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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. Juni 2010; 22:40
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Moderne Zeiten:

> No future im ORF

Der ORF muss zurueck ins 20.Jahrhundert. So will es die eben
beschlossene Novelle zu u.a. ORF-, KommAustria- und
Fernseh-Exclusiv-Gesetz. Denn mit diesen Gesetzesaenderungen duerften
wichtige Teile des Online-Angebots des ORF verschwinden. Unter anderem
wird wohl futurezone.orf.at dran glauben muessen -- eine Redaktion,
die im WWW zwar auch viele neuzeitliche Belanglosigkeiten bringt, sich
aber oft genug sehr ausfuehrlich und kritisch mit rechtlichen
Entwicklungen auf dem Gebiet der Informationsgesellschaft
auseinandersetzte -- Stichworte: Vorratsdatenspeicherung,
Internetsperren, glaeserner Mensch.

Die Begruendung: ORF Online duerfe nur mehr sendungsbegleitende
Inhalte ins Netz stellen -- wuerde der ORF jetzt eine Sendung machen,
die "Futurezone" heisst und die Inhalte der jetzigen Site ins
Fernsehen oder Radio bringen, dann koennte die Redaktion
weiterarbeiten. Allerdings zeigt der ORF daran bislang kaum Interesse.

Generell wird das Online-Angebot beschnitten. Userpostings sollen
erschwert werden, Nachrichtensendungen nicht allzulang im Netz stehen
bleiben duerfen. Ein Ausbau von Textnachrichtenservices auf regionaler
Ebene wird unterbunden. Auch interaktive Verknuepfungen mit Social
Networks wie Facebook muessen in Hinkunft unterbleiben. D.h. der ORF
(die Privatrundfunkstationen sind von den neuen gesetzlichen
Bestimmungen nur teilweise betroffen) darf sich nicht weiter in
Richtung Medienverbund weiterentwickeln -- was angesichts der modernen
Medienwelt ein wenig steinzeitlich anmutet.

Ebenso wird auch mit der generellen Fernsehfoerderung umgegangen --
Online-Inhalte der Sender sind nicht foerderungswuerdig. Die
Begruendung dafuer ist der oeffentliche Versorgungsauftrag -- und da
wird generell klar, wie weit die Legisten hinter der Realitaet
herhinken. So steht in den Erlaeuterungen zu lesen: "Die Beschraenkung
des Anwendungsbereichs ergibt sich aus der Zielsetzung, mit den
Foerderinstrumenten die Erbringung eines vielfaeltigen und
hochwertigen Programmangebots fuer eine moeglichst breite
Oeffentlichkeit zu unterstuetzen; angesichts der noch nicht
umfassenden Internetverbreitung in Oesterreich und damit verbunden der
Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Bevoelkerung von solchen
Onlinediensten ausgeschlossen waere, ist die Foerderung daher auf den
'klassischen' Fernsehbereich zu beschraenken." Dass es schon viele
Haushalte gibt, wo zwar Breitband-Internet vorhanden ist, aber kein
Fernseher mehr, scheint den Verfassern der Erlaeuterungen entgangen zu
sein.

Wer diese Beschraenkungen durchgesetzt hat, ist aber auch klar, denn
ohne Scham wird von der Regierung zugegeben, dass hier die Einigung
mit dem Verband der Oesterreichischen Zeitungsherausgeber erzielt
werden musste. Anstatt aber den tatsaechlich darbenden
Qualitaetsprintmedien via Pressefoerderung zu helfen, beschneidet man
den ORF.

An der Rettung der Futurezone indes wird gearbeitet. Im Netz findet
sich schoen langsam eine Community zusammen, die vorhat, die
Futurezone weiterfuehren zu wollen. Allerdings ist fraglich, ob dabei
mehr herauskommt, als eine massenhafte Willenserklaerung auf einer
Facebook-Seite...
*Bernhard Redl*



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