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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2010; 21:41
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Wien/Obdachlose:
> Notbetten umsonst? Das war einmal...
Der Fonds Soziales Wien fuehrt Miete fuer Obdachlose ein und nennt sie 
«Naechtigungsgebuehr»
Die am 1. September 2010 eingefuehrte Mindestsicherung, die die 
Sozialhilfe und andere Unterstuetzungen ersetzt, enthaelt im Regelfall 
186 Euro fuer den monatlichen Wohnbedarf. Die Gemeinde Wien bzw. ihre, 
fuer die Wohnungslosenhilfe zustaendige Gesellschaft Fonds Soziales 
Wien (FSW), wollen sich einen Grossteil dieses Betrages von den 
Aermsten der Armen zurueckholen. Damit bedeutet die Mindestsicherung 
fuer die Betroffenen eine Verschlechterung.
4 Euro pro Nacht, das sind 120 Euro im Monat, werden ab sofort von 
Obdachlosen verlangt, die sich in den Nachtquartieren der Caritas, des 
Roten Kreuzes, des Arbeiter Samariter-Bundes und der staedtischen 
Gesellschaft «Wieder Wohnen» vor der Winterkaelte schuetzen. In der 
Regel bestehen diese Notquartiere aus Kabinetten mit fuenf Betten, die 
in der Frueh verlassen werden muessen. Ein Schutz der Intimitaet ist 
unmoeglich. Unter solchen Bedingungen zu uebernachten, ist definitiv 
nicht WOHNEN. Dafuer den Wohnkosten-Anteil der Mindestsicherung zu 
kassieren, ist illegal.
Fuer eine Koje mit 5 Betten, um bei unserem Beispielfall zu bleiben, 
werden 600 Euro (5 mal 120) im Monat verlangt. Das entspricht der 
Miete fuer eine gut ausgestattete durchschnittliche Wohnung in guter 
Lage.
Der Caritas und den genannten weiteren Traegereinrichtungen, die die 
Nachtquartiere verwalten, aber vom FSW subventioniert werden, ist ihre 
voellige Abhaengigkeit von der Stadt vorgefuehrt worden. Sie sind 
gezwungen, diese am 1. September in Kraft getretene «Reform» zu 
exekutieren; ihre Einwaende wurden ignoriert. Der Sprecher der 
Caritas-Wohnungslosenhilfe erklaerte dem Augustin, seine Organisation 
habe immerhin durchsetzen koennen, dass die Notbetten in den ersten 2 
Monaten gratis benutzbar bleiben.
Die wichtigsten Einwaende:
- Die Zahl der Menschen, die auf der Strasse uebernachten, wird wegen 
der Einfuehrung der Naechtigungsgebuehr groesser werden. Vor allem 
fuer Suchtkranke wird die Gebuehr eine massive Barriere darstellen.
- Die durch den Verwaltungsaufwand entstehenden Kosten stehen in 
keiner Relation zum erwarteten finanziellen Ruecklauf.
- Die SozialarbeiterInnen der betreffenden Nachtquartiere werden in 
die Rolle von Exekutoren gepresst.
Nun wurde die Initiative fuer kostenlose Notschlafplaetze ("INKONO") 
von MitarbeiterInnen der Wiener Wohnungslosenhilfe gemeinsam mit dem 
Oesterreichischen Berufsverband der SozialarbeiterInnen, Landesgruppe 
Wien, ins Leben gerufen. Unterstuetzt wird die Initiative bisher von 
der Strassenzeitung Augustin, der Libertaeren Initiative Sozial 
Arbeitender (LISA) und der Interessensgemeinschaft GPA-djp 
work{AT}social. Die Initiative hat nun eine Unterschriftenaktion gegen 
die Obdachlosen-Miete gestartet.
(Robert Sommer, Augustin/akin)
Online-Petition: http://wohnungslos.wordpress.com/
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