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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 30. Juni 2010; 00:41
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Soziales/Analyse:
> Sinnloses Junktim von Mindestsicherung und Transparenzkonto
Echte Offenlegung aller Zuwendungen der oeffentlichen Haende waere auf 
jeden Fall sinnvoll, egal ob das Transparenzkonto frueher oder spaeter 
eingefuehrt wird. Bei der Mindestsicherung an sich ist durch die 
zentrale Steuerung ueber das AMS und die verpflichtende Offenlegung 
aller Bezuege ein Missbrauch von vornherein ausgeschlossen. Aber 
vielleicht soll ja die Transparenz bei den Foerderungen anderer 
Gruppen wie Landwirtschaft und Industrie verhindert werden.
Obwohl die Idee der bedarfsorientierten Mindestsicherung urspruenglich 
als kleiner Schritt in die richtige Richtung gesehen werden konnte, 
lehnen auch die Armutskonferenz und viele NGOs das jetzt vorliegende 
Konzept der bedarfsorientierten Mindestsicherung ab, weil die 
Aenderungen, immer nur wesentliche Verschlechterungen mit sich 
brachten:
- Die unzumutbaren "Zumutbarkeitsbestimmungen" fuer die 
Arbeitsvermittlung, werden angesichts der fehlenden Arbeitsplaetze 
eher als Zwang denn als Anreiz verstanden. So gelten zB. 
Betreuungspflichten nur bis zum vollendeten 3. Lebensjahr des Kindes 
als Entschuldigung fuer die Ablehnung eines Arbeitsplatzes.
- die Hoehe von 744 Euro wurde von 14 auf 12 malige Auszahlung p.a. 
verringert und liegt damit deutlich unter der von der EU vorgegebenen 
Armutsschwelle von derzeit ca. € 11.400,- pro Jahr.
- zu "schlechter Letzt" ist "Vermoegen" ueber 3.700,- Euro vorher 
aufzuloesen, was z.B. jede bisher angesparte private Altersvorsorge ad 
absurdum fuehrt, obwohl diese von der frueheren Regierung als Zusatz 
zur ASVG-Pension empfohlen wurde.
- Zwang zu Billigarbeit, Abbau der Vorsorge und zu wenig Geld fuers 
taegliche Leben!
Zusammen wird dies zu weiterer Verarmung und Prekarisierung beitragen, 
weil erzwungen billige Arbeit die ordentlichen Arbeitsplaetze 
gefaehrdet und Geldmangel die Kaufkraft fuer den privaten Konsum 
weiter senkt, ohne dass ein quantitativer Ausgleich durch die 
Mindestsicherung erfolgt.
Die Mindestsicherung wird damit zu einer Verschaerfung der Sozialhilfe 
degradiert, fuehrt zur weiteren Verringerung der sicheren 
Altersversorgung und zu Verschlechterungen fuer eine grosse Anzahl von 
Beduerftigen, auch wenn sie fuer einige Menschen in ganz wenigen 
Bereichen Verbesserungen bringen soll - wie z.B. die E-card fuer alle 
Unversicherten.
Obwohl diese Mindestsicherung abzulehnen ist, finde ich das unsinnige 
Junktim beschaemend, unsachlich und leicht durchschaubar als 
Provokation, die entweder parteipolitische Taktik zur weiteren 
Verschlechterung, Verzoegerung oder Verhinderung der Massnahme ist, 
oder der Verschleierung anderer Foerderungen geschuldet ist. Es ist 
ein offenes Geheimnis, dass zB. "Red Bull" Mateschitz und die 
britische Queen zu den groessten Empfaengern von 
EU-Landwirtschaftsfoerderungen gehoeren.
Vor dem Hintergrund der beschlossenen Milliardenhilfen fuer Banken, 
Investoren, Auto- und Ruestungsfirmen kann diese Verknuepfung von 
Mindestsicherung und Transparenzkonto nur als zynisch, abgehoben und 
kontraproduktiv empfunden werden.
Das oesterreichische Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt 
fordert seit Jahren ein bedingungsloses Grundeinkommen in Existenz und 
Teilhabe sichernder Hoehe, das die Betroffenen vor Armut schuetzen und 
die Existenzsicherung von der Erwerbsarbeit entkoppeln koennte. Dieses 
Instrument wuerde bei der Verwaltung sparen, den unteren 
Einkommensschichten helfen und dadurch den Konsum, das Kleingewerbe 
und die Eigeninitiative fuer zivilgesellschaftliches Engagement 
staerken.
*Robert Reischer*
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