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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 30. Juni 2010; 00:47
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Zivildienst/Kommentar:
> Zuviel des Dienstes
Die Innenministerin, Frau Fekter, ist nicht unbedingt dafuer bekannt, 
gute Ideen zu haben. In der Frage des Zuvieldienstes ist sie 
allerdings einen Schritt zu weit gegangen. Sie hatte das Bestreben, 
dass die Zuvieldiensteinrichtungen fuer einen Gutteil ihrer 
Zuvieldiener die Kosten eigenstaendig tragen. Abgesehen davon, dass es 
sich bei den Traegereinrichtungen fast ausschliesslich um Vereine und 
Institutionen handelt, die ohnehin von der oeffentlichen Hand zu 
erhalten sind, haette dies eine blosse Kostenverschiebung und 
Kostenkosmetik im Interesse des Innenministeriums bedeutet.
Es handelt sich um eine skurrile Idee, wenn man/frau bedenkt, dass der 
Staat die jungen Maenner zwangsweise dazu verpflichtet, statt dem 
Grundwehrdienst einen Ersatzdienst abzuleisten. Dass die Ersatzdiener 
ungleich schlechteren Bedingungen ausgesetzt werden (sowohl materiell 
als auch vom zeitlichen Aufwand her) ist dem Druck und 
Durchsetzungsvermoegen der Armee sowie der Stahlhelmfraktion im 
Parlament geschuldet. Dass die Kosten fuer diesen staatlich 
verordneten Zwangsdienst aber ploetzlich die Einrichtungen tragen 
sollten, die sich der Zuvieldiener bedienen, schlaegt wohl dem Fass 
den Boden aus. Fuer die Aufrechterhaltung der zivilen 
Landesverteidigung sollten die Zuvieldiensttraegereinrichtungen die 
finanzielle Verantwortung zu in einem bislang unbekannten Ausmass zu 
tragen beginnen, die Idee der zivilen Landesverteidigung ist aber eine 
militaerische, mit dem Konzept der Umfassenden Landesverteidigung 
wurden die Zuvieldiener schliesslich in die Militaerstrategie 
integriert. Es ist schon heute ein Skandal, dass Traegereinrichtungen 
einen Teil der Kosten fuer die Zuvieldiener zu uebernehmen haben, 
somit eine rein militaerische Strategie bereit sind zu finanzieren, 
und die Zuvieldiener als ihre billigen Sklaven unbedingt erhalten 
wollen.
Auf massivem Druck, der primaer von den Blaulichtorganisationen 
ausgegangen ist -- welche uebrigens am meisten von den Zuvieldienern 
profitieren, sie zahlen auch am wenigsten - musste die Innenministerin 
Abstand von ihrer Idee nehmen. Ende gut, alles gut?
Naja. Die Zuvieldiensttraegereinrichtungen haben sich nicht gerade 
ruehmlich verhalten. Die grossen Organisationen, wie das Rote Kreuz, 
haben einfach um ihre Sklaven gekaempft. Es ist wieder einmal deutlich 
geworden, dass qualifiziertes Personal, welches korrekt zu entlohnen 
ist, unuebersehbar hoehere Kosten verursachen wuerde. Unter diesen 
Bedingungen geriet auch die Frau Fekter in Argumentationsnotstand.
Viele soziale Einrichtungen sind nicht einmal ansatzweise auf die Idee 
gekommen, endlich anstaendige Loehne und Gehaelter fuer gleichwertige 
Mitarbeiter einzufordern, sie wollten entweder nur die Bezahlung ihrer 
Zwangsdiener weiter gewaehrleistet wissen, oder aber daeumchendrehend 
etwas duemmlich schauend die Meinung vertreten, dass sie mit weniger 
Zuvieldienern das Auslangen werden finden muessen, selbstverstaendlich 
auf Kosten der regulaeren MitarbeiterInnen, die die zusaetzlichen 
Arbeiten dann zu uebernehmen haetten.
Die Idee ist geplatzt. Gewonnen haben die MitarbeiterInnen sozialer 
Einrichtungen, welche die zusaetzliche Arbeitsleistung nun nicht zu 
tragen haben. Gewonnen hat der Staat, der seine Zwangsdiener weiterhin 
zuweisen kann, gewonnen hat die Armee, die auf der Aufrechterhaltung 
der zivilen Landesverteidigung beharrt, gewonnen haben die 
Zuvieldiensttraegereinrichtungen, die gerne Zuvieldiener ausbeuten, 
verloren haben die Zuvieldiener. Es waere doch eine nette Idee 
gewesen, sich fuer den Wehrersatzdienst zu entscheiden, und dann gibt 
es keine Einrichtung, die einen aufnimmt. So quasi: i steh auf der 
Strass'n und wart auf a Platzerl, oba es kummt kans, kummt kans, kummt 
kans -- ja gewonnen: mit dem 35. Lebensjahr ist die 
Zuweisungsmoeglichkeit im Regelfall der Vergangenheit angehoerig. Das 
haette auf den ersten Blick gut ausgesehen, und man/frau koennte sich 
wuenschen, dass sich die Frau Fekter in vielen Fragen nicht 
durchsetzt, in diesem Fall aber schon, nur: auf den zweiten Blick 
sieht es nicht mehr so gut aus, die Zuvieldiensteinrichtungen haetten 
sich auch weiterhin auf diesem Sklavenmarkt herumgetrieben und es darf 
die Befuerchtung geaeussert werden, dass sie sich ihre Zuvieldiener 
entweder auf Kosten des uebrigens Personals erspart oder selber 
bezahlt haetten, da sich diese Variante immer noch rechnet.
*rosalia krenn*
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