seit 2009 und sie hat 
grosse Plaene. Nach dem schwedischen Vorbild will sie auch bei Wahlen 
auftreten, sieht sich aber auch als Lobby, die ueber die 
Informatikszene hinaus wirksam sein moechte.
Wir befragten dazu zwei Wiener Piraten: Thomas Zehetbauer (Forenname 
RealBorg) war Wiener Landesvorstand der Piratenpartei, Veronika 
Loitzenbauer hat die studentischen Piraten in Oesterreich 
mitbegruendet.
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akin: Ihr seid ja keine "offizielle" Vertretung der Piratenpartei, ich 
wollte eine solche auch gar nicht fuers Interview, schliesslich ist 
das Ganze ja noch in Gruendung. Ich frage euch daher einmal ganz 
persoenlich: Warum wollt ihr Piraten sein?
Veronika Loitzenbauer: Mich motivieren die Themen der Piraten, ich 
glaube, dass die sehr aktuell und dringend sind. Ich moechte einfach 
Teil einer Bewegung sein, die gegen aktuelle Tendenzen in der Politik 
auftritt.
akin: Aber was sind diese Ziele?
V.L.: Also eins, das ich herausgreifen moecht, ist, dass 
offensichtlich daran gearbeitet wird die Buerger ueberwachbarer und 
kontrollierbarer zu machen, was ich fuer sehr bedenklich halte.
Thomas Zehetbauer: Mir gehts da aehnlich. Ich bin zu den Piraten 
gekommen, weil die derzeit agierenden Regierungen die Rechte der 
Buerger immer mehr einschraenken. Wir haben Freiheitsrechte bekommen 
damals noch vom Kaiser und unsere demokratisch gewaehlten Regierungen 
sind jetzt in den letzten Jahren und Jahrzehnten nur mehr damit 
beschaeftigt, diese Rechte auszuhoehlen und abzubauen, weil sie als 
stoerend fuer die Kontrolle der Buerger empfunden werden.
akin: Naja, die Grundrechte einzufordern ist ja wunderbar. Aber wofuer 
steht die Piratenpartei noch? Schliesslich wollt ihr ja auch 
kandidieren wie eure schwedischen Kollegen. Da muss man sich dann aber 
doch gewaertigen, dass man Positionen haben muss zu Themen wie 
Sozialversicherung, "Landesverteidigung" oder Verkehrspolitik.
T.Z.: Das sind derzeit recht kontroversielle Themen innerhalb der 
Piratenpartei. Bzgl. der Landesverteidigung hatten wir kuerzlich eine 
Pressemeldung, in der die Eurofighter vorgekommen sind und wo es 
grossen Aerger gegeben hat, weil das Thema nicht im Kernprogramm der 
Partei enthalten ist und auch -- nach Meinung einiger -- nicht 
ausreichend an die Basis kommuniziert wurde. Aber natuerlich muss man 
auch Vorschlaege machen, woher das Geld fuer die anderen 
Programmpunkte der Piraten kommen soll.
V.L.: Die Grundthemen, koennte man vielleicht nochmal grob erweitern 
auf Menschenrechte-Buergerrechte, wo man ja dann schon recht viel 
Themen anstreift oder umfasst. Das koennte dann ein Fundament bilden, 
wo man dann schrittweise, wenns soweit ist, weitere Themen angehen 
kann. Aber ich glaub schon, dass es berechtigt ist, dass wir uns zur 
Zeit auf die wenigen Themen konzentrieren, die wir als 
ausserordentlich wichtig betrachten.
akin: Ich frage da aus einer historischen Erfahrung. Die Gruenen waren 
sich zu Anfang alle miteinander einig, dass sie fuer Umweltschutz 
sind, aber sonst war inhaltlich nix da an Gemeinsamkeit. Und dieses 
Nix haelt sich bis heute bei den Gruenen. Sie sind sich ausser 
Umweltschutz ueber nix einig. Also: Ich koennt genauso eine 
Raucherpartei oder eine Hanfpartei oder eine Fahrradpartei gruenden. 
Ist es sinnvoll da eine Partei gruenden zu wollen und damit bei Wahlen 
andere Parteien wie bspw. die Gruenen oder die KPOe 
auszukonkurrenzieren?
V.L.: Also ich glaub sehr wohl, dass das richtig ist, einfach aufgrund 
der Wichtigkeit der Themen. Es wird sich sicher eine Themenerweiterung 
geben und da werden wir sicher aehnlich Probleme haben wie die 
Gruenen. Und da werden dann auch sicher Leute abspringen. Wir wollen 
auch versuchen, dass wir das ganze basisdemokratisch schaffen und da 
wird es sicher viele Konflikte in der Partei geben. Ja, wir haben nur 
diese Themen, wo wir uns momentan einig sind. Aber das hat sehr wohl 
eine Berechtigung, weil sonst diese Themen in der Politik untergehen 
wuerden. Also wenn wir als Piratenpartei erreichen, dass unsere Themen 
von den anderen Parteien staerker wahrgenommen werden und die sich 
besser informieren und weiterbilden und nicht in diesen Themen so 
ahnungslos entscheiden oder sich einfach nur von Lobbyisten 
beeinflussen lassen, dann haben wir auch schon was erreicht. Wir 
glauben an die Wichtigkeit dieser Themen und wenn die einmal nicht 
mehr so wichtig sind, dann wird es die Piratenpartei auch 
wahrscheinlich nicht mehr geben oder sie wird sich in ihrer Form 
veraendern.
T.Z.: Es gibt bei unserer Partei bei den Kernthemen einen Konsens, 
aber wenn es um andere Themen geht, ist die Meinung der Mitglieder 
sehr viel breiter gefaechert. Da stellt sich die Frage, ob diese 
Vielzahl der Meinungen in der Bevoelkerung in unserer Demokratie, wie 
wir sie heute kennen als repraesentative, als Parteiensystem, 
ueberhaupt vernuenftig abbildbar ist. Wenn man sich immer fuer eine 
Partei entscheiden muss, dass dann meist nur als das kleinste Uebel 
empfunden wird...
akin: Die Vorstellung, die man hat, wenn man hoert: "Piratenpartei", 
ist: Naja, dass ist so eine Maennerpartei fuer 16-30jaehrige "Digitale 
Eingeborene", die gerne Gratismusik auf der Festplatte haben und man 
denkt unwillkuerlich an das Hollywood-Klischee des blassen, starke 
Brillen tragenden Jugendlichen, der sich nur aus Pizzakartons 
ernaehrt. Was Alter und Geschlecht angeht, wird man ja auf der 
Homepage bestaetig: Im Bundesvorstand lauter Maenner; der 
Bundesvorsitzende ist Jahrgang 1990 und der Aelteste im Vorstand ist 
juenger als ich und ich bin mit 42 ja auch noch kein Methusalem. Ist 
dieses Bild so ganz falsch?
V.L.: Dieses Bild ist sicher nicht ganz falsch. Aber das muss ja nicht 
so bleiben. Durch den Ursprung der Piratenpartei ist einfach der 
Vorsprung dieser Altersgruppe und Informatiklastigkeit gegeben. Wenn 
wir Buerger- und Menschenrechte staerker in unser Programm aufnehmen 
und so bald wir das ausgearbeitet haben, ist es wohl schon moeglich, 
dass wir Frauen und ganz andere Altersgruppen ansprechen werden. Diese 
Themen sind eben in den Nachrichten, die ein typischer Informatiker 
liest, sehr stark vertreten. In den Nachrichten, die man so als 
Normalbuerger mitkriegt, ist das nicht so. Aber dennoch sind diese 
Themen fuer andere Bevoelkerungsgruppen nicht uninteressant. Man muss 
schauen, dass man die Themen so formuliert, dass sie auch anderen 
zugaenglich sind.
akin: Wenn man die Piratenpartei eh nur braucht, um Druck auszuueben, 
dann verstehe ich aber diese Parteifoermigkeit mit Bundes- und 
Landesvorstaenden nicht. Das ganze Pipapo ist doch nicht notwendig 
oder?
T.Z.: Wir hatten voriges Jahr eine Generalversammlung, bei der 
Statuten vorgeschlagen und beschlossen wurden, die nicht sehr 
ausgegoren waren und dadurch wurde auch sehr viel Buerokratie in die 
Partei gebracht, die uns gerade etwas auf den Kopf faellt. Was davon 
wirklich notwendig ist, wird sich in Zukunft noch zeigen.
V.L.: Es war am Anfang sicher noch sehr viel informeller als es jetzt 
ist. Es hat einfach gewisse Leute in der Partei gegeben, die das so 
gewuenscht haben und die haben sich -- zumindest voruebergehend --  
offensichtlich durchgesetzt.
akin: Ist das eher ein inhaltlicher Konflikt oder eher ein 
persoenlicher?
T.Z.: Ich sehe den Konflikt eher persoenlich, wobei es auch inhaltlich 
sehr unterschiedliche Standpunkte gibt, weil auch die Themen sehr 
stark im Konflikt stehen. Da steht im Programm der Piratenpartei 
Transparenz gegenueber Datenschutz. Das sind zwei direkt im 
Widerspruch stehende Themen. Es gibt zum Beispiel den Wunsch vieler 
Mitglieder, dass der Bundesvorstand seine Telefonkonferenzen 
aufzeichnen und veroeffentlichen soll. Wohingegen der 
Bundesvorstand -- inwiefern berechtigt, ist die andere Frage -- sagt, 
dass er nicht ueberwacht werden moechte.
akin: Eine andere Frage: Ich war sehr erstaunt, als ich eure Statuten 
gelesen habe: wieso sind die Mitglieder alle Piraten und keine 
PiratInnen?
V.L.: Also mir gefaellt dazu das Statement eines unserer Mitglieder, 
die Piraten seien schon laengst im Postfeminismus angekommen. Weil wir 
eben jeden Menschen als Mensch sehen. Ich bin damit einverstanden. 
Wird aber sicher nicht jede Frau sein.
akin: Entstanden ist ja die Internationale der Piratenpartei als 
Reaktion auf die Angriffe auf die File-Sharing-Boerse "The Pirate 
Bay" -- irgendwie klingt das alles sehr nach Kapitalismuskritik...?
T.Z.: Offizielle Kapitalismuskritik steht nicht im Parteiprogramm. 
Ausgehend von persoenlichen Gespraechen gibt es aber beide Seiten in 
der Partei. Also sowohl diejenigen, die sich intensiv fuer Reformen im 
Kapitalismus einsetzen als auch einige, die mit dem System ganz 
zufrieden sind.
akin: Bei den Tauschboersen geht es aber nicht nur um Musik, es geht 
auch um Software, das ist ja auch Intellectual Property...
V.L.: In dem Sinne kritisieren wir das auf jeden Fall...
akin: ... das ist ja DAS Produktionsmittel des 21.Jahrhunderts. Also 
denk ich mir, dass es dazu doch bald ein paar ausformulierter Thesen 
geben kann...?
V.L.: Also soviel ich weiss, ist bis jetzt nicht dieser Schritt 
gemacht worden, dass dieser Bereich des Kapitalismus ausgeweitet 
worden waere auf das ganze System. Koennte leicht sein, dass das noch 
passiert, aber momentan ist das nicht der Fall.
akin: Wenn man von Geistigen Eigentum redet, muss man aber natuerlich 
davon reden, wovon diese Bewegung ausgegangen ist, naemlich von der 
Jugendbewegung des Musik-"Raubkopierens". Jetzt kommt natuerlich die 
klassische Frage: Wer soll noch als Beruf ein Werk schaffen, wenn er 
davon ausgehen muss, dass es ihm dann geklaut wird?
T.Z.: Es geht ja nicht ums Klauen der Werke, sondern es geht darum, 
dass das Tauschen von Musik, das seit Urzeiten, also seit es die 
technischen Moeglichkeiten dazu gegeben hat, stattgefunden hat, 
heutzutage zunehmend durch Kopierschutzmassnahmen verhindert und 
kriminalisiert wird. Es ist einfach nur mehr eine Frage der Zeit in 
der aktuellen Entwicklung, bis die Kinder vom Schulhof in Handschellen 
abgefuehrt werden.
V.L.: Es geht auch nicht darum, den Kunstschaffenden die Finanzierung 
zu entziehen. Momentan wird das eher von den Konzernen verfolgt und 
von Kuenstlern diese Art von Tauschen oft sogar unterstuetzt. Es geht 
einfach darum, das alles neu zu ueberlegen und ein System zu 
erarbeiten, bei dem eben diese Kunstschaffenden profitieren und nicht 
irgendeine Verwertungsindustrie, die dazwischen steht. Dieses Kopieren 
und Tauschen von bereits Geschaffenem ist ja etwas, was Kreativitaet 
eher foerdert. Es gibt z.B. auf Youtube tausende Videos, die andere 
Videos als Vorlage nehmen und auf dieser Basis kreativ weiterarbeiten. 
Solche Sachen sollte man doch foerdern und ermoeglichen und nicht 
durch Repression einschraenken.
V.L.: Es gibt einfach eine Kultur, die sich entwickelt hat und die ist 
Realitaet. Und die Gesetzeslage muesste die Realitaet widerspiegeln. 
Man kann nicht eine ganze Generation kriminalisieren, man muss einfach 
anerkennen, dass die Wahrnehmung, was Recht ist, sich in dieser 
Generation auch veraendert hat. Und man darf das nicht ignorieren und 
versuchen von oben durch Druck und mit Ahnungslosigkeit zu 
unterdruecken, sondern man muss sich ueberlegen, ob da vielleicht was 
nicht stimmt, wenn das von einer Mehrheit anders wahrgenommen wird.
T.Z.: Man sollte auch nicht vergessen, dass alle Leermedien, 
USB-Sticks, Festplatten, Komplettsysteme, CD-Rohlinge, 
Tonbandcassetten, Videocassetten... mit Urheberrechtsabgaben belegt 
sind, waehrend die Content-Industrie -- womoeglich genau mit diesem 
Geld, das sie aus Urheberrechtsabgaben bekommt -- daran forscht, wie 
sie verhindern kann, dass diese Datentraeger kopiert werden -- wofuer 
diese Urheberrechtsabgabe urspruenglich eingefuehrt wurde, naemlich, 
dass man eben kopieren darf.
akin: Also schoen, wir haben da jetzt eine Piratenpartei. Doch wozu? 
Was ist mit der Community, die ist ja auch nicht so schwach... Der 
Widerstand im Netz existiert doch sowieso. Man kann doch auch so etwas 
machen...
T.Z.: Natuerlich existiert der Widerstand im Netz. Es gibt zahlreiche 
Gruppierungen, zum Beispiel das Metalab, die quintessenz, die Big 
Brother Awards, die sich alle gemeinsam irgendwo dagegen wehren, dass 
das Internet von der Politik vereinnahmt wird. Die Politiker sind es 
gewohnt, in Zeitungen ein Interview zu geben, einseitig zu agieren, 
nichts zurueckzubekommen, waehrend wenn ein Politiker auf Twitter 
etwas schreibt, dann schreibt er als einer von Tausenden. Es gibt auf 
Twitter auch keinen Unterschied, ob das jetzt ein wichtiger Politiker 
ist oder irgendein deutscher blogger. Fefe (1) hat aehnlich viel 
Follower wie Angela Merkel. Man merkt den Unterschied nicht, ob das 
jetzt ein wichtiger Politiker ist, sondern es geht nur um die Inhalte.
akin: Also bei den Sozialen Netzwerken geht es da schon auch um 
Prominenz. Das ist dann auch keine Egalitaet...
T.Z.: Nein, also Twitter ist eine Schwarmintelligenz. Wichtige und 
interessante Meldungen werden von anderen Usern weiterverbreitet, 
waehrend so Meldungen, dass ein gelbes Fahrrad in China umgefallen 
ist, einmal getwittert werden, und sich dann verlieren.
akin: Nunja, vielleicht sind diese Meldungen interessant, aber 
vielleicht auch falsch... Das ist so wie mit Wikipedia. Wenn ich mir 
ein gebundenes Lexikon anschaue, dann steht da eine "Autoritaet" 
dahinter, die gesagt hat: So ist das! Das Schoene an Wikipedia ist, 
es gibt immer auch eine Diskussionsseite dazu. Nur die Frage ist: 
Wer schaut sich die an?
T.Z.: Da muessen wir noch einen langen Weg gehen bis zur 
Medienkompetenz der Leute. Die deutsche Wikipedia geht ja mehr in die 
Richtung, dass die Inhalte so zensiert werden, dass sie nach Meinung 
der Administratoren korrekt sind, so dass alles, was nicht hinreichend 
mit Quellenangaben belegt werden kann, geloescht wird, dass alles was 
nach Meinung dieser Leute nicht oder nicht ausreichend relevant ist, 
geloescht wird, waehrend die amerikanische Wikipedia doch noch eher 
versucht, das Wissen der gesamten Menschheit zu sammeln, egal wie 
unwichtig es auch erscheinen mag. Da gibt es kaum Loeschungen und beim 
Benutzer wird einfach versucht, eine Medienkompetenz herzustellen, 
dass er selbst entscheiden kann, was er glaubt und was er nicht 
glaubt, ob er auf der Diskussionsseite nachsieht oder auch auf anderen 
Seiten, ob die Informationen, die er gefunden hat, korrekt sind.
V.L.: Also ich moecht nochmal zurueck zu der Frage, wie stark die 
Community sei. Also ich bin 21, wenn ich da an meine juengeren 
Geschwister denke, glaube ich, dass die schon ganz anders mit dem 
Internet aufwachsen. Die wachsen schon in diesen Social Networks auf 
und haben wieder schon eine andere Wahrnehmung als wir.
akin: Siehst du dich schon als Digital Native oder doch noch als 
Einwanderin?
V.L.: Ich sehe mich schon als Digital Native. Aber ich glaube, dass 
die Frage wie stark die Community ist, nicht mehr so relevant ist, 
weil gerade eben z.B. durch die Piratenparteien die Themen auch in 
andere Bevoelkerungsgruppen getragen werden, eben heraus aus dieser 
Community. Das ist auch notwendig, weil zum Beispiel die 
Urheberrechtsindustrie mit ACTA (2) ganz gewaltig Grenzen 
ueberschreitet. Da gehts unter anderem darum, dass z.B. die Internet 
Service Provider, also die, die den Zugang zum Internet ermoeglichen, 
verpflichtet werden sollen, jedes einzelne Paket, das ueber ihre 
Leitung geht, zu ueberpruefen, ob Inhalte dabei sind, die das 
Urheberrecht verletzen. Also da soll eine Zensur und eine Ueberwachung 
fuer das komplette Internet eingefuehrt werden, mit entsprechenden 
Strafen, die bis zu Gefaengnisstrafen gehen. Ja, das Ende des 
Internets, wie wir es jetzt kennen, waere das.
T.Z.: Was zu ACTA auch noch zu sagen waere: geplant -- zumindest ist 
das immer in der Diskussion -- ist auch die "Three-Strikes-Regelung" 
und da ist geplant, wenn ein User erwischt wird bei einer 
Urheberrechtsverletzung im Internet, dann wird er beim dritten Mal 
einfach vom Internet getrennt.
V.L.: Ich muss noch ergaenzen, dass ACTA nicht nur das Internet 
betrifft, da gehts eben auch um Patente auf Medikamente und 
aehnliches. Zusaetzlich wird unser Rechtsstaat gleich auch mit in 
Frage gestellt, weil die Frage ist, wie kann man gegen solche 
internationalen Abkommen berufen? Was gibts da fuer eine 
Rechtsinstanz, wenn man zu Unrecht verurteilt worden ist, ohne jedes 
Gerichtsverfahren u.s.w. Das ist ein sehr weitreichendes Thema, das es 
verdient, von der Piratenpartei mit moeglichst viel Kraft an die 
Oeffentlichkeit gebracht zu werden.
akin: Ich danke fuer das Interview!
Interview: Bernhard Redl
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(1) Anm.: Fefes Blog ist ein Watchblog des deutschen 
IT-Sicherheitsexperten Felix von Leitner, Spitzname Fefe. Von Leitner 
kommentiert dort vorwiegend das Tagesgeschehen, aber auch 
Software-Sicherheitsprobleme und Leaks
(2) Anti-Counterfeiting Trade Agreement, Handelsabkommen gegen 
Faelschungen, s.a. http://www.anti-acta.com
*
Das komplette, halbstuendige Interview ist nachzuhoeren unter: 
http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=18891
Link zur Piratenpartei: http://www.piratenpartei.at
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