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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. Oktober 2010; 21:52
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Soziales/Initiativen:
> Wenigstens ein bisschen Protest
Berichte zu den Aktionen in Oesterreich anlaesslich des
Internationalen Aktionstags gegen die kapitalistischen Krisen
(ausgerufen vom Europaeischen Gewerkschaftsbund, unterstuetzt vom
Europaeischen Sozialforum).
GMUNDEN 29.9.: SchuelerInnen der Berufschule fuer metallverarbeitende
Berufe organisieren einen mehrstuendigen Schulstreik ( Schulzeit ist
bei Lehrlingen Arbeitszeit!) und "erklaeren sich mit den kaempfenden
ArbeiterInnen solidarisch"
VILLACH 30.9.: Etwa 100 Personen haben sich in Villach am 30.
September im Laufe der 4-stuendigen Aktion Zeit genommen, sich
hinzusetzen, etwas kostenloses zu essen, der Musik zu lauschen und die
Ausstellung "Geht's der Wirtschaft gut ..." zu betrachten, miteinander
ins Gespraech kommen. Auch einige Migrant/innen haben sich
dazugesellt, etwas, was gar nicht so selbstverstaendlich ist.
"Lassen wir's uns gut gehen!" war die Losung. Ziel war es, dass am
Hauptplatz Villach Menschen zusammensitzen, miteinander ins Gespraech
kommen, sich darueber austauschen, wie es ihnen geht. Das ist sicher
eine Aktion, wie man sie sich nicht so ohne weiteres bei Protesten
gegen die neoliberale Krisensanierung erwartet: "Uns ist bewusst, dass
wir mit so einem positiven Signal die Menschen irritierten. Denn die
Erwartung an uns ist, dass wir politische Forderungen aufstellen, dass
wir demonstrieren ... Aber mit unserer Einladung zum 'Gut-gehen-Lassen'
haben wir bewusst auf ein anderes Zeichen gesetzt: Auf Innehalten und
gemeinsam Nachdenken. Wir wollen Fragen aufwerfen, die sich wohl die
meisten Menschen manchmal stellen, z.B. Warum eigentlich muss es uns
immer schlechter gehen, damit es nicht noch schlechter wird? Warum
geht es dem Einzelnen so schlecht, wo es uns allen angeblich doch so
gut geht? Warum muessen wir immer mehr arbeiten, wenn uns doch die
(Erwerbs-)Arbeit offensichtlich ausgeht?"
Klar ist: Irgendwas laeuft gewaltig schief, und zwar im Kern unserer
Gesellschaft. Und das spuert jede und jeder: Durch Druck und Stress,
durch Burn-Out und Krankheit, immer mehr auch durch materielle Armut.
Da wird nur allzu gerne nach Suendenboecken (Auslaender/innen,
Minderleister ...) gesucht. In so einer Situation die Menschen zum
"Lassen wir's uns gut gehen!" aufzufordern ist wahrlich eine paradoxe
Intervention. Aber genau auf das kommt es an: Innezuhalten, scheinbare
Selbstverstaendlichkeit wie die vom Guertel-enger-schnallen
hinterfragen, sich auch einmal eingestehen zu duerfen, dass man es oft
nicht mehr schafft und im Anderen nicht mehr nur den Konkurrenten zu
sehen, sondern den Mitmenschen. Das mag nicht unmittelbar politisch
sein, aber ein Umdenken bei uns allen ist die Voraussetzung fuer
jegliches Weitertun, z.B. auch fuer politische Forderungen wie "Ein
gutes Leben fuer Alle"!
Ich bin persoenlich sehr zufrieden mit der Aktion.
Unabhaengig vom Aktionstag hat in Klagenfurt auch eine
Protestversammlung der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten
stattgefunden.
GRAZ 29.9.: sehr gute, hervorragend organisierte DEMO; viele Zugaenge
(attac; Gruene, KPOe-Steiermark; GLB;......; Steirische
Friedensplattform; LINKE-Steiermark), aber trotzdem nicht viele Leute
(80-100)
INNSBRUCK 29.9.: kleine Kundgebung mit ca.30-40 Personen.
LINZ 29.9.: Kundgebung in der Naehe der Voestalpine
WIEN 29.9.: Kundbegung im Resselpark 16-18h (gemeinsam mit
work{AT}ssocial); insgesamt rund 100 TeilnehmerInnen -- vor allem linke
GewerkschaftsaktivistInnen und Linke; weil am Abend mehrere Termine
waren, haben wir um 18h statt wie geplant um 19h aufgehoert -- was uns
LEID getan hat, weil einige GenossInnen (etwa von der ISP oder dem
GLB ) erst ab 18h Zeit hatten!
Schon seit laengerer Zeit war in Wien am 1.Oktober die
"Kroetenwanderung" geplant ("Her mit den Kroeten!", "Her mit der
Sozialmilliarde!", "Her mit der Bildungsmilliarde!"). Ein sehr breites
Spektrum hatte aufgerufen (inklusive der VIDA). 1000 Personen kamen.
Das ist beachtlich- liegt aber deutlich unter den Moeglichkeiten.
Trotz breitem Aufruferkreis kam vor allem die (Gewerkschafts-)linke.
Insgesamt laesst sich sagen, dass wir mit sehr bescheidenen Mitteln
und einer niedrigen Mobilisierungsbereitschaft einen kleinen Beitrag
geleistet haben, dass auch in Oesterreich zum 29.9. wenigstens ein
bisschen etwas passiert.
UND es gilt geruestet zu sein, wenn das BIS JETZT VERHEIMLICHTE
"Sparpaket" der Regierung auf dem Tisch liegt. Dann wird es notwendig
sein, auf der Basis BREITER AKTIONSEINHEITEN in ganz Oesterreich mit
voller Kraft praesent zu sein.
*Hermann Dworczak*
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