**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2010; 21:44
**********************************************************

Initiativen:

> Das 'Freunde schuetzen'-Haus

In Wien-Meidling ist ein Wohnprojekt fuer Familien, die kurz vor einer
Abschiebung stehen, eroeffnet worden.

Das Wohnprojekt geht auf die Initiative der Rechtsberaterin Karin
Klaric vom Verein Purple Sheep und des Immobilientreuhaenders Hans
Joerg Ulreich zurueck. Ulreich ist der Vater eines Schulfreundes von
Bernard K., der im Februar mit seiner Familie in den Kosovo
abgeschoben worden ist. Der Unternehmer erklaerte seine Beweggruende:
"Bis jetzt habe ich ueber Abschiebeberichte in den Zeitungen einfach
druebergelesen und gedacht: Was geht mich das an?" Im Fruehjahr, als
der neun Jahre alte Freund seines Sohnes abgeschoben wurde, habe sich
das aber geaendert. "Wir sind ohnmaechtig zurueckgeblieben. Aus der
Ohnmacht entstand aber eine Wut auf das System", und diese habe ihn
angetrieben, etwas zu unternehmen. Ulreich stellte schliesslich das
Haus in Wien zur Verfuegung. Er hat ein Hintergebaeude niederreissen
lassen, um Raum zu schaffen und hat mit den BewohnerInnen und
GeschaeftsbetreiberInnen im Haus gesprochen und ihr Ja zu dem fuer
unbegrenzte Zeit angesetzte Projekt erwirkt.

Etwa 50 Familien finden in Wohnungen Platz, und auch im Hof liessen
sich Zelte aufstellen. Die Betroffenen werden in dieser schwierigen
Zeit rund um die Uhr betreut. Die Aufnahme der von der unmittelbaren
Abschiebung bedrohten Familien ist aber nicht die einzige Aufgabe der
Einrichtung.

Bei einer Pressekonferenz in der Einrichtung forderten die
InitiatorInnen des Vereins Zivilcourage und eine 'menschenwuerdige'
Politik. Sie rufen die Bevoelkerung auf, sich ein Bild zu machen. "Das
sind alles gut integrierte Familien, deren Asylverfahren aus ist. Sie
treten dann vom Asyl- in das fremdenpolizeiliche Verfahren ueber",
erklaerte die Rechtsberaterin. Die Praxis bei den Ueberpruefungen der
Polizei wuerden aber oft ueber die Schikane hinausgehen, im neuen
'Freunde schuetzen'-Haus soll die Situation deshalb dokumentiert
werde. Die Bezeichnung 'Freunde schuetzen' geht auf die namensgleiche
Initiative zurueck. Die Privatinitiative www.freundeschuetzen.at hat
es geschafft, in kuerzester Zeit rund 15.000 Unterschriften gegen die
Abschiebung gut integrierter Menschen und fuer die Umsetzung eines
fairen und menschlichen Bleiberechts zu sammeln. Doch entgegen aller
offiziellen Pressemeldungen des BMI hat sich die Situation fuer die
Betroffenen in der letzten Zeit weiter verschaerft und es musste
machtlos zugesehen werden, wie Familien und Kinder, die in Oesterreich
tief verwurzelt waren, in ein Herkunfts- und kein Heimatland
zurueckgeschickt wurden.

Ulreich moechte sich von der naechsten Generation nicht die Frage
stellen lassen muessen: "Warum habt ihr nichts gegen die
Grauslichkeiten getan?" Weiters uebte er scharfe Kritik an
Bundespraesident Heinz Fischer, welcher nicht auf die Abschiebepraxis
reagiere. "Steht in der Verfassung auch, dass ein Bundespraesident
keine Zivilcourage haben darf? Schaemen sie sich, Herr
Bundespraesident." Ulreich zeigte sich optimistisch, dass die
OesterreicherInnen nicht fremdenfeindlich sind:

Das 'Freunde Schuetzen Haus' soll ein Symbol der gelebten Zivilcourage
werden und eine Einladung ein aktives Zeichen zu setzen an all jene,
die sich - wie die OrganisatorInnen - zutiefst fuer das Unrecht, das
momentan tagtaeglich in Oesterreich passiert, schaemen.
(no-racism.net/bearb.)

Quelle: http://no-racism.net/article/3501

*

Siehe auch:
Interview mit Ulreich:
http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=18652
Video von der Pressekonfereinz zur Eroeffnung:
http://ichmachpolitik.at/questions/817


***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin